Die Schatten von Valoria 1 – Spiel der Macht
Zusammenfassung
4 / 5 Sternen
4
Obwohl mir etwas Action und Spannung gefehlt haben, hat es mich mit seinem ernsten Thema, den vielen hintergründigen Fragen, die es aufwirft und mit den leisen Tönen am Ende doch noch überzeugen können.
Auch dieses Buch hat mich auf den ersten Blick wieder total begeistert. Ich liebe das Cover und auch der Klappentext klang total vielversprechend, deshalb musste ich es natürlich sofort lesen.
Inhalt
In Valoria bleiben einem jungen Mädchen nur zwei Optionen: Entweder es tritt der Armee bei oder heiratet mit nur 20 Jahren. Kestrel ist davon wenig begeistert. Obwohl sie die Tochter des ranghöchsten Generals ist, zeigt sie keinerlei Ambitionen, in die Armee einzutreten und obwohl es auch nicht an Heiratskandidaten mangelt, gefällt ihr auch diese Richtung nicht. Stattdessen gibt sie sich am liebsten voll und ganz dem Klavierspiel hin.
Doch das ist eigentlich eine Aufgabe für einen Sklaven. Ein Sklave, wie Arin, den sie aus einem völlig unerklärlichen Grund auf einer Auktion ersteigert. Was sah sie in dem jungen Mann, das sie plötzlich dazu veranlasst hat, auf ihn zu bieten? Und welches Geheimnis verbirgt Arin?
Als Kestrel herausfindet, was hinter all dem steckt, ist es für sie jedoch fast schon zu spät … .
Meine Meinung
Im ersten Kapitel lernt man Kestrel kennen und erfährt sofort, dass sie eine selbstbewusste, junge Frau ist, die sich nicht immer an die Regeln und Konventionen ihrer Gesellschaft hält und gerne mal ihren eigenen Kopf durchsetzt. Doch obwohl mir das an ihr sehr gut gefiel, hatte ich andererseits auch etwas das Gefühl, dass sie doch sehr egoistisch ist. Manchmal kam es mir so vor, als würde sie sich nur um ihrer selbst Willen gegen Regeln auflehnen und nicht, weil sie diese z.B. hinterfragt. Vor allem zu Beginn des Buches scheint es ihr vollkommen egal zu sein, dass ihre Sklaven selbst einmal die Besitzer ihres Landes und Heimes waren, dass sie von ihrem Volk in einem blutigen Krieg enteignet und versklavt wurden. Das Schicksal der Herrani bekümmert sie kaum, vor allem, wenn sie keinen direkten Bezug zu ihr haben. Das hat mich anfangs doch sehr an ihr gestört, weil ich eigentlich dachte, eine kluge und kritische junge Frau vor mir zu haben.
Bereits im ersten Kapitel kommt auch Arin zu der Geschichte hinzu. Er wirkt sofort sehr kämpferisch und aufrührerisch, was ich richtig gut fand und ich dachte, mit ihm würde einiges an Spannung aufkommen. Ich rechnet fest damit, dass er aufbegehren und sich lautstark gegen die Sklaverei auflehnen würde, doch leider dröppelt die Geschichte erst einmal vor sich hin und man findet sich in diversen Alltagshandlungen wieder. Arin arbeitet als Schmied, während Kestrel Gesellschaften besucht, sich mit Kleiderfragen auseinandersetzt und ihre Freunde zu einer Partie „Biss und Stich“ einlädt. Ehrlich gesagt hatte ich mir etwas mehr Action gewünscht. Doch das Buch ist eher wie das Spiel, das darin beschrieben wird: Die Protagonisten bringen langsam ihre Spielsteine in Stellung, sie überlegen, entwickeln Strategien und schließen Verbindungen mit anderen. Das läuft jedoch größtenteils im Hintergrund ab. Manchmal bekommt man kleine Einblicke, vor allem aus Sicht von Arin, doch irgendwie hätte ich das gerne präsenter in der Geschichte gehabt. Für meinen Teil lief das alles viel zu ruhig ab, es gab nicht wirklich große Überraschungen und die Spannung hat mir eigentlich gänzlich gefehlt.
Trotzdem lässt sich das Buch sehr gut lesen. Ich mochte vor allem die Idee dahinter: Es gibt zwei Völker: Die Valorianer und die Herrani. Und wie es so ist, beschließt der Herrscher der einen Seite irgendwann einfach, dass er seine Macht und sein Land vergrößern möchte und nimmt sich etwas, das ihm nicht gehört und zwar mit Gewalt. So fielen die Valorianer über die Herrani her, haben ihren Besitz beschlagnahmt und sie versklavt. Natürlich denken die Valorianer, sie wären etwas Besseres und den Herrani weit überlegen. Zwischen den Zeilen kann man wirklich sehr schön die Denkweise der Völker, aber auch der einzelnen Charaktere herauslesen. Unweigerlich muss man sich deshalb beim Lesen mit diesem ernsten Thema beschäftigen. Was macht ein Volk, einen Menschen besser oder schlechter? Kann man nicht in Frieden nebeneinander existieren, voneinander lernen und profitieren? Welche Opfer ist man bereit zu bringen und wie weit geht man für „seine Sache“? Was ist gerechtfertigt und wo sind die Grenzen? Ich finde, diese Fragen greift das Buch sehr gut auf und damit brachte es mich wirklich zum Nachdenken. Wer hätte gedacht, dass hinter der Geschichte so viel Ernst stecken würde? Damit hat mich das Buch schließlich doch noch in einen Sog gezogen, der mich nicht mehr loslassen wollte.
Am Ende werden die Karten sogar noch einmal ganz neu gemischt und ich frage mich wirklich, wie die Autorin das ganze Geschehen auflösen wird und hoffe, dass sie das Potenzial, das sich zum Schluss aufbaut, nutzen wird um mich noch einmal richtig zu überraschen.
Fazit
„Spiel der Macht“, der erste Teil der „Die Schatten von Valoria“ hat für mich eine ganz andere Richtung eingeschlagen, als ich anfangs gedacht hatte. Obwohl mir etwas Action und Spannung gefehlt haben, hat es mich mit seinem ernsten Thema, den vielen hintergründigen Fragen, die es aufwirft und mit den leisen Tönen am Ende doch noch überzeugen können.
Titel: Die Schatten von Valoria – Spiel der Macht
Autorin: Marie Rutkoski
Übersetzerin: Barbara Imgrund
Verlag und Bildrechte: Carlsen Verlag
Seitenzahl: 368
Preis: 19,99 € (D)
ISBN: 978-3551583888
Status: Rezensionsexemplar
Foto: © Monika Schulze
Cover: © Carlsen Verlag