Rezension

[Rezension] Mission Munroe – Die Touristin

Autor(in): Taylor Stevens
Verlag: Goldmann
Seitenzahl:  446
Preis:  8,99 Euro
Cover / Bildrechte: Randomhouse Verlag / Goldmann
 
Das Buch wirkt auf den ersten Blick sehr unscheinbar. Die Grundfarbe ist schwarz, der Titel ist in weiß darauf gedruckt. In der Schrift blitzen immer wieder grüne Blätter, wie aus dem Dschungel auf und in der Mitte sieht man eine Libelle. Klappt man das Cover auf, erlebt man eine schöne Überraschung.
 
Das Buch beginnt mit einem Prolog über Emily und endet so, dass man als Leser natürlich nicht weiß, was mit dem Mädchen letzten Endes passiert ist.
Danach springt die Geschichte zu Vanessa Munroe und man erfährt schnell von dem Auftrag, den Richard Burbank ihr erteilen will. Dafür soll die junge Frau zurück in das Land, in dem sie aufgewachsen ist: Afrika. Doch dort wartet eine Vergangenheit auf sie, die sie am liebsten vergessen möchte. 
Als Leser wird man zunächst noch im Dunklen gelassen, wieso Vanessa Munroe nicht zurück nach Afrika möchte und was ihr als Kind oder Jugendliche zugestoßen ist, dass sie immer wieder von Alpträumen gequält wird. Doch auf der Suche nach Emily Burbank wird sie immer wieder mit ihrer Vergangenheit konfrontiert und muss sich  bald nicht nur mächtigen Feinden stellen, die um jeden Fall verhindern wollen, dass sie das Mädchen findet, sondern auch ihren eigenen Dämonen und muss dafür vielleicht sogar ihre eigenen Grundsätze über Bord werfen. Für sie kann es nämlich nur eine Zukunft geben, wenn sie endlich mit ihrer Vergangenheit abgeschlossen hat… .
 
Die Protagonistin Vanessa Munroe ist eine junge Frau, die ihren Job versteht: Sie beschafft Informationen. Dafür ist es natürlich hilfreich, dass sie mehr als 22 Sprachen bzw. Dialekte spricht, versteht mit Waffen umzugehen und Kontakte hat, die ihr verschiedene Papiere besorgen können. Diese Begebenheiten haben auch ihren neue Arbeitgeber auf sie aufmerksam gemacht und sollen ihr helfen, ein junges Mädchen in ihrer Heimat Afrika ausfindig zu machen. Doch eigentlich wollte Vanessa (die sich meist einfach nur Michael nennt) nie wieder nach Afrika zurückkehren und dafür hat sie wirklich gute Gründe.
Obwohl ich einerseits verstehen konnte, warum Vanessa Munroe so ist, wie sie ist, wurde sie mir nicht wirklich sympathisch. Das lag vielleicht auch daran, dass sie einfach in einer ganz anderen Welt lebt und sich dort immer wieder durchschlagen muss. Dabei scheint ihr jedoch jedes Mittel recht zu sein und sie greift schnell zur Waffe, auch wenn es sich bei den von ihr Bedrohten häufig um Freunde handelt. Auch wenn sie ihre Dämonen hat, kommt sie doch manchmal sehr gefühlskalt rüber und scheint alles genau zu analysieren, anstatt dort wo es angebracht ist, auch einmal nur auf ihr Gefühl zu hören. Man hat als Leser ständig den Eindruck, sie würde alles nur aus purer Berechnung machen und hätte nicht wirklich richtige Freunde. Das fand ich sehr schade, weil das die Protagonistin doch etwas unnahbar macht und man nicht wirklich mit Vanessa Munroe mitfühlen kann.
Der Nebendarsteller Miles Bradford wär in meinen Augen wirklich interessant. Er hat seine ganz eigenen Gründe nach Emily Burbank zu suchen, die man jedoch erst nach und nach erfährt. Im Gegensatz zu Vanessa lässt er sich eigentlich nur von seinen Gefühlen leiten, was ihm teilweise aber auch zum Verhängnis wird. Doch über ihn erfährt man als Leser eigentlich viel zu wenig. Ist er zu Beginn des Buches noch häufig in die Geschichte involviert, wird seine Gegenwart immer weniger und er bleibt stark im Hintergrund.
Auch die anderen Nebendarsteller, wie z.B. Vanessas alter Bekannter Francisco, ihr „Gehilfe“ Logan und ihre „Managerin“ Kate enthalten wirklich Potenzial, bleiben jedoch sehr farblos und können neben der allzu dominierenden Protagonistin leider nicht mithalten.
 
Zu Beginn des Buches hatte ich einige Probleme mit dem Buch. Zum einen kam das daher, dass sich die Protagonistin selber immer Michael nennt und auch von anderen so angesprochen wird. Das fand ich unnötig und sogar nervig. Zum anderen kam das aber auch davon, dass Vanessa Munroe häufig Bibelverse in Gedanken rezitiert, wenn sie den Dämonen aus ihrer Vergangenheit begegnet. Es wird zwar erklärt, wieso sie das macht, mir war das jedoch zu häufig und störte meiner Meinung nach den Lesefluss beim Lesen der eigentlichen Geschichte. 
Zum Glück hörten die Bibelverse schnell auf und ich konnte mich voll und ganz auf die Geschichte konzentrieren. Ich fand es schön, dass es in dem Buch eigentlich zwei Handlungsstränge gibt: Zum einen geht es natürlich darum, Emily Burbank zu finden, doch zum anderen erfährt der Leser auch, was Vanessas Schicksal ist. Diese beiden Stories funktionieren wunderbaren nebeneinander und werden durch das Land Afrika miteinander verbunden. 
Die Autorin, Taylor Stevens, versteht es auch sehr gut, den Leser immer wieder mit kleinen Informationen zu füttern, ein paar kleine Rätsel zu lösen, damit er an der Geschichte dran bleibt, aber doch nicht wirklich weiß, was hinter dem großen Ganzen steckt, denn das kommt wirklich erst am Ende heraus und war für mich ehrlich gesagt doch sehr überraschend. 
Das Buch war wirklich von Anfang bis Ende total spannend. Ich habe mich ständig gefragt, was denn wohl wirklich mit Emily passiert ist und fieberte mit Vanessa mit, wenn sie der Lösung wieder ein Stück näher kam. Natürlich gibt es im Buch auch Stellen, die auf Anhieb langweilig wirken (als z.B. Vanessa tagelang auf einen Minister wartet), diese passen jedoch in die Gesamtgeschichte und machen das Ganze in meinen Augen glaubwürdiger.
 
Ich liebe Bücher, die mit vielen Rätseln beginnen, die sich erst nach und nach auflösen. Und das ist in diesem Buch definitiv der Fall. Auch, wenn die Charaktere etwas farblos bleiben, so hat mich diese Geschichte doch sehr positiv überrascht.
Wer also Geschichten mag, die vom Anfang bis zum Ende spannend bleiben, der ist mit „Mission Munroe“ auf dem richtigen Weg. 
Von mir bekommt das Buch 4 Punkte von 5.
 
Vielen Dank an den Goldmann Verlag, der mir dieses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat.

2 Kommentare

  • Gabi

    Ich hätte Miles auch eine größere Rolle gegönnt, denn der war für mich viel greifbarer und sympathischer als Vanessa/Michael selbst. Aber wie man hört, soll es noch einen weiteren Band geben, allerdings bis jetzt nicht auf deutsch. Vielleicht bekommt er da einen größeren Part. LG

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