Protagonistencafé – Teil 6
Zu Besuch in Edith’s House
Als Amber das kleine Café im Norden von London betrat, das Kate ihr als Treffpunkt vorgeschlagen hatte, sah sie sich etwas verwundert um. Edith’s House hatte über der bordeauxrot gestrichen Fassade gestanden und das war auch der Name, den Kate ihr genannt hatte.
Aber im ersten Moment dachte Amber, sie hätte sich dennoch in der Adresse vertan. Denn der Raum, in dem sie nun stand, ähnelte weniger einem Café als einem großmütterlichen Wohnzimmer. An den großgeblümt tapezierten Wänden hingen vergilbte Kunstdrucke und farbstichige Familienfotos von Kindern, Hochzeitspaaren und anderen Personen, die vermutlich aus den 70er-Jahren stammten. Davor standen ebenfalls geblümte Ohrensessel und Sofas aus Brokatsamt um kleine Couchtische gruppiert. In einer Ecke stand ein altmodischer kleiner Röhrenfernseher mit Zimmerantenne auf einem Schränkchen mit bunten Videokassetten. Bordürenverzierte Steh- und Hängelampen, einige Topfblumen sowie diverse plüschige Kissen und Spitzdeckchen vervollständigten das Ambiente. Wenn nicht überall im Raum kleine Personengruppen an den Tischchen bei Kaffee, Kuchen und Snacks zusammengesessen hätten, hätte Amber angenommen, aus Versehen in eine Privatwohnung geraten zu sein. Von Kate sah sie allerdings keine Spur.
»Willkommen in Edith’s House«, sprach sie in dem Moment ein Mann mit einem Lächeln an und stellte sich als Michael, der Besitzer des Cafés vor. »Kann ich Ihnen irgendwie weiterhelfen?«
»Ich bin hier eigentlich mit einer Freundin verabredet«, antwortete Amber und sah sich erneut suchend um. »Aber ich kann sie nirgends entdecken, obwohl ich ein wenig zu spät bin.«
»In unserem Wohnzimmer ist es heute auch sehr voll«, erklärte Michael entschuldigend. »Vielleicht wartet Ihre Freundin ja im Bad oder im Schlafzimmer?«
Ambers linke Augenbraue wanderte unwillkürlich steil nach oben, als sie den Mann fragend ansah. »Im Bad?«
Michael lächelte nur und wies mit dem Arm zu einem Durchgang im hinteren Teil des Raumes. »Ich zeige es Ihnen.«
Das Bad war tatsächlich ein weiteres als Gastraum genutztes Zimmer von Edith’s House und es wirkte dadurch noch kurioser als das Wohnzimmer. Alles war komplett in zartrosa gehalten und nicht weniger kitschig eingerichtet als das Wohnzimmer. Auf dem Waschbecken war eine Glasplatte montiert, um ihn als Tisch zu nutzen. Eine der Sitzgelegenheiten davor war eine geschlossene rosafarbene Toilette mit farblich passenden, berüschten Schonbezügen, auf der nun Kate saß und Amber mit breitem Grinsen ansah. »Ich hoffe, es macht dir nichts aus, wenn wir im Bad essen?«, fragte sie mit blitzenden Augen.
Amber musste unwillkürlich lachen. »Nun, es ist ja alles sehr sauber und frisch hier. Da wird es wohl schon gehen. Wie um alles in der Welt hast du denn dieses Café entdeckt?«
»Durch Jasper«, antwortete Kate, nachdem sie Amber zur Begrüßung umarmt hatte. »Wir hatten hier unser erstes Date.«
Amber lachte erneut. »Das sieht ihm ähnlich.« Kates Freund Jasper war der beste Freund von Ambers Freund Caden und Amber wusste, dass der fröhliche Jasper Spaß an solchen unkonventionellen Orten hatte.
Kate und Amber hatten sich über die beiden Männer kennengelernt und für Außenstehende war es möglicherweise erstaunlich, dass auch die beiden Frauen sich so gut verstanden, denn auf den ersten Blick wirkten sie sehr verschieden. Kate hatte dunkle Locken und üppige Kurven, die blonde Amber war eher zierlich. Kate war elf Jahre älter als Amber und hatte ein sehr lebenslustiges und extrovertiertes Auftreten, wohingegen Amber etwas zurückhaltender wirkte.
Aber sie hatten auch einige Gemeinsamkeiten. Beide Frauen waren sehr erfolgreich in ihrem Beruf, Amber als Managerin verschiedener Musiker und Kate mit ihrer eigenen Firma für Software-Entwicklung. Und beide hatten ein sehr offenes und herzliches Wesen und engagierten sich für ihre Mitmenschen. Und genau jenes Engagement hatte beide auch dazu gebracht, in einem Projekt zusammenzuarbeiten, das sich mit dem Thema sexueller Belästigung im gesellschaftlichen und beruflichen Umfeld befasste. In der »Dare To Say No«-Kampagne ging es darum, die Menschen für das Thema zu sensibilisieren und Frauen dazu zu ermutigen, »Nein« sagen zu lernen.
Durch die gemeinsame Projektarbeit hatten sich Kate und Amber dann noch näher kennengelernt und waren Freundinnen geworden.
»Wir haben jetzt die ersten hundert LocaKnights fertigstellen können«, berichtete Kate, nachdem die beiden sich etwas zu essen bestellt hatten. »Ihr könnt sie also bald an interessierte Frauen in euren Kursen verteilen.« Die LocaKnights waren eine Erfindung Kates, mit denen sich Frauen Hilfe suchen konnten, falls eine soziale Interaktion mit einem Mann heikler zu werden drohte. »Dank Cadens Finanzspritze konnten wir die Produktion nun schneller abwickeln als vorhergesehen«, fügte Kate hinzu. »Ich finde es wirklich toll, dass er das Projekt unterstützt.«
Amber lächelte. »Er ist sehr begeistert von deiner Erfindung.«
Kate blickte sie leicht verlegen an. »Weißt du, bevor ich euch kennengelernt habe, hatte ich Caden ganz anders eingeschätzt. Als Besitzer der Urbane Nachtclubs kannte man immer nur diese Bilder von ihm in den Sozialen Medien, auf denen er von tollen Frauen umringt war. Ich dachte, er ist der totale Playboy, eher oberflächlich und nur am Feiern interessiert.«
Amber kicherte leise. »Dafür musst du dich nicht entschuldigen. Ich hatte ihn ganz genauso eingeschätzt. Und letztendlich hatte er auch nicht gerade wenige Frauenbekanntschaften, bevor wir zusammenkamen.«
Kate sah sie nachdenklich an. »Fragst du dich manchmal, ob er dieses Leben vermisst?«
Amber schüttelte den Kopf. »Nein, eigentlich nicht. Er gibt mir stets zu verstehen, dass er jetzt sehr glücklich ist. Vermisst du es, dich nicht mehr mit anderen Männern zu treffen?« In einem früheren Gespräch hatte Kate Amber einmal anvertraut, dass es schon einige Männer in ihrem Leben gegeben hatte, bevor sie sich mit Jasper auf eine feste Beziehung eingelassen hatte.
»Nein«, antwortete Kate sofort und wirkte dann, als sei sie selbst ein wenig von ihrer Antwort überrascht. »Erstaunlicherweise nicht.«
»Ich finde das nicht so erstaunlich«, erwiderte Amber leichthin und biss von ihrem Veggieburger ab, der inzwischen serviert worden war. »Du liebst Jasper halt.«
Kate betrachtete sie schmunzelnd. »Du hattest das damals schon eher gewusst als ich, oder?« Sie nahm einen Biss von ihrem Kartoffel-Scone mit Lachstatar und nickte genüsslich.
Amber setzte kurz ihren Burger ab und sah Kate mit einem tröstenden Lächeln an. »Sei mir bitte nicht böse, aber wir alle haben das eher gewusst als du.«
Kate lacht nur laut auf und zwinkerte Amber dann grinsend zu.
Hintergrund:
Das unkonventionell eingerichtete kleine Café Edith’s House hat es im Londoner Stadtteil Crouch End tatsächlich gegeben:
https://secretldn.com/ediths-house-north-london-cafe/
Leider ist es mittlerweile geschlossen, ich hätte es sonst gerne einmal besucht.
Amber und Kate sind die Protagonistinnen in den beiden Büchern der »Friends and Lovers«-Reihe, in der es um Liebe und Freundschaft geht..
»Suspicious Love« erzählt die Liebesgeschichte von Amber und Caden und »Undesigned Love« erzählt die Liebesgeschichte von Kate und Jasper. Was es mit dem LocaKnight auf sich hat, könnt Ihr in »Undesigned Love« erfahren.
Suspicious Love ‒ Kann ich dir trauen?
Sie passen überhaupt nicht zueinander. Caden Lockwood ist groß, dunkel und attraktiv und entspricht dem Klischeebild des klassischen Womanizers. Genau die Sorte Mann, die Amber Deering aufgrund schlechter Erfahrungen seit ihrer Jugend ablehnt. Amber wiederum ist klein, zierlich und besitzt einen unschuldigen Charme. Genau der Typ Frau, dem Caden aus tiefstem Herzen misstraut.
Dummerweise tritt dann aber der Popstar Danny O’Hara in Cadens Nachtclub auf. Und da Amber nicht nur Dannys beste Freundin, sondern auch seine Managerin ist, müssen nun ausgerechnet sie und Caden zusammenarbeiten.
Werden sich ihrer beider Vorurteile gegenüber dem anderen bewahrheiten?
Oder können Amber und Caden lernen, dass Verletzungen auch heilen und Schatten der Vergangenheit sich überwinden lassen?
Signiertes Taschenbuch über Hope Cavendish:
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Undesigned Love ‒ Traust du deinen Gefühlen?
Gutaussehend, fröhlich und entspannt. Das ist der erste Eindruck, den die lebenslustige und sinnliche Kate Dixon von Jasper Holcombe hat, als sie ihn bei einer Rooftop Party in London kennenlernt. Nichts deutet zunächst darauf hin, dass Jasper in seinem Leben schon Narben davongetragen hat.
Kates eigene Narben sind zwar nur innerlich, aber sie haben sie dennoch geprägt. Darum ist sie fest entschlossen, sich nie wieder von einem Mann in ihrer Freiheit einschränken zu lassen. Mit Jasper kann sie ungezwungen ihren Spaß haben und das genießt sie. Doch ihr Herz scheint andere Pläne zu haben und plötzlich sieht Kate sich mit Gefühlen konfrontiert, von denen sie sich nie wieder fesseln lassen wollte …
Taschenbuch und eBook ab 23. Mai 2020 erhältlich bei Amazon
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Weitere Besuche des Protagonistencafés gibt es hier:
https://suechtignachbuechern.de/2020/05/protagonistencafe-teil-5/
https://suechtignachbuechern.de/2020/04/protagonistencafe-teil-4/
https://suechtignachbuechern.de/2020/03/protagonistencafe-teil-3/
https://suechtignachbuechern.de/2020/02/protagonistencafe-teil-2/
https://suechtignachbuechern.de/2020/01/protagonistencafe-teil-1/
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Fotos: Public Domain Plattformen
Coverrechte: Hope Cavendish