Dystopie,  Rezension

Nation Alpha

 

 Titel: Nation Alpha
 Autor/in: Christin Thomas
 Verlag: Zeilengold
 Seitenzahl: 252
 Preis: 12,99 € (D)
Cover / Bildrechte: Zeilengold Verlag

 

Inhalt:

Seit Jahrhunderten werden Menschen in Reagenzgläsern gezüchtet, um als Slaven in der Nation Alpha zu dienen. Sie werden „Omegas“ genannt, weil sie „das Letzte“ sind und man mit ihnen machen darf, was man möchte. Sie werden nur nummeriert und bekommen nicht einmal einen Namen.
Omega 4 kennt kein anderes Leben als das einer Sklavin. Als sie im Haus des Alpha One landet, lernt sie jedoch erst wirklich, was Angst ist, denn hier erfährt sie, dass alle Omegas durch Roboter ersetzt und getötet werden sollen. Doch in diesem Haus erfährt sie auch zum ersten Mal, was Güte und Liebe bedeuten und dass es eine andere Zukunft für sie und alle Sklaven geben kann.
Dafür muss sie sich jedoch öffnen und anderen Alphas vertrauen … etwas, das sie nie gelernt hat und das deshalb unmöglich scheint … .

Meine Meinung:

Bei Dystopien kann ich ja nie widerstehen und deshalb musste ich auch „Nation Alpha“ unbedingt haben.
Schon der Klappentext hat mir Gänsehaut bereitet, als ich jedoch anfing zu lesen und die Welt von Omega 4 kennenlernte war ich richtig entsetzt. Der Gedanke, Menschen nur zu züchten, um sie wie Sklaven zu behandeln ist grauenhaft. Doch damit allein ist es in dem Buch nicht getan. Diese Menschen werden als minderwertig behandelt, sie bekommen nicht einmal einen Namen, sie dürfen nicht aufblicken oder reden, ohne dazu aufgefordert zu werden und müssen ständig Schläge oder andere Grausamkeiten fürchtet, wenn sie einmal gegen die Regeln verstoßen oder es ihren Besitzern einfach „danach ist“. Das hat mich total aufgewühlt. Natürlich erinnert es auch ein bisschen an die Vergangenheit, aber gleichzeitig ist es vielleicht auch gar nicht so weit weg, aber genau diese Vorstellung ist es, die mich so schockiert hat. Wie kann eine ganze Nation Jahrhunderte so leben, ohne, dass jemand sich dagegen wehrt, ob Omega oder Alpha? Wie kann man seine Kinder schon dazu erziehen, dass es richtig ist, andere Menschen schlecht zu behandeln? Wie kann man so viel Leid erdulden? Christin Thomas hat mich mit ihrem Weltentwurf wirklich schockiert, aufgewühlt, aber auch berührt. 
Andererseits wäre ich gerne noch etwas tiefer eingetaucht. Wie kam es zu dieser Entwicklung? Wie kam der Alpha One an die Macht und woher kam die Idee? Manchmal hatte ich das Gefühl, ich würde mit dem Buch nur an der Oberfläche kratzen und ich denke, es hätte noch mehr Emotionen erzeugen können, wenn man noch etwas mehr über die Hintergründe erfahren hätte.
Die Protagonistin gefiel mir sehr gut. Seit sie klein ist hat sie nur Regeln und Gewalt kennengelernt, sie wird unterdrückt, misshandelt und fühlt sich selbst einfach schon minderwertig. Sie hat nie gelernt, zu träumen oder sich mehr für sich selbst zu wünschen und versucht deshalb einfach nur jeden Tag so gut wie möglich rumzubringen. Deshalb ist sie auch nicht die große Heldin, was ich sehr authentisch fand. Woher soll auch der Kampfeswillen kommen? Ich fand es wirklich toll, dass Omega 4 eher ruhig und unscheinbar ist. Doch nachdem sie damit konfrontiert wird, dass nicht alle Alphas mit ihrer Nation zufrieden sind und gerne etwas verändern wollen, wird ein Funke in ihr genährt, der schon immer tief vergraben da war, aber nur so winzig, dass er kaum etwas entfachen konnte. Einmal entzündet, schlägt er aber Wellen und in der Protagonistin wächst der Gedanke, dass es noch etwas anderes geben muss, dass ein anderes Leben möglich sein muss. So erlebt man eine unglaubliche Entwicklung, die jedoch langsam vor sich geht und gerade deswegen meiner Meinung nach so glaubwürdig ist und mir deshalb so gut gefiel. Ich fand sie jedenfalls richtig gelungen.
Die anderen Protagonisten blieben neben Omega 4 jedoch in meinen Augen meist zu farblos, da sie zu wenig Raum in der Geschichte einnahmen. Ich erfuhr einfach zu wenig über ihre Vergangenheit, über ihr Leben, ihre Motive und Gedanken. Das wäre vielleicht anders gewesen, wäre die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven erzählt worden. Ich denke, hier hätte es zu mehr Tiefgang geführt und diese Dystopie noch mitreißender gemacht.
Spannung gab es jedoch trotzdem, denn dort wo man versucht, eine ganze Nation zu ändern, dort muss man natürlich auch um sein Leben fürchten. Man muss planen und im Hintergrund agieren und hat deshalb immer Angst davor, entdeckt und wegen Hochverrat hingerichtet zu werden. So auch hier. Ich habe jedenfalls mehrmals den Atem angehalten, da ich dachte, jetzt wäre alles vorbei. Meine Nerven waren echt zum Zerreißen gespannt, denn ich wünschte mir wirklich einfach nur ein Ende für diese schreckliche Gesellschaft. 
Das Ende selbst ging mir dann auch etwas zu schnell ehrlich gesagt. Ich hätte mir einfach einen richtig heftigen Showdown gewünscht, der einschlägt wie eine Bombe, aber das ist mein persönlicher Geschmack. Im Grunde ist es, trotz der ganzen Spannung, doch eher eine ruhige Dystopie, die mehr zum Nachdenken anregt, als reißerisch zu sein. Deshalb passt das Ende eigentlich schon sehr gut, auch wenn es meinen Geschmack nicht ganz getroffen hat. 

Fazit:

 

Mit „Nation Alpha“ hat Christin Thomas ein schreckliches Szenario geschaffen, das mich wirklich schockiert, aber auch berührt hat. Die Protagonistin passt perfekt in diese Welt und ihre Entwicklung ist sehr authentisch, was mir richtig gut gefallen hat. Leider waren die übrigen Charaktere zu blass und mir haben auch ein paar Hintergrundinformationen gefehlt. Meiner Meinung nach hat der Weltentwurf sehr viel Potenzial, der mir jedoch leider nicht tief genug ging.
Von mir bekommt das Buch 3,5 Punkte von 5.

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