Wenn die Hoffnung erwacht
Zusammenfassung
5 / 5 Sternen
5
Lilli Beck hat hier eine fiktive, aber emotionale und sehr berührende Geschichte rund um die Nachkriegszeit in Deutschland geschaffen.
*Werbung / Rezensionsexemplar
Inhalt
1947 der Zweite Weltkrieg ist beendet, aber das bedeutet nicht, dass die Bevölkerung nicht noch immer an den Folgen des Krieges leidet.
Auch Noras Leben ist voller Entbehrungen und sie freut sich sehr, als ihre Freundin sie zu einer deutsch-amerikanischen Silvesterfeier einlädt. Dort will sie sich endlich einmal so richtig stattessen.
Doch stattdessen lernt sie den US-Officer William kennen und verliebt sich in ihn. Die beiden verbringen ein paar sorglose Wochen, bis William abkommandiert wird. Er verspricht jedoch zurückzukommen, um sie schließlich zu heiraten und gemeinsam mit ihrem Kind, das sie erwartet eine Familie zu gründen.
Noras Vater ist jedoch außer sich, als er von der Schwangerschaft erfährt und sucht nach einer Lösung, um aus seiner Tochter eine ehrbare Frau zu machen. Diese Lösung macht Nora jedoch Angst, deshalb flieht sie mit ihrem kleinen Sohn nach München.
Dort gibt ihr das Schicksal eine neue Chance auf eine Zukunft. Aber kann Nora diese Chance wirklich ergreifen, wo sie doch immer noch auf William wartet?
Meine Meinung
Das Buch beginnt damit, dass Nora sich für die Silvesterfeier fertig macht. Man erfährt als Leser*in von all den Entbehrungen, die es trotz Kriegsende immer noch für die Bevölkerung gibt, vom Wiederaufbau der Städte und auch von der Rolle der Frau in der damaligen Zeit. Natürlich wusste ich von diesen Begebenheiten, aber die meisten Romane über den Zweiten Weltkrieg behandeln doch eher das Thema der Judenverfolgung. Deshalb fand ich es sehr interessant auch einmal eine Geschichte darüber zu lesen, wie es denn nach dem Krieg weiterging und da gibt uns Lilli Beck einen sehr guten Einblick.
Mir hat außerdem das Setting sehr gut gefallen, da das Buch in der Nähe meiner Heimat spielt und ich selber schon häufig in München war. Das brachte mir die Ereignisse rund um Nora noch näher.
Die Protagonistin war mir auch von Anfang an sympathisch. Sie fügt sich in ihre Rolle als Tochter, bis sie William kennen und lieben lernt. Ab da beweist sie, dass sie auch einen eigenen Kopf hat und vor allem für ihren Sohn und die Liebe zu William alles tun würde. Sie glaubt immer fest daran, dass ihre Liebe zurückkommt und sie heiratet. Ich fand es sehr mutig, dass sie mit ihrem Sohn in eine ungewisse Zukunft geflohen ist und habe ihr sofort gewünscht, dass für sie alles gut wird und William sie doch noch heiratet.
William lernt man leider nur kurz kennen, so dass ich ihn nicht wirklich einschätzen konnte. Dafür ist die Geschichte voller anderer spannender Charaktere. Nora landet nämlich in einer sehr liebevollen Familie, die sich rührend um sie und ihren Sohn kümmert.
Mich hat vor allem auch die Stellung der Frau zu dieser Zeit sehr fasziniert. Natürlich ist mir bekannt, dass Frauen lange keine Rechte hatten, aber das es quasi ein Gesetz gab, in dem die Frau als Eigentum ihres Mannes galt, hat mich doch sehr erschreckt. Sie durfte nicht einmal einen Führerschein ohne das Einverständnis ihres Vaters oder Mannes machen. Das kann man sich heutzutage gar nicht mehr vorstellen. Umso mehr musste ich Nora bewundern und konnte noch besser nachvollziehen, dass sie sich einer Lüge bedient, um für sich und ihren Sohn eine sichere Unterkunft zu finden. Diese Lüge hat auch einiges an Spannung in die Geschichte gebracht, weil man sich als Leser zwangsläufig immer fragt, wann die Bombe platzt und was das Ganze dann für die Protagonistin und ihr Kind bedeutet.
Lilli Beck versteht es auch sehr gut, die jeweilige Umgebung zu beschreiben. Sie malt Bilder voller Zerstörung, Armut und Entbehrung, die nach dem Krieg in den deutschen Städten herrschten. Doch trotz dieser schonungslosen Darstellungen, baut sie immer ein paar sehr hoffnungsvolle Ereignisse in die Geschichte ein und zeigt dadurch, wie es den Menschen gelang zu überleben, wie sie alles wieder aufgebaut und nie die Hoffnung verloren haben. Ich finde, es gelang der Autorin sehr gut, die Atmosphäre einzufangen und sie hat mir das ein oder andere Mal damit eine Gänsehaut beschert. Trotzdem wirkt das Buch nie schwermütig, im Gegenteil, man möchte immer weiterlesen, nicht nur, um Noras Schicksal weiterverfolgen zu können, sondern auch, um zu erleben, wie es in den Städten weitergeht.
Fazit
Lilli Beck hat hier eine fiktive, aber emotionale und sehr berührende Geschichte rund um die Nachkriegszeit in Deutschland geschaffen. Mich hat das Schicksal der sympathischen Protagonistin Nora sofort in den Bann gezogen und ich habe die mutige Frau bewundert, die sich gegen die Konventionen ihrer Zeit auflehnt. Dabei versteht es die Autorin sehr gut, das Elend nach dem Krieg zwar schonungslos, aber nicht hoffnungslos darzustellen und mir trotzdem einige Gänsehautmomente zu bescheren. Eine schöne Geschichte, die für die Ereignisse dieser Zeit sensibilisiert und trotzdem auch sehr gut unterhält.
Foto: ©Monika Schulze
Coverrechte: blanvalet