Rezension

[Rezension] Bitterzart

Cover 

 Titel: Bitterzart
 Autor/in: Gabrielle Zevin
 Verlag: FJB
 Seitenzahl: 540
 Preis: 9,99 € (D)
  Cover / Bildrechte: Fischer Verlage
Hier hat sich der Verlag echt mal etwas einfallen lassen, denn so ein Cover habe ich noch nirgends gesehen. Schon allein die Farbwahl scheint aus einer anderen Zeit zu sein und auch die Gestaltung ist sehr originell. Ich bin absolut begeistert.
Bei jedem Kapitelanfang findet man unten bei der Seitenzahl noch einmal das Mädchengesicht, das sich auch auf dem Cover befindet, was ich besonders toll finde, da es so noch einen optischen Reiz gibt.

Anya Balanchine ist eine Waise. Ihr Vater und ihre Mutter wurden getötet, da ihr Vater Chef des Familienunternehmens Balachine Schokolade war. Ihr Onkel Yuri leitet seit dem das Unternehmen, während das Mädchen ihre kranke Großmutter pflegt und sich um ihren behinderten Bruder Leo und ihre kleine Schwester Natty kümmert. So gut es geht, versucht sie ein normales Leben zu führen und verliebt sich prompt in Win, den Sohn des neuen Staatsanwalts. 
Doch dann wird Anyas Exfreund mit einem Schokoladenriegel vergiftet, den er ausgerechnet von ihr bekommen hat und der aus Balachines Schokoladenfabrik stammt. Hat es jemand auf sie und ihre Familie abgesehen? Oder versucht jemand das Familienunternehmen zu sabotieren? Von da an ist Anyas ruhiges Leben vorbei, denn jetzt ist nicht nur ihre Liebe zu Win in Gefahr, sondern ihre ganze Familie und damit alles, was Anya noch geblieben ist. Jetzt gilt es ein paar folgenschwere Entscheidungen zu treffen … . 

Die Charaktere in diesem Buch sind alle sehr gut beschrieben und so individuell, dass jeder Darsteller für sich etwas Besonderes ist. Jeder hat seine eigene Vergangenheit, seine eigenen Erlebnisse und Charaktereigenschaften und es macht richtig Spaß, sie kennenzulernen. 
Die Protagonistin Anya musste als kleines Mädchen mit ansehen, wie ihr Vater ermordet wurde und obwohl sie selbst sagt, dass er ein Verbrecher war, hat sie ihn doch geliebt und erinnert sich gern an ihn und seine Ratschläge. Ihr einziges Bestreben besteht darin, ihre Geschwister vom illegalen Familiengeschäft fernzuhalten und für diese stark zu sein. Dabei kommt sie teilweise sehr kalt rüber, was jedoch sicher Eigenschutz ist. Anfangs läuft sie häufig vor der Realität und den Geschehnissen davon, doch im Laufe des Buches erkennt sie, dass Davonlaufen keine Lösung ist und stellt sich ihren Problemen.
Win fand ich von Anfang an super. Er zeigt sofort Interesse an Anya und ihre Vergangenheit ist ihm wirklich egal. Er nimmt sie so, wie sie ist und steht immer zu ihr, egal, was passiert.

Der Schreibstil dieses Buches ist wirklich sehr ungewöhnlich, denn das Buch ist so geschrieben, als würde die Protagonistin Anya, den Leser direkt ansprechen bzw. als hätte sie eine vor langer Zeit geschehene Geschichte, ihre Memoaren für eine bestimmte Person aufgeschrieben. Da kommen z.B. Sätze wie z.B. „…wie schon 100 Seiten vorher geschrieben…“, „vielleicht fragt man sich nun“ usw. Ich fand das toll, da das sehr originell ist und dem Leser das Gefühl gibt, als wäre die Geschichte nur für ihn aufgeschrieben. 
Die Idee mit dem illegalen Schokoladenkonsum und den anderen Verboten fand ich richtig klasse, doch das ist auch schon das Einzige, was in diesem Band an eine Dystopie erinnert. Wer also die üblichen Merkmale dieses Genres sucht, wird wahrscheinlich enttäuscht sein. Da ich jedoch schon vorgewarnt war, ging ich mit geringen Erwartungen an dieses Buch und war einfach nur begeistert. Für mich war es eine spannende und ungewöhnliche Familiengeschichte. Die kleine Prise Mafiastory fand ich super und ich hoffe, dass das im Folgeband noch etwas ausgebaut wird.
Die Liebesgeschichte der beiden Protagonisten ist ebenfalls sehr ungewöhnlich. Man merkt zwar, wie sich langsam Gefühle entwickeln und Anya erzählt, wie verliebt sie war und dass sie teilweise sogar die Welt um sich herum vergessen hat, doch trotzdem fand ich die Lovestory eher nüchtern. Die beiden verbringen Zeit miteinander, überlegen, ob sie miteinander schlafen sollen und planen ihre Zukunft, doch trotz allem bleibt vor allem Anya sehr realistisch und stellt ihre Liebe nicht über alles, was ich doch sehr gut fand.
Während der Geschichte gibt es verschiedene Handlungsstränge: zum einen geht es natürlich um die vergiftete Schokolade und den Verdacht gegen Anya,  sie hätte ihren Exfreund vergiften wollen, zum anderen geht es um die Liebe zwischen Win und Anya, die Wins Vater zu verhindern versucht, es geht ums Familiengeschäft und um Anyas Geschwister, die ihre ganz eigenen Probleme mitbringen. Diese verschiedenen Handlungsstränge laufen zum Ende zwar alle zusammen, lösen sich aber nicht richtig auf, so dass noch viele Fragen und Spannung für die Fortsetzung offen bleiben, auf die ich mich schon jetzt sehr freue.

Eine ungewöhnliche, wirklich tolle Geschichte, mit starken und besonderen Charakteren, die richtig Suchtpotenzial mit sich bringt. Ich war total begeistert von dem Buch und freu mich schon jetzt riesig auf die Fortsetzung. Wie gut, dass ich nicht allzu lange darauf warten muss.

Von mir bekommt das Buch 5 Punkte von 5.

Vielen Dank an Blogg dein Buch und den Fischer Verlag, die mir dieses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt haben.

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