Autoreninterview

Kathrin Wandres

Hallo Kathrin, danke, dass Du Dir heute Zeit nimmst. Könntest Du Dich bitte einmal kurz vorstellen, damit meine Leser wissen, wen ich hier mit meinen Fragen löchere?
Vorstellungsrunden sind absolut nicht meine Stärke, aber gut. Mein Name ist offensichtlich und ich bin seit 3 Jahren veröffentlichte Autorin. Mein erstes Buch habe ich 2016 bei einem Schreibwettbewerb eingesandt und den 2. Platz gewonnen. Seitdem verbringe ich alle Zeit, die neben Haushalt und 3 Kindern noch bleiben, mit dem Schreiben.
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Wie kam es, dass Du ausgerechnet bei einem Schreibwettbewerb zum ersten Mal Dein Glück mit einer Veröffentlichung versucht hast? Das ist ja eigentlich eher ungewöhnlich …
Das ist tatsächlich irgendwie typisch für mich. Ich habe erst spät meine Liebe zu Fantasy entdeckt und dann aber relativ schnell gemerkt, dass die eigenen Ideen nur so übersprudeln und ich selbst eine solche Geschichte schreiben möchte. Da ich aber perfektionistisch veranlagt bin, habe ich zunächst alle Schreibblogs und Schreibratgeber gelesen die ich finden konnte. Und in allen wurde einstimmig erwähnt: Es ist unfassbar schwer an einen Verlagsvertrag zu kommen – der schnellste Weg führt über einen Schreibwettbewerb (der längere Weg über eine Agentur). Also schrieb ich mein Buch und als es fertig war, entdeckte ich tatsächlich diesen Schreibwettbewerb, sandte es ein (1 Stunde vor Abgabeschluss) und es funktionierte! Damit hatte ich im Leben nie gerechnet!!

 

Wow, das klingt tatsächlich so, als hättest Du erst das Handwerk ordentlich gelernt und dann erst mit dem Schreiben begonnen … denkst Du denn, das ist der richtige Weg so? Haben Dir die Ratgeber wirklich geholfen?
Ich denke, einen allgemein gültigen “richtigen” Weg gibt es da gar nicht. Es war MEIN Weg und für mich war er gut, denn ich muss wissen, was ich tue. Ich war schon immer ein Theoretiker und ich muss das Handwerk an sich vorher verstehen, bevor ich anfange es in die Tat umzusetzen. Einige Dinge aus den Ratgebern fand ich sehr hilfreich, mit anderen hingegen konnte ich gar nichts anfangen. Ich habe auch verschiedenste Methoden ausprobiert. Z.B. gibt es viele Ansätze wie man sein Buch vor dem Schreiben durchplotten kann. Ich habe viele ausprobiert, nur um dann festzustellen: ich bin kein Plotter! Ich bin ein Abenteuerschreiber. Ich schreibe drauf los und schaue, wo es mich hinführt. Aber das Studieren der Theorie hat mich zu dem gemacht was ich bin und hat mir auch die Sicherheit gegeben, es weiterhin so zu handhaben.

 

Sicher ist das nicht für jeden der richtige Weg, aber es erspart z.B. häufige Anfängerfehler (wie Zeitenfehler oder Perspektiven etc.).
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Dann hast Du keine Pinnwand mit Steckbriefen der Protagonisten, massenweise Moadboards oder sonstiges?
Nein, das habe ich tatsächlich nicht. Wie gesagt habe ich beim ersten Buch alles ausprobiert. So gibt es z.B. von Keylah (der Protagonisten aus In Between) eine halbe Biografie. Aber bei allen nachfolgenden Büchern habe ich das nicht mehr gemacht. Es hat mir einfach nichts gebracht. Entweder ich habe ein Gefühl für die Figuren und für die Welt – oder nicht. Dann bringt mir aber auch der beste Steckbrief nichts. Das Einzige, was ich habe ist eine ungefähre Landkarte der Welt, in der ich mich befinde, und – das allerwichtigste – ich habe die Stimmung der Geschichte. Aber diese lässt sich eben nicht aufschreiben. Mehr habe ich nicht, wenn ich beginne zu schreiben.

 

Deine ersten Bücher zählen ja zu Jugendfantasy, dann wurde es etwas Düsterer und jetzt kommt etwas ganz anderes von Dir auf den Markt … magst Du mal so ein bisschen erzählen, wie Dich die Geschichten finden oder woher Deine Ideen kommen?
Das lässt sich gar nicht so leicht beantworten. Irgendwie sind sie einfach da. Was mich am Schreiben schon immer am meisten fasziniert hat, ist, dass einfach alles möglich ist. Und das lebe ich auch aus. Ich bin auf der Suche nach dem Einzigartigen. Selbst wenn ich bekannte Elemente benutze, brauche ich immer die eine Sache, die außergewöhnlich und neu ist. Das macht für mich den Reiz aus: Dinge zu erschaffen, die es noch nicht gibt. Das zweite ist tatsächlich immer die Stimmung. Und dass ich düstere Stimmungen mag, merkt man auch an meinen Büchern. Das neuste Werk unterscheidet sich tatsächlich sehr von allen anderen und ist auch irgendwie auf andere Weise entstanden. Eines Tages hatte ich einfach den Titel im Kopf: “Die Suche nach dem Ende der Welt”. Er ließ mich nicht mehr los und rund um das Element der blauen Rose entwickelte sich diese Geschichte. Die Ideen zu meinen Geschichten entwickeln sich immer aus Stimmungen heraus. Am Anfang einer Geschichte steht immer die Stimmung. Und die mag ausgelöst sein durch einen simplen Gedanken, durch ein Lied oder einfach durch einen Spaziergang im Wald.
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Das hört sich so an, als wäre Dir tatsächlich die Stimmung beim Schreiben sehr wichtig. Kann es dann auch einmal vorkommen, dass Du gerade nicht in der richtigen Stimmung für das aktuelle Buch bist und deshalb an etwas anderem weiterarbeitest?
Das passiert tatsächlich eher selten. Der Grund dafür ist recht simpel (zumindest für mich). Ich bin Musiker, das heißt für mich lässt sich jede Stimmung mittels Musik darstellen. Somit ist das erste, was ich nach dem Finden der Stimmung tue, mir die passende Musik dafür zu suchen. Also solche Musik, die für mich genau die Stimmung ausdrückt, die ich für diese Geschichte brauche. Das sind dann meistens nur eine Handvoll Lieder (also keine ständig wechselnde Playlist). Zu meinem aktuellen Buch waren es glaube ich um die 5 Lieder. Sobald ich anfangen will zu schreiben, stelle ich diese Lieder an und bin sofort wieder in der richtigen Stimmung.
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Dann hast Du immer Musik an beim Schreiben? Was brauchst Du noch, damit Dir das Schreiben leicht von der Hand geht?
Ja, Musik ist für mich tatsächlich das Wichtigste dabei. Ohne Musik zu schreiben, mache ich eher ungern. Die Musik bringt mich dazu mich ganz auf meine Geschichte zu fokussieren und einzufühlen. Deswegen auch nicht wild wechselnde Lieder, sondern immer die gleichen. Andererseits brauche ich die Musik auch, um meine Umwelt auszublenden.
Ansonsten brauche ich also nicht besonders viel. Ein Kaffee dabei ist natürlich auch immer hilfreich.

 

Fügst Du diese Playlist dann auch Deinen Büchern hinzu oder sagst Du, das ist eher etwas Privates?
Bisher habe ich das tatsächlich nicht gemacht, weil ich mir nicht sicher bin, wie ansprechend das für andere ist. Aber es ist tatsächlich auch eine Überlegung wert, das öffentlich zu machen. Als etwas Privates sehe ich das nicht an. Dennoch glaube ich, dass nicht jeder dieselben Dinge in der Musik heraushört und es für manche vielleicht eher abstoßend ist, da sie mit diesem Lied vielleicht etwas ganz anderes verbinden als ich. Daher wäre ich damit eher vorsichtig.

 

Dein neuestes Buch “Milou – Die Suche nach dem Ende der Welt” kommt ja jetzt im Selfpublishing heraus. War das eine ganz bewusste Entscheidung von Dir, weil Dir die Geschichte so wichtig ist, dass Du gerne die volle Kontrolle darüber behalten wolltest oder woher kommt das?
Ich glaube bei der Geschichte würde ich mir tatsächlich relativ wenig reinreden lassen. Der Hauptgrund war für mich aber die Teilnahme am Kindle Storyteller Award. Und die ist nur mit einem Selfpublishing Buch möglich. Aber ja, mir ist die Geschichte tatsächlich sehr wichtig und ich wäre nicht in der Lage groß daran “herumdoktern” zu lassen.
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Was bringt Dir denn die Teilnahme am Kindle Storyteller Award?
Zunächst einmal natürlich mehr Aufmerksamkeit für das Buch und Sichtbarkeit für mein besonderes Buch, das sonst wahrscheinlich aufgrund seiner ernsten Thematik sehr schnell in den Tiefen von Amazon verschwinden würde.

 

Ist es denn der “Traum eines jeden Autors”, einmal einen Preis zu gewinnen?
Gute Frage, ob das jeder träumt! Aber natürlich ist ein Preis immer eine besondere Auszeichnung. Das Gefühl, als mein erstes Buch den 2. Platz gewonnen hat, war einfach unbeschreiblich. Doch ein genauso großer “Preis” war es auch, als dieses Buch dann anschließend sich so gut verkaufte und viele begeisterte Bewertungen bekam.
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Liest Du denn alle Bewertungen zu deinen Büchern?
Jaein – fast alle. Anfangs habe ich wirklich alles haarklein gelesen. Doch ich musste lernen, dass nach vielen guten Bewertungen auch irgendwann die schlechten eintrudeln. Das bleibt einfach nicht aus. Das hat mich anfangs doch sehr runtergezogen. Denn gerade die schlechten sind oft nicht darauf bedacht, die Dinge höflich und wohlwollend zu formulieren. Das war am Anfang so arg schrecklich, dass ich mich fast nicht mehr in der Lage sah weiterzuschreiben. Mittlerweile ist es so, dass meine beste Freundin alle Bewertungen zuerst liest, mir dann erzählt was drin stand und sagt, ob ich sie lesen soll (weil sie wohlwollend und ernstgemeint sind) oder ich sie einfach vergessen soll.
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Das ist ja lieb von Deiner besten Freundin. Dann bekommst Du viel Unterstützung aus deinem privaten Umfeld?
Meine beste Freundin ist hauptberuflich Autorin und wir unterstützen uns gegenseitig ganz enorm. Sie ist meine größte Unterstützung und vieles wäre ohne sie ganz anders gekommen. Wahrscheinlich hätte ich es auch nicht gewagt Milou zu veröffentlichen. Sie ist immer die erste, die meine Bücher zu lesen bekommt. Mein sonstiges Umfeld ist da sehr gemischt. Teils sehr interessiert und teils auch gar nicht. Aber das ist wahrscheinlich bei jedem so.

 

Wissen denn alle von Deiner Tätigkeit als Autorin? Ich selber z.B. halte mich in der Arbeit sehr bedeckt, was meine Blogarbeit betrifft.
Anfangs wusste das echt niemand. Von meinem ersten Buch wusste niemand was, bis es beim Schreibwettbewerb gewann. Dann erfuhr es so der innere Kreis. Aber natürlich gibt es enorm viele, die das nicht wissen. Wenn ich darauf angesprochen werde, sage ich es natürlich, aber ich binde es den Leuten nicht auf die Nase. Da bin ich eigentlich sehr zurückhaltend.

 

Würdest Du sagen, dass zurückhaltende Menschen/Autoren es schwerer haben in der Buchwelt zu bestehen?
Das habe ich mich auch schon gefragt und wahrscheinlich ist das tatsächlich so. Das Problem ist, dass man in der Masse der Bücherwelt nicht auffällt. Man ist nur ein kleiner Fisch in einem riesigen Meer. Also muss man einen Weg finden, wie man auffällt, damit die Leute genau auf DICH und DEIN Buch schauen. Sicher hat man es als extrovertierter Mensch da deutlich einfacher.
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Was sind denn Deine Strategien, um auf Dein Buch aufmerksam zu machen?
Werbung Werbung Werbung….. auf allen Kanälen, die man so findet. Das ist natürlich enorm wichtig, allerdings auch überhaupt nicht meine Stärke. Aber auch das Buch an sich muss ansprechend sein. Das Cover ist so so wichtig! Es muss auffallend, ansprechend und professionell sein, damit der Blick daran hängen bleibt. Am Cover sollte man niemals sparen!

 

Das ist ein wirklich guter Tipp. Hast Du am Ende unseres Interviews noch weiter Tipps für Kollegen oder möchtest Du den Lesern noch etwas sagen?
Tipps an Kollegen gibt es sicher viele. Das Cover ist mir tatsächlich persönlich sehr wichtig. Genauso wie ein gutes Lektorat und ein ordentlicher Buchsatz. Der wichtigste Tipp ist sicherlich: Tauscht euch mit Gleichgesinnten aus, schaut wie es andere machen, probiert aus, seid mutig, kalkuliert die Stürze mit ein, aber steht danach wieder auf. Und dann macht weiter. Nicht aufgeben. Das ist sicherlich der wichtigste aller Tipps.
Und ihr Leser da draußen: Danke für euer Mitfiebern, Mitleiden und -lieben in den Geschichten. Nur durch euch ist das alles möglich. Und wenn euch ein Buch gefallen hat, dann ist das allerbeste, das ihr tun könnt, dass ihr diesem Buch eine kleine Rezension schreibt. Denn nur so bekommt dieses Buch auch eine Chance!

 

Wahre Worte am Ende. Vielen Dank für Deine Zeit.
Ich danke dir für das tolle Interview!

 

Mehr Informationen zu Kathrin Wandres und ihren Büchern bekommt ihr hier:
https://kathrin-wandres.de/
https://www.facebook.com/KathrinWandresAutorin/
https://www.instagram.com/kathrin.wandres/

Autorenfoto: Kathrin Wandres

Bild: pixabay

Coverrechte liegen beim jeweiligen Verlag

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