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Von fehlender Wertschätzung …

Fehlende Wertschätzung

Oder: Was ist gerade nur wieder in der Blogger-und-Autorenwelt los?!

 

In letzter Zeit häufen sich die Posts mit negativen Erfahrungen in der Blogger-und-Autoren-Zusammenarbeit, was mich unendlich traurig macht, weil ich finde, dass gerade diese Zusammenarbeit so bereichernd sein kann. Ich durfte schon so viele positive Erfahrungen machen und verstehe deswegen häufig nicht, wie es zu solchen Missständen kommen kann.
Deshalb wollte ich mich gerne mal mit einem etwas längeren Beitrag zu Wort melden und meine Gedanken zu dem Thema „Wertschätzung“ schreiben.

 

DIE BLOGGERSEITE

Viele Blogger stecken unglaublich viel Herzblut, vor allem aber auch Zeit in ihre Arbeit. Sie setzen sich häufig unermüdlich für Autoren ein und das alles in ihrer Freizeit. Da ist es auch nicht verwerflich (in meinen Augen jedenfalls nicht), Geld für seine Dienste zu fordern z.B. für die Organisation einer Blogtour oder Leserunde (das geht natürlich nur, wenn man mit dieser Tätigkeit auch beim Finanzamt gemeldet seid). In diesem Fall steht der Blogger jedoch noch in größerer Verantwortung, weil dann einfach auch die Leistung, sprich die Qualität der Arbeit stimmen muss.
Viele Blogger (oder besser gesagt, die meisten, die ich kenne), machen jedoch trotzdem alles kostenlos, einfach, weil sie die Autoren unterstützen wollen und Spaß an der Sache haben. Natürlich ist es in diesem Fall schön, wenn man dann im Anschluss von den Autoren ein kleines Dankeschön für seine Mühen bekommt. Jeder freut sich sicherlich über Überraschungspost in Form von Prints, Goodies oder anderen Nettigkeiten, aber ich finde, es muss nicht immer etwas Materielles sein. Genauso gut kann man seine Wertschätzung gegenüber dem Blogger in Gesten ausdrücken: Beiträge kommentieren und teilen sorgt für mehr Reichweite (über die sich jeder Seitenbetreiber freut), eine Empfehlung oder eine positive Bewertung zaubert auch immer ein Lächeln ins Gesicht und Worte können oft so viel mehr sagen, als Gesten. Deshalb reicht oft auch schon eine liebe Nachricht, in der man sich mit ehrlichen Worten für die Zusammenarbeit bedankt. Auf jeden Fall wünscht sich der Blogger irgendeine Reaktion von Seiten der Autoren. Nur so merkt man, dass die Arbeit wirklich gewertschätzt wird und hat Lust weiter zusammenzuarbeiten. Anhand von Rückmeldung kann man auch viel dazulernen und ich persönlich bin auch immer für konstruktive Kritik dankbar. Ein lebendiger Austausch kann so bereichernd sein und zwar für beide Seiten.
Autoren fragen sich auch häufig, warum Blogger so scharf auf Printexemplare sind und sich darüber auslassen, dass ein eBook weniger wert sei. Nun, das kommt daher, dass Blogger die Bücher sozusagen als Bezahlung für ihre Arbeit ansehen. Ein Print ist da eben etwas ganz anderes: Man kann es sich ins Regal stellen, es verleihen oder verschenken. Es gehört einem. Bei einem eBook besitzt man eigentlich nur die Lizenz, es zu lesen. Es gehört einem nicht wirklich und man kann es sich auch nichts in Regal stellen oder weitergeben. Das bedeutet natürlich nicht, dass das Buch als eBook wirklich weniger „wert(voll)“ ist, für einen Blogger hat es nur oft eine andere „Wertigkeit“.

 

DIE AUTORENSEITE

Heutzutage ist es nicht so einfach, das eigene Buch präsent zu machen, deswegen ist man häufig auf Hilfe angewiesen, denn man wünscht sich natürlich, dass das Werk gesehen und selbstverständlich auch gekauft wird. Bei der Suche nach Marketinghilfen landet man deshalb zwangsläufig bei Bloggern. Doch auch diese Zusammenarbeit kann einige Tücken haben und oftmals ist man einfach nur froh, wenn man einen Blogger gefunden hat, der nicht schon heillos verplant und auch offen für neue Autoren und Bücher ist. Die Zeit, die man dann jedoch mit der ganzen Suche verbracht hat, hätte man gut wieder in die Arbeit an einem neuen Buch stecken können. Für Autoren ist es deshalb alles andere als einfach, Zeit in das Marketing zu stecken, denn viele haben auch noch einen Brötchenjob, um sich ihre Leidenschaft, das Schreiben, überhaupt finanzieren zu können. Sie können also genauso wenig 24 Stunden online sein, wie es Hobbyblogger können. Deshalb gehen schon einmal Beiträge unter und bleiben damit unkommentiert oder ungeteilt. Das hat dann aber nicht unbedingt mit wenig Wertschätzung zu tun, sondern einfach mit fehlender Zeit. Man darf nicht vergessen, die Zeit, die Autoren auf Social Media Plattformen etc. verbringen, fehlt dann wieder beim Schreiben der Bücher und wir Leser müssen deshalb vielleicht länger auf ein neues Werk warten 😉
Zudem sollte man sich immer für Augen führen, dass Autoren viel Geld in ihre Bücher stecken, bevor sie überhaupt das fertige Exemplar in den Händen halten können: Lektorat und Korrektorat, Cover und Buchsatz sind dabei nur ein paar der Kosten, die auf Autoren zukommen (zumindest auf Selfpublisher). Da bleibt häufig nicht mehr viel Geld für Marketing, wenn man am Ende vielleicht seine Kosten wieder drinhaben oder sogar etwas verdienen möchte. Ich muss zugeben, dass ich letztes Mal selbst schockiert war, als ich mal gelesen habe, was so ein Lektorat oder ein Buchcover kostet. Für mich ist es da ehrlich gesagt ein Wunder, dass es überhaupt noch so viele Autoren gibt.

 

DER UMGANG UNTEREINANDER

Der Kontakt auf den Social Media Plattformen bietet eine gewisse Anonymität und wenn ich jemandem etwas nicht ins Gesicht sagen, sondern nur schreiben muss, ist man oft mutiger und traut sich Sachen zu sagen, die man sonst nie so ausdrücken würde. Und dass in der Blogger-und-Autorenwelt viel gelästert wird, ist wohl Fakt und kaum verwunderlich. Da geht es häufig auch um Neid oder darum, sich besonders hervorzutun. Oftmals wird lautstark beteuert, dass man ja das Recht auf freie Meinungsäußerung hat. Doch gerade erschreckt es mich wirklich, wie teilweise miteinander umgegangen wird. Ja, ich gebe es zu: Lästern tut manchmal wirklich gut und ich denke, es gibt niemanden, der das nicht tut, ABER ich finde es macht einen Unterschied, ob ich mal mit einer vertrauensvollen Freundin über jemanden „schimpfe“, wo ich weiß, dass das bei ihr bleibt und sich dann auch wieder „in Luft auflöst“, nachdem es mal raus ist. Oder ob öffentlich Leute angeprangert und beschimpft werden. Ich persönlich bin der Meinung, dass man Konflikte untereinander, privat klären und nicht in der Öffentlichkeit austragen sollte. Für mich selbst kann ich Konsequenzen treffen (Leute entfreunden, blockieren, ignorieren), muss dabei aber nicht noch andere Leute mit hineinziehen. Auch Beschimpfungen in Form von Schimpfwörtern oder übles Mobbing sind oftmals keine Seltenheit, was mich jedoch immer wieder schockiert. Das ist vor allem der Fall, wenn Blogger ein bestimmtes Buch oder bestimmte Autoren kritisieren, die andere gerade hypen. Wenn ich mit der Meinung von jemandem nicht einverstanden bin, kann ich das natürlich kundtun, aber sachlich und nie unter der Gürtellinie. Eine Meinung ist eine Meinung und sollte (solange sie nicht gegen das Gesetzt verstößt) immer akzeptiert werden. Das heißt nicht, dass ich der gleichen Meinung sein muss, aber ich sollte nie jemanden für seine Meinung angreifen oder anfeinden. Mein Motto lautet immer: Leben und leben lassen.

 

WARUM SCHREIBE ICH DAS ALLES?

Weil ich das Gefühl habe, dass die gegenseitige Wertschätzung immer mehr den Bach runtergeht und das macht mich unendlich traurig. Im Grunde wäre es so einfach, wenn man sich mal die Zeit nimmt, die andere Perspektive einzunehmen und durch die Augen anderer zu sehen. Ein bisschen mehr Verständnis auf beiden Seiten und vor allem eine ehrliche und respektvolle Kommunikation kann so vieles bewirken. Bitte geht doch mit jedem (auch auf den Social Media Kanälen) so um, wie ihr wollt, dass auch mit euch umgegangen wird.

 

WAS KANN MAN TUN?

Bevor es zu einer Zusammenarbeit zwischen Autor und Blogger kommt, sollten einfach die gegenseitigen Erwartungen abgeklärt werden: Was kann ich anbieten und was erwarte ich dafür. (Falls man als Blogger Geld für seine Leistungen verlangt, muss das natürlich UNBEDINGT vorher abgeklärt und die Preise offengelegt werden!)
Autoren sollten sich auch nicht schämen (müssen), offen zuzugeben, wenn sie es sich nicht leisten können, Prints zur Verfügung zu stellen. Entweder man hat als Blogger dafür Verständnis oder verzichtet dann auf das Angebot. Verbiegt euch nicht, nur damit eine Zusammenarbeit zustandekommt. Davon hat am Ende niemand etwas und es führt nur zu Enttäuschungen. Seid einfach ihr selbst und bieten nur an, was euch wirklich möglich ist (das gilt für beide Seiten), denn nur dann fühlt ihr euch wirklich wohl und auch angenommen und könnt die Zusammenarbeit genießen.
Zeigt euch gegenseitig eure Wertschätzung indem ihr Beiträge teilt und kommentiert, eine nette Nachricht schreibt oder eine liebe Empfehlung aussprecht. Und nehmt euch die Zeit, einmal die andere Perspektive einzunehmen, um so ein bisschen Verständnis für die Situation des anderen zu bekommen.
Und falls mal die Chemie nicht stimmt, dann ist das halt so. Man muss nicht aus lauter Dankbarkeit oder Freude jedes Angebot oder jede „Bewerbung“ annehmen. Das macht man in der Arbeitswelt ja auch nicht. Man entscheidet sich immer für denjenigen, der einem am meisten zusagt, bei dem man das beste Gefühl hat, der am besten zu einem passt und genau das sollte man auch in der Blogger-und Autorenwelt so handhaben. Natürlich ist man trotzdem nicht davor gefeilt, schlechte Erfahrungen zu machen, aber daraus kann man dann für sich seine Konsequenzen ziehen. Nicht alles muss mit allen öffentlich geteilt werden.

 

MANCHMAL REICHT EIN KLEINES „DANKE“

Ja, manchmal reicht sogar schon ein kleines „Danke“. Z.B. Nach einem Gewinnspiel. Ist der Gewinn erst einmal verschickt, hört man häufig nichts mehr von den Gewinnern. Dabei möchte man doch gerne wissen, ob die Sendung heil angekommen ist und der Beschenkte sich auch freut. Das Selbe gilt natürlich für Überraschungspost oder Rezensionsexemplare. Ich selbst melde mich sogar bei Verkäufern, also wenn ich Bücher von Privatpersonen kaufe und berichte, dass mich die Post erreicht hat. Es entspricht doch einfach der Höflichkeit, kurz Bescheid zu geben und sich für Geschenke zu bedanken. Das macht man im realen Leben doch auch so, oder nicht?

 

MEIN PLÄDOYER

Die Bücherwelt hält so viele wunderbare Momente für uns bereit, wenn wir uns nur darauf einlassen. Also lasst uns doch die Blogger- und Autorenwelt wieder zu einem schönen Wohlfühlort machen, wo man sich gegenseitig unterstützt und aushilft, wo man mit seiner Meinung akzeptiert wird und sich über Begegnungen und Kommunikation freut, denn im Grunde teilen wir doch alle dieselbe Leidenschaft: Die Liebe zum geschriebenen Wort.

 

Wie seht ihr das Ganze? Welche Erfahrungen habt ihr schon gemacht (positive, wie negative)? Erzählt mir gerne eure Meinung zu meinem Artikel.

Foto: pixabay

4 Kommentare

  • Denise

    Hi,

    Ich kann den Beitrag gut nachvollziehen. Leider entwickelte sich bei einigen Bloggern eine gewisse Arroganz und dadurch eine Selbstverständlichkeit, dass sie bei jeder Aktion dabei zu sein haben. Unabhängig, ob die Qualität stimmt. Das finde ich traurig. Generell sollte man, so wie du schreibst, immer klar kommunizieren, was man erwartet und was man bieten kann.

    Lg

  • jeanette peters

    Ein schöner Beitrag und ich stimme in allen Punkten zu.
    Die Wertschätzung muss von beiden Seiten kommen und auf beiden Seiten gibt es leider auch schwarze Schafe. Ich habe es als Autorin schon erlebt, dass ich ein Anschreiben von einer vermeintlichen Bloggerin bekomme, die gleich “gern auch um mehrere Printexemplare aller deiner Bücher” bittet, für Verlosungen und ähnliches. Natürlich signiert. Mit dem neuen Verpackungsgesetzt darf man als Autor nur noch etwas verschicken, wenn man registriert ist. Dafür zahlt man eine Pauschale, egal ob man 4 oder 40 Bücher versendet. Für mich war es damals ein Entscheidungsspiel, und ich habe mich dagegen entschieden, so bleibt mir derzeit nur die Möglichkeit Ebooks an die Blogger herauszugeben, oder die Printexemplare auf Conventions oder Messen herauszugeben.

    Ich arbeite gerne mit Bloggern zusammen und versuche diese auch zu Unterstützen. Sei es durch Teilen oder Kommentieren der Beiträge, oder dem zur Verfügungstellen eine Ebooks für Verlosungen.

    Einen Kritikpunkt hätte ich jedoch.
    Zitat: Da ist es auch nicht verwerflich (in meinen Augen jedenfalls nicht), Geld für seine Dienste zu fordern.

    Verwerflich nicht, aber strafbar.
    Es nach dem §3 III UWG in Verbindung mit Nr. 11 der Anlage zum Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb untersagt. Bezahle ich einen Blogger, verfälsche ich womöglich seine Unvoreingenommenheit und somit die Bewertung. Damit fällt es unter unlauteren Wettbewerb.

  • Buchbahnhof

    Hallo Monika,
    ein super guter und ausführlicher Beitrag. Danke dafür!

    Ich kann aus meiner Erfahrung eigentlich fast nur positiv in der Zusammenarbeit mit Autorinnen und Autoren berichten. Vielleicht liegt das aber auch daran, dass ich offen kommuniziere, was geht (Rezension innerhalb von 6-8 Wochen – ich habe schließlich noch ein Leben neben den Büchern und manchmal kommt das Leben eben dazwischen; meistens geht es deutlich schneller und der Autor freut sich, aber so habe ich ausreichend Puffer) und was nicht geht (Rezension innerhalb von einer Woche). Ich kommuniziere vorab, dass ich absolut ehrlich bewerte und das kann am Ende auch ein Stern sein. Ich halte keine Rezension zurück, nur weil sie nicht so ausfällt, wie der Autor es sich wünscht. Ein Autor, der mir sein Buch anvertraut weiß, worauf er sich einlässt.

    Bisher ist es tatsächlich wegen einer 2-Sterne-Bewertung erst ein Mal zu “Streitigkeiten” gekommen. Die Autorin warf mir vor, dass ich ihr Buch nicht verstanden hätte und dass die zitierten Stellen ja ganz anders gemeint gewesen seien. Sie erläuterte mir dann auch, was sie eigentlich damit sagen wollte. Nun ja… ich antwortete, dass ich das selbst mit diesem Wissen nicht aus den Stellen herauslesen könnte und meine Rezension deswegen so bleibt. Sie drohte mir mit strafrechtlichen Konsequenzen, worauf ich nicht mehr geantwortet habe und gelassen den Konsequenzen entgegengesehen habe 😉 Ich habe nie wieder von ihr gehört (zum Glück). Das ist aber ein einziger Fall in 8 Jahren, die ich jetzt blogge.

    Insgesamt finde ich die Zusammenarbeit mit den Autoren sehr konstruktiv und bereichernd. Habe ich allerdings schon vorab ein komisches Gefüh, dann lehne ich ab.

    Was ich auch wichtig finde ist, dass bei mir jeder eine Antwort erhält. Leider ist sie oft negativ, weil mein Tag nur 24 Stunden hat, und sehr viele Anfragen eintrudeln. Ich finde es einfach fair, dann auch Bescheid zu geben, dass ich dem Buch nicht zeitnah gerechnt werden könnte und deswegen nicht zusagen kann.

    Ich wünsche dir einen wunderbaren Sonntag
    LG
    Yvonne

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