Rezension

[Rezension] Pandemonium

Autor(in): Lauren Oliver
Verlag:
Carlsen
Seitenzahl: 
350
Preis: 
8,99 Euro
Cover / Bildrechte: Carlsen Verlag

Das Cover fand ich toll. Es passt super zum ersten Teil dieser Triologie. Auf der linken Seite sieht man wieder die Gesichtsseite eines Mädchens. Darüber ist immer wieder das Wort „Kampf“ geschrieben. Mittig steht dann der Titel in geschwungenen Buchstaben und darunter die Worte „Chaos, Wirrnis, Tumult“. Ich finde, das Cover macht richtig neugierig auf das Buch.
Lena wird in der Wildnis von einem anderen Mädchen entdeckt und gerettet. Zusammen mit ein paar anderen Leuten lebt sie ab da in einem Stützpunkt unter der Erde und versucht dort, ihr altes Ich hinter sich zu lassen.
Als sie sich erholt hat, schließt sie sich der Widerstandsbewegung an und lernt dort Julian, den Sohn des Vorsitzenden des VDFA (Verein für ein deliriafreies Amerika) kennen. Ihre Aufgabe ist es, ihn im Auge zu behalten. Doch bei einem Anschlag wird sie gemeinsam mit dem Jungen entführt und verbringt viele Tage mit ihm unter der Erde in einer Gefängniszelle. Dort fängt ihre neue Fassade an zu bröckeln und sie kann nur noch an eines denken: Flucht. 
Gemeinsam mit Julian macht sie sich auf den Weg zurück an die Oberfläche. Doch die Schmarotzer, wilde Ungeheilte, sind ihnen auf den Fersen und nicht nur von ihrer Seite droht ihnen Gefahr, denn auch die VDFA will ihr Vorzeigeobjekt Julian wiederhaben und duldet nicht so viel Nähe zwischen einem Jungen und einem Mädchen, denn die Deliria lauert überall … .

 


Leider muss ich zugeben, dass Lena mir zu Beginn des Buches alles andere als sympathisch war. Natürlich konnte ich verstehen, dass sie am Boden zerstört ist. Immerhin hat sie gerade ihre große Liebe verloren und ist ganz allein in der Wildnis, abseits all ihrer Sicherheiten. Doch auch nach einiger Zeit versucht sie nicht einmal, sich in die Gemeinschaft einzubringen. Sie redet sich immer wieder damit heraus, dass sie noch zu schwach sei und übernimmt kaum Aufgaben. Erst als Raven sie dazu zwingt entwickelt sie so etwas wie Ehrgeiz und kümmert sich um verschiedene Pflichten innerhalb ihrer kleinen Gemeinschaft. Mit der Zeit macht sie jedoch eine richtige schöne Wandlung durch und man entdeckt endlich wieder Kampfgeist in ihr. Sie schließt sich der Widerstandsbewegung an und möchte für Freiheit kämpfen. Doch auch dort fügt sie sich zunächst stumm in all ihre Aufgaben, ohne selber nachzudenken oder Eigeninitiative zu entwickeln. Erst zum Ende handelt sie einmal von sich aus. Doch leider reagiert sie hier sehr impulsiv und kopflos, so dass sie wieder Hilfe braucht, um ihren Plan zu verwirklichen. Das fand ich persönlich sehr schade. Ich konnte Lenas Handeln nur sehr selten nachvollziehen und war enttäuscht darüber, dass sie so wenig Heldenqualitäten entwickelt.
Julian dagegen gefiel mir sehr gut. Er ist das Vorzeigeobjekt der VDFA und scheint an das System zu glauben. Doch als er mit Lena in der Gefangenschaft ist, erkennt man, dass er schon länger angefangen hat, das System zu hinterfragen. Er glaubt nicht alles, was man ihm sagt und ist scheinbar von verbotenen Dingen mehr als fasziniert. Ich finde, man hat richtig gespürt, wie es in ihm arbeitet und dass er hin- und hergerissen ist. Für mich beweist er viel Stärke und steht zu seinen Überzeugungen. Ich finde ihn toll.
Auch Raven hat mich wirklich fasziniert. Sie sorgt für Recht und Ordnung unter der kleinen Gruppe Ungeheilter und hat alles im Griff. Auch, wenn sie selber noch sehr jung ist, kümmert sie sich um alles und übernimmt richtig viel Verantwortung. Dass sie dabei oftmals etwas hart sein muss, ist klar, immerhin hängen einige Menschenleben von ihren Entscheidungen ab. Für sie zählt in erster Linie das blanke Überleben ihrer Gruppe, doch sie möchte auch etwas bewirken und kämpft deswegen in der Widerstandsbewegung. Doch für den Kampf muss man ihrer Meinung nach auch oftmals Opfer bringen.


Anfangs war ich etwas irritiert, da das Buch mit einem „Jetzt“ beginnt, in dem Lena wieder zur Schule geht. Ich habe mich wirklich gewundert, wie es dazu kam, hat doch der Vorgänger damit aufgehört, dass Lena allein über den Zaun steigen musste und in der Wildnis angekommen ist. Doch nach diesem kurzen Kapitel gibt es ein „Damals“, das nahtlos an Band 1 anschließt und man erfährt, wie es Lena in der Wildnis erging.  Von da an wechselt das Buch jeweils von der Gegenwart, in der Lena Teil der Widerstandsbewegung ist, in die Vergangenheit, in der das Mädchen in der Wildnis lebt und versucht ihren Verlust zu überleben. Diese beiden Erzählstränge wechseln sich mit jedem Kapitel ab und erzeugen so richtig Spannung, wobei ich lieber die „Jetzt-Kapitel“ gelesen habe, da in denen mehr passierte und diese häufig mit einem kleinen Cliffhanger endeten, so dass ich unbedingt wissen wollte, was noch kommt
.
Leider sind diese Cliffhanger meiner Meinung nach schon das höchste, was „Pandemonium“ an Spannung zu bieten hatte. Ein paar Kapitel lang passiert kaum etwas und man erfährt nur, wie es Lena und später auch Julian ergeht. Ab und zu geraten die beiden in Gefahr, doch diese löst sich häufig schnell wieder auf. Außerdem habe ich den Kampf gegen das System ein wenig vermisst. Zwar schließen sich Lena und die anderen der Widerstandsbewegung an, aber davon hatte ich mir irgendwie mehr erwartet.
Die Autorin, Lauren Oliver, bedient sich in diesem Band außerdem häufig dem Stilmittel der Metaphern, der Vergleiche. Seitenweise wird Lenas „neue Geburt“ in der Wildnis beschrieben und ausgeschmückt. Ich persönlich mag solche Vergleiche, doch finde ich, dass es in diesem Buch etwas übertrieben wird, was zusätzlich dazu beiträgt, dass ich die Geschichte teilweise, als sehr zäh empfunden habe.
In diesem Band geht es wohl eher um die Entwicklung der einzelnen Personen, vor allem um die von Lena. Es geht um Gefühle und Hintergründe und endet, wie soll es anders sein, mit einem richtig fiesen Cliffhanger, der mich darauf hoffen lässt, dass ich in Band 3 die gewünschte Spannung finden werde, die ich in „Pandemonium“ vermisst habe.


Leider konnte mich dieses Buch nicht restlos überzeugen, da mir einfach die Spannung gefehlt hat. Der Kampf, der auf dem Cover angepriesen wurde, war mir einfach zu unspektakulär. Jetzt warte ich sehnsüchtig auf Band 3 und hoffe, dass dieser dann meine Erwartungen an diese Triologie erfüllen wird.
Für alle, die „Delirium“ gelesen haben, ist „Pandemonium“ ein absolutes Muss, da man viel über Lena und ihre Entwicklung erfährt und es einige Wendungen gibt, die man nicht verpassen darf.

Von mir bekommt das Buch 3,5 Punkte von 5.

Vielen Dank an Buchbotschafter und den Carlsen Verlag, die mir dieses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt haben.

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