Rezension

[Rezension] Der Duft von Erde und Zitronen

Der Duft von Erde und Zitronen

Autor(in): Margherita Oggero
Verlag: DVA
Seitenzahl:  311
Preis:  8,99 Euro
Cover / Bildrechte: Randomhouse / DVA

Gestaltung:

Das Cover ist wirklich sehr schön. Darauf ist eine junge Frau zu sehen, die aus einem Fenster in die Ferne schaut, in einen strahlend blauen Himmel. Es passt wirklich sehr gut zum Inhalt des Buches. Genauso wie der Titel „Der Duft von Erde und Zitronen“.
Story:
Das Buch beginnt damit, dass ein junges Mädchen von ihrer Tante und ein wenig von sich erzählt.
Danach wechselt die Erzählperspektive in die 3. Person und man erfährt von dem Ehepaar Assunta und Saverio, deren Söhne Antonio und Salvatore und ihrer Tochter Carmelina (genannt Melina), die sie erst bekommen, als die beiden Söhne schon erwachsen sind.
Von da an wechselt das Buch von der Gegenwart, in der Immas Leben bei ihrer Tante geschildert wird, in die Vergangenheit, in der man mehr von der Familie Palumbo und der Vergangenheit von Tante Rosaria erfährt. 
Erst nach und nach wird dem Leser erzählt, dass Imma die Tochter von Melina ist und dass sie mit ihren dreizehn Jahren bereits vieles mitmachen musste und bestimmt kein einfaches Leben hatte. Doch auch ihrer Tante Rosaria wurde im Leben übel mitgespielt und so scheint es Schicksal zu sein, dass Imma nach dem großen Unglück ausgerechnet bei Tante Rosaria einquartiert wird und sich die beiden mit der Zeit annähern.
Durch den Klappentext hätte ich eigentlich gedacht, dass Immas Liebe zu Büchern und ihrer Schwärmerei für Paolo mehr Gewicht beigemessen wird. Diese Ereignisse werden eher nebenbei angeschnitten und bleiben daher im Hintergrund. 
Das Buch endet auch sehr offen. Viele Fragen blieben unbeantwortet und man erfährt nicht, wie es mit Imma und Tante Rosaria weitergeht, was ich wirklich sehr schade fand.
Im Vordergrund dieser Geschichte steht ganz klar, die Frage, wie man als Mensch mit so vielen Schicksalsschläge fertigwerden kann und dass vieles leichter zu ertragen ist, wenn man eine Familie hat, die voll und ganz hinter einem steht und einen bedingungslos liebt. Und noch etwas hat dieses Buch geschafft: Es hat mich zum nachdenken gebracht, darüber, wie froh man darüber sein kann, wenn man „frei“ ist, wenn man tun und lassen kann, was man möchte und gehen, wohin man will. Diese Freiheit sollte man viel mehr zu schätzen wissen.
Charaktere: 

Die Protagonistin Imma, aus deren Sicht jedes zweite Kapitel geschrieben ist, ist ein dreizehnjähriges Mädchen, das schon viele schreckliche Dinge erleben musste und schließlich in der Isolation bei ihrer Tante landet. Dort versteckt sie sich vor den Handlangern des Clanchefs, dessen Sohn sie während einer versuchten Vergewaltigung mit einem Stein niedergeschlagen hat. Imma hadert sehr mit ihrem Schicksal. Sie liebt ihre Familie und ihre Heimat und das muss sie alles aufgeben, nur weil sie sich gewehrt hat. Ihre Tante, bei der sie Unterschlupf gefunden hat, ist anfangs sehr distanziert und macht es dem Mädchen damit zusätzlich schwer, sich wohlzufühlen. Doch Imma wäre nicht Imma, wenn sie nicht ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen und sich ab und zu kleine Ausflüge in die Stadt gönnen würde, von denen die Tante natürlich nichts wissen darf. Das zeigt, dass Imma eigentlich ein sehr selbstbewusstes junges Mädchen ist, das sich trotz allen Widrigkeiten ihren Weg sucht. Während des Lesens kann man nur Respekt und Bewunderung für dieses Mädchen empfinden. Sie hat in ihren jungen Jahren schon so viel Schreckliches erlebt und macht trotzdem immer weiter und verliert nicht den Lebensmut. Ein wirklich tapferes junges Mädchen.
Doch nicht nur Immas Geschichte wird in dem Buch erzählt, sondern auch das ihrer Mutter Melina, ihres Onkels Salvatore, seiner Frau Graziella und ihren Großeltern Assunta und Saverio. Man erfährt sehr viel über die Vergangenheit der Familie Palumbo und schließt sie sofort ins Herz. Sie halten stets zusammen und versuchen sich gegenseitig zu unterstützen. 
Und auch Tante Rosaria hat ihre ganz eigene Geschichte, die nach und nach erzählt wird. Sie hatte es ebenfalls nicht einfach im Leben und als sie denkt, sie hat endlich ihr Glück gefunden, muss sie doch wieder erkennen, dass alles anders sein kann als es scheint. Doch auch sie nimmt ihr Schicksal selbst in die Hand und beißt sich durch. Gerade deswegen passen sie und Imma eigentlich perfekt zusammen.

Schreibstil:

Der Autorin Margherita Oggero ist es wirklich gelungen, dem Leser das italienische Lebensgefühl etwas nahe zu bringen. Beim Lesen hat mich so richtig das Fernweh gepackt 🙂
Doch auch die Familie Palumbo hat die Autorin wunderbar beschrieben. Ich konnte mir die einzelnen Familienmitglieder genau vorstellen. Vor allem die Großmutter Assunta, die insgeheim das Familienoberhaupt ist, brachte mich häufig zum schmunzeln, so klar hatte ich sie vor Augen. 
Sehr berührt haben mich Immas Gedanken, ihre Gefühle, ihr Schicksal. Dadurch, dass einige Kapitel aus ihrer Sicht geschrieben wurden, konnte ich mich richtig gut in sie hineinversetzen bzw. hineinfühlen. Ich litt richtig mit ihr und hatte doch großen Respekt, wie sie alles verarbeitet, was ihr passiert. Immer konnte ich ihr Handeln nicht nachvollziehen, doch dabei hatte ich dann meist vergessen, dass sie erst dreizehn ist, denn manchmal kam sie mir wirklich schon älter vor. Ich hätte wirklich sehr gerne erfahren, wie es mit ihr weiterging. Ob sie sich „befreien“ konnte, ob sie Paolo wiedergesehen hat und sie Weihnachten mit ihrer Familie feiern konnte, wie sie und Tante Rosaria sich das ausgemalt hatten.
Fazit:

Das Buch erzählt eine schöne und tragische Familiengeschichte, der es ein wenig an Spannung fehlte. Trotz allem hat mich das Buch und vor allem Immas Schicksal sehr berührt und bewegt und ich kann das Buch jedem empfehlen, der tiefgründige Geschichten mag.
Von mir bekommt das Buch 3,5 Punkte von 5.
Vielen Dank an vorablesen.de und den DVA Verlag, die mir dieses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt haben.

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