Rezension

[Rezension] Renegade – Tiefenrausch

Autor(in):  J.A. Souders
Verlag: piper / ivi
Seitenzahl:  360
Preis: 
9,99 Euro
Cover / Bildrechte:
Piper Verlag

Evie denkt ihr Leben sei perfekt. Sie ist die „Tochter des Volkes“, also die Tochter der Gründerin von Elysium und hat als solche besondere Pflichten. Sie empfängt Bewohner der Unterwasserwelt und hört sich ihre Wünsche und Anträge an und entscheidet gemeinsam mit ihrer Mutter darüber. Wenn sie etwas Freizeit hat, verbringt sie diese in ihrem Garten.

Doch genau dort dringt ein Bewohner der Oberfläche ein und überrascht Evie. Sie ist sofort fasziniert von ihm, denn er ist so anders, als Mutter die Oberflächler beschrieben hat. Evie ist neugierig und besucht Gavin täglich, um herauszufinden, wieso er hier ist und wie es an der Oberfläche wirklich ist.
Aber Mutter duldet keinen Widerstand und auf keinen Fall will sie, dass ein Oberflächenbewohner ihren Frieden in Elysium stört, deswegen soll Gavin getötet werden. Doch Evie hat ganz andere Pläne: Sie will Gavin retten und sieht nur einen Ausweg: Flucht.

Gemeinsam mit dem Oberflächenbewohner versucht Evie einen Ausweg aus Elysium zu finden. Doch auf ihrer Flucht wird plötzlich Evies ganzes bisheriges Leben in Frage gestellt. Wer ist sie wirklich? Wieso kann sie sich an bestimmte Dinge erinnern und an andere nicht? Was hat es mit Sektor 3 und den U-booten auf sich und wieso kann Evie plötzlich Kampftechniken, von denen sie bis jetzt nichts geahnt hat? Woher kommt der Hass auf alle Oberflächenbewohner und wieso will ihre Mutter sie beide lieber tot sehen, als entkommen zu lassen? 

Evie und Gavin kommen schrecklichen Geheimnissen auf die Spur und nur eine Flucht aus Elysium und an die Oberfläche kann sie retten. Oder ist das etwa der Anfang vom Ende?!
 

Evie gefiel mir von Anfang an sehr gut. Sie wirkt anfangs sehr zufrieden und glaubt alles, was man ihr sagt. Doch schnell erkennt man, dass sie durchaus alles hinterfragt und häufig gegen die Regeln ihrer Mutter verstößt. Aber für diesen Fall hat ihre Mutter genau die richtige Lösung und plötzlich denkt Evie wieder ihr Leben sei perfekt. Doch das ist es ganz und gar nicht und als Evie schließlich Gavin kennenlernt und von ihm total fasziniert ist, beginnt sie alles Bekannte über den Haufen zu werfen und gegen ihre Mutter zu rebellieren. Zunächst macht sie das im Stillen, aber als es um Gavins Leben geht, nimmt sie all ihren Mut zusammen und begibt sich mit ihm auf die Flucht. Anfangs sucht sie nur einen Weg, um Gavin zurück an die Oberfläche zu bekommen, möchte aber selbst in Elysium, ihrer Heimat, bleiben. Doch als die Geschichte immer verworrener wird und immer mehr schreckliche Geheimnisse von Mutter ans Licht kommen, wird es für Evie unmöglich in Elysium zu bleiben. Toll fand ich einfach, dass man den Konflikt, der in Evie wütet richtig mitbekommen hat. Sie ist hin- und hergerissen zwischen dem, was ihre Mutter ihr eintrichtert und der Wahrheit, die sie erkennt. Immer wieder wird sie zu ihrem „alten Ich“ und muss dagegen ankämpfen. Meiner Meinung nach ist es der Autorin J.A. Souders, richtig gut gelungen, diese Zerrissenheit darzustellen und ich hatte richtig Mitleid mit Evie.
Gavin mochte ich von Anfang an. Obwohl er sich in eine schwierige Lage hineinkatapuliert hat, verliert er weder seinen Mut noch seinen Humor. Er macht das Beste daraus und gibt Evie fleißig Kontra. Besonders gefällt mir die Situation, als er von der Verpaarung erfährt und Evie richtig anflirtet. Da musste ich mir wirklich ein Grinsen verkneifen. Auf der Flucht ist er Anfangs keine sehr große Hilfe, da er sich in Elysium nicht auskennt. Doch er bleibt stets an Evies Seite und versucht ihr so gut es geht zu helfen. Zum Ende des Buches zeigt er dann, was wirklich in ihm steckt. Er hat wirklich das Zeug zu einem Helden.
Und wer hätte das gedacht, aber ich finde auch, dass „Mutter“ ein wirklich gut gelungener Charakter ist. Natürlich ist sie mir alles andere als sympathisch. Ständig bevormundet sie Evie und bestimmt über deren Leben. Sobald etwas einmal nicht so läuft, wie sie sich das vorstellt, greift sie zu drastischen Mitteln. Doch das ganze Ausmaß dieses Charakters wird erst nach und nach offenbart und was da alles ans Licht kommt ist wirklich mehr als erschreckend.

Von Anfang an war ich sofort total fasziniert von der Geschichte. Man erfährt etwas über Evie und Elysium und da das Buch aus Evies Sicht geschrieben ist, bekommt man auch ihre Gedanken hautnah mit. Sobald Evie etwas „außer Kontrolle“ gerät, kommt sie zu ihrem Psychiater und ihr Leben beginnt wieder bei 0. Und genau das macht in meinen Augen dieses Buch zu so etwas besonderem. Denn auch der Leser weiß genauso wenig wie Evie, was eigentlich wirklich passiert ist. Natürlich hat man eine kleine Ahnung, wieso das Mädchen Gedächtnislücken hat und plötzlich ihre Meinung ändert, aber man kann sich nicht mal an nährend vorstellen, was wirklich dahinter steckt und welches Ausmaß die ganze Geschichte um Evie annimmt.
Der Autorin J.A. Souders ist es also von Anfang an gelungen, mich für die Geschehnisse in Elysium zu begeistert und dadurch, dass man erst nach und nach hinter das wahre Geheimnis kommt, wird ordentlich Spannung erzeugt und man kann gar nicht anders, als weiterzulesen, um zu erfahren, was denn noch alles passiert. 
Die Charaktere sind sehr gut beschrieben, werden aber nach und nach erst zu einem Gesamtbild. Zunächst hat man einfach das Gefühl Evie wäre die perfekte Tochter, würde sich in Elysium wohlfühlen und nicht weiter über alles nachdenken. Nach und nach erfährt man jedoch, dass sie alles andere als fügsam ist und eine ganz eigene Vergangenheit mit sich bringt, die man so sicher nicht erwartet hätte. Die Entwicklung von Evie ist richtig greifbar und doch merkt man als Leser auch ihre innere Zerrissenheit und kann sich gut vorstellen, wie es dem Mädchen gehen muss. Aber auch „Mutter“ ist in meinen Augen ein toll dargestellter Charakter. Die Autorin hat sich richtig Mühe mit der Ausarbeitung gegeben. Natürlich ist sie einem von Anfang an unsympathisch. Sie ist kontrollsüchtig und herrisch und lässt keine Widerworte zu. Ungehorsam straft sie unerbittlich ab, denn sie will die Kontrolle über Elysium um jeden Preis behalten. Doch was wirklich alles hinter ihrem Charakter steckt, das wird erst nach und nach wirklich klar und am Ende des Buches bleibt man mit einem Kopfschütteln zurück und fragt sich nur, wohin das führen kann.
Das Buch hat auch einige wirklich unvorhersehbare Wendungen und immer wieder entdeckt der Leser neue, aufregende und schreckliche Wahrheiten über Elysium. Und dann dieses Ende … ich fand es einfach nur grandios. Endlich einmal endet nicht alles in „eitlem Sonnenschein“ oder mit einem allzu fiesen Cliffhanger und trotzdem bleibt man einfach nur sprachlos zurück und möchte ganz schnell weiterlesen. Jetzt heißt es also sehnsüchtig auf die Fortsetzung zu warten und zu spekulieren, was Elysium und Evie noch für Geheimnisse in sich bergen.

Dieses Buch ist ein absoluter Page-Turner. Immer wieder kommt man neuen Geheimnissen auf die Spur und die Geschichte nimmt eine unvorhersehbare Wendung. Selten verfliegen die Seiten so schnell. Die Geschichte hinter Elysium ist einfach nur grandios und die Charaktere sind wunderbar ausgearbeitet und bergen so manche Überraschung.
Eine wirklich tolle und außergewöhnliche Dystopie, die jeder gelesen haben sollte.
Von mir bekommt das Buch 5 Punkte von 5.

Vielen Dank an den ivi Verlag, der mir dieses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat.

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