Familiengeschichte,  Rezension

Das Seehaus

Cover 

 

 Titel: Das Seehaus
 Autor/in: Kate Morton
 Übersetzer/in: Charlotte Breuer und Norbert Möllemann
 Verlag: Diana
 Seitenzahl: 600

 Preis: 22,99 € (D)

 Cover / Bildrechte: Randomhouse / Diana

 

Inhalt:

Mittsommernacht 1933: Die Familie Edevane freut sich auf ein prachtvolles Fest. Doch am nächsten Tag wird dieses von einem schrecklichen Ereignis überschattet: Der kleine Theo ist spurlos verschwunden. Eine Tragödie, von der sich die Familienmitglieder nie erholen und das Haus am See für immer verlassen.

Siebzig Jahre später stößt die suspendierte Polizistin Sadie beim Joggen durch Zufall auf das verlassene Anwesen. Was ist in dem Haus am See geschehen? Sadie, von Neugier getrieben, nimmt die  Ermittlungen auf und kommt schließlich dem Familiengeheimnis auf die Spur. Ein Geheimnis, das nicht nur die überlebenden Mitglieder der Familie Edevane für immer verändert… .

Meine Meinung:

Das Buch beginnt 1933 und man begleitet die sechzehnjährige Alice Edevane in der Nacht der Mittsommerparty. Doch was man da erfährt, lässt einen höchstens die wildesten Spekulationen anstellen, denn von der Lösung, was wirklich in jener Nacht passiert ist, ist man noch weit entfernt. Die Neugierde war bei mir jedoch ab da noch mehr geweckt.
Danach springt man ins Jahr 2003 und lernt Sadie und ihr eigenes, berufliches und privates Dilemma ein bisschen kennen. Schnell wird klar, dass auch hier eine eigene Geschichte auf den Leser wartet, die der Protagonistin etwas mehr Tiefgang verleiht. Doch auch hier hält sich die Autorin Kate Morton erst einmal noch bedeckt, was genau hinter den ganzen Ereignissen steckt.
Fortan springt man zwischen den Zeiten hin und her und lernt mehrere Mitglieder der Familie Edevane kennen. Ich war etwas überrascht, da ich eigentlich damit gerechnet hatte, die Geschichte würde sich hauptsächlich um Alice drehen, die zum Zeitpunkt des Geschehens sechzehn Jahre alt war und auch 2003 noch lebt. Doch Kate Morton beschränkt sich nicht nur auf eine Person, sondern gibt Einblicke in die gesamte Familie und ihre Denkweise. So erfährt man aus verschiedenen Perspektiven, was in jener Nacht passiert ist, ohne jedoch wirklich die Lösung präsentiert zu bekommen. Ich finde es großartig, wie es dieser Autorin immer wieder gelingt, mich auf falsche Fährten zu locken, so dass ich die wildesten Spekulationen anstelle und gerade, wenn ich meine, der Lösung des Geheimnisses nahe zu sein, alles noch einmal umschmeißt. So bin ich auch dieses Mal wieder an den Seiten geklebt, um jeden noch so kleinen Hinweis aufzusaugen und in das Gesamtbild einzufügen. Es macht einfach sehr viel Spaß, gemeinsam mit der Protagonistin Sadie Detektiv zu spielen.
Sehr schön ist dabei auch die Darstellung der Familie Edevane. Jeder Charakter bekommt seine Eigenschaften, seinen Platz innerhalb der Familie, seine zugeschriebene Rolle, an die er sich dann jedoch nicht immer hält. Ich fand es toll, mich in die Familie hineinzudenken, zu überlegen, wie ich in manch einer Situation gehandelt hätte und zu überlegen, was wohl hinter den Taten der einzelnen Mitglieder steckt. Die einzelnen Personen waren so liebevoll dargestellt und jede auf ihre Weise beschrieben, so dass sie vor meinen Augen richtig lebendig wurden. Dabei hat die Autorin immer auch darauf geachtet, die Begebenheiten der jeweiligen Zeit, wie z.B. die Rolle der Frau, authentisch in die Geschichte einzuarbeiten, was ich sehr spannend fand.
Trotz all dieser Geheimniskrämerei und der verschiedenen Rollenbilder, die es zu erfüllen gibt, vergisst Kate Morton jedoch auch die Emotionen nicht. Ich war richtig erstaunt, wie ich mit den einzelnen Familienmitgliedern mitgefiebert, gelitten und gelacht habe. Es war fast so, als wäre ich mit der Familie Edevane verbunden gewesen, so sehr zog sie mich in ihren Bann. 
Dazu gibt es eine bezaubernde Kulisse: Das Haus am See. Die einzelnen Orte wurden so malerisch beschrieben, dass ich sie mir bildlich vorstellen konnte, gerne aber auch wirklich einen Ausflug dorthin unternommen und die Orte selbst erkundet hätte. 
Und dann das Ende … ich kann nur sagen: WOW. Ich hab mit vielem gerechnet, aber nicht damit und ganz sicher auch nicht, dass sich der Kreis so perfekt schließen würde. Einfach nur total gut gelungen und absolut stimmig.

Fazit:

Kate Morton konnte mich mit „Das Seehaus“ wieder total begeistern. Obwohl das Buch 600 Seiten hat, ist es an keiner Stelle langweilig, so sehr wird man von der Familie Edevane und dem Haus am See in den Bann gezogen. Ich liebte es, die Motive der einzelnen Mitglieder zu erforschen, den Ereignissen nachzuspüren und Hinweise zu sammeln. Es machte mir riesig Spaß gemeinsam mit Sadie die Ermittlungen aufzunehmen und in der Familiengeschichte zu versinken. Trotz aller Detektivarbeit gelang es mir jedoch nicht, die wirklich Geschichte aufzudecken, so dass ich am Ende richtig überrascht und begeistert war.
Wer Familiengeschichten und –geheimnisse mag, darf nicht an Kate Morton vorbeigehen, sie ist eine Meisterin auf diesem Gebiet und ich liebe ihre Bücher.

Von mir bekommt das Buch 5 Punkte von 5.

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