Schneeflockentanz
Zusammenfassung
5 / 5 Sternen
5
Was für eine unglaublich schöne Weihnachtsgeschichte. Dabei geht es hier nicht nur um die Liebe, sondern um so viel mehr und trotzdem kann man das Buch einfach nur genießen.
*Werbung / Rezensionsexemplar
Inhalt
Nach ihrer Schulzeit hat Ella ihrem Heimatort Clearmoor den Rücken gekehrt und wollte eigentlich nicht mehr zurückkommen. Doch nach dem Tod ihres Vaters muss sie sich um die Farm kümmern, die ihr dieser überlassen hat.
Dort begegnet sie auch dem neuen Verwalter: Nathan. Dieser ist jedoch kein Unbekannter für Ella. Ist er doch mit der Grund, warum sie Clearmoor verlassen hat. Ella ist sich sicher, dass das ein katastrophales Weihnachtsfest für sie wird.
Doch dann findet sie in ihrem alten Märchenbuch einen Brief ihres Vaters und es folgt jeden Tag ein weiterer, der ihr eine vorweihnachtliche Aufgabe stellt. Gemeinsam mit Nathan will sie diese umsetzen und so ihrem Vater noch ein letztes Mal nahe sein.
Meine Meinung
Die Geschichte beginnt am 30. November, als Ella gerade nach dem Tod ihres Vaters wieder auf der Farm ankommt. Ihr Vater war die einzige Familie, die sie noch hatte und jetzt fühlt sie sich ziemlich einsam. Doch sie muss den Nachlass ihres Vaters klären und einen Käufer für die Farm finden. Sie selbst kann sich nicht vorstellen zurück nach Clearmoor zu ziehen, da sie in ihrer Jugend dort schlechte Erfahrungen gemacht hat und eigentlich nie lange irgendwo bleibt. Lea Freidinger ist es sehr gut gelungen, mir auf nur wenigen Seiten die Protagonistin und ihre Gefühle näherzubringen. Ich habe die Einsamkeit und Traurigkeit in ihr geradezu selbst gespürt und hatte Mitgefühl mit Ella. Obwohl sie zu einer selbstbewussten, jungen Frau geworden ist, die genau weiß, was sie will, hat man doch ein wenig das Gefühl, dass sie etwas verloren ist und ihren Platz in der Welt noch nicht ganz gefunden hat.
Als sie auf der Farm den Verwalter Nathan trifft, ist sie mehr als überrascht. Ihr Vater hat ihr nämlich nichts darüber verraten, dass er ihren ehemaligen Klassenkameraden eingestellt hat. Leider verbindet sie mit Nathan keine sehr guten Erfahrungen und würde deshalb gerne auf den Kontakt mit ihm verzichten. So wie sich Nathan gegeben hat, konnte ich mir gar nicht vorstellen, dass er etwas damit zu tun hat, dass Ella sich in Clearmoor nicht mehr wohlgefühlt hat. Er wirkte auf mich so sensibel und einfühlsam und ich fand ihn auf Anhieb sympathisch. Erst nach einiger Zeit deckt die Autorin auf, was damals passiert ist und wir erfahren auch mehr über die Hintergründe. Diese fand ich übrigens richtig toll. Ich hatte noch kein Buch, in dem dieses Thema angesprochen wurde, aber ich denke, dass es mehr Betroffene gibt, als man denkt und dass es vielen wie Nathan geht und sie es lieber geheim halten. Sehr einfühlsam geht Lea Freidinger auf dieses Thema ein und zeigt, wie sich Betroffene fühlen können und was sich diese wünschen würden.
Doch das ist nicht das einzige ernste Thema, das die Autorin in ihre Weihnachtsgeschichte eingebunden hat. Diese flicht sie so geschickt in die Story ein, dass man nicht das Gefühl hat, sie wollte unbedingt über diese Dinge schreiben und hat die Geschichte drumherum erfunden. Nein, sie passen einfach so gut zu den Protagonisten und fügen sich perfekt in die Gesamtgeschichte ein, dass man wirklich sagen kann, dass sie einfach aus dem Leben gegriffen sind. Das fand ich sehr gut. Dadurch wird das Ganze auch nicht so aufgebauscht und überdramatisiert, sondern sehr authentisch und empathisch behandelt.
Das Hauptaugenmerk liegt aber ganz klar auf den Briefen und den Weihnachtsvorbereitungen. Diese sind so konzipiert, dass man dieses Buch sogar als Adventskalender lesen könnte. Doch ich habe es nicht geschafft, jeden Tag nur 1 Geschichte zu lesen, zu sehr war ich in den Ereignissen gefangen. Schon der erste Brief ist sehr emotional und ich musste mir ein paar Tränchen verkneifen. Ellas Vater wählt oft so schöne Worte und schafft es durch seine Aufgaben, seine Tochter mit ihrer Vergangenheit zu versöhnen, so dass sie auch endlich ihren Platz findet. Dabei ändert sich Ella aber nicht von Grund auf. Sie bleibt immer noch sie selbst mit all ihren Eigenheiten und das finde ich so wichtig und gefällt mir an diesem Buch besonders. Die Protagonistin erlebt keine 180 Grad Drehung, sondern entwickelt sich einfach weiter.
Das hat auch Auswirkungen auf die Liebesgeschichte, die Lea Freidinger in meinen Augen sehr gut gelungen ist. Natürlich ist es recht vorhersehbar, dass sich die beiden ineinander verlieben, aber das passiert zum Glück nicht von heute auf morgen, sondern ist ein schleichender Prozess, den ich sehr gut nachvollziehen konnte. Die beiden sind einfach so ein süßes Paar. Hach, es war so schön für mich mitzuerleben, wie sie in der Weihnachtszeit zueinander gefunden haben.
Fazit
Was für eine wunderschöne Weihnachtsgeschichte. Mich hat sie jedenfalls sehr berührt, es geht nämlich nicht nur um die Liebe, sondern auch um Verlust, ums Einsam sein, darum sich verloren zu fühlen und um so vieles mehr, das ich aus Spoilergründen nicht nennen kann. Aber ich kann auf jeden Fall sagen, dass dieses Buch tief geht und trotzdem durch die weihnachtlich-festliche Stimmung nicht bedrückend ist.
Ein Buch, das ich am liebsten jedem unter den Weihnachtsbaum legen würde, ein echtes Highlight für mich.
Coverrechte: Forever
Foto: ©Monika Schulze