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Sommerfest bei Süchtig nach Büchern – Gast Nr. 4

Am Montag kam Isla aus “Seelenlicht – Im Zeichen der Verborgenen” von Jay Lahinch zum Sommerfest und hatte ein ganz besonderes Mitbringsel dabei. Was genau das war, erfahrt ihr hier: http://suechtignachbuechern.de/2019/07/sommerfest-bei-s…echern-gast-nr-3/
Und hier sind schon die nächsten Gäste:

 

(Eine junge Frau von 19 Jahren betritt das Fest. Sie trägt die
Festtagsaufmachung einer mittelalterlichen Bäuerin: über einem weißen
Hemd ein braunes Mieder, dazu Kopftuch und Rock im gleichen Braun. Auch
das Haar, das ihr unter dem Kopftuch hervor über die Schultern fällt,
ist braun, jedoch mit einem leicht goldenen Schimmer. Am linken Arm
trägt sie einen Lederhandschuh, auf dem ein bronzefarbener Greifvogel
sitzt und sich neugierig umschaut.)

 

 

Verzeiht, sind wir hier richtig bei “Süchtig nach Büchern”? Mein Name
ist Gunid, und der Bussard auf meinem Arm ist Lif, der Jagdvogel meines
… meines besten Freundes, Ragald. Das hier sieht mir zwar nach einem
Sommerfest aus, aber ich muss gestehen, dem Namen nach hatte ich etwas
Anderes erwartet … mehr so etwas wie den Turm des Magiers Xagadeos mit
seinen Spukgestalten. Dort ist der einzige Ort, an dem ich jemals viele
Bücher auf einem Haufen sah.

 

Nun, ich bin froh und erleichtert, hier doch ein eher gewöhnliches Fest
vorzufinden, mit Gesang, Trank und Schmaus. Wird es auch Tanz geben?
Aber vergebt mir, ich weiß, ich sollte mich erst einmal vorstellen.

 

Ich bin Gunid und ich bin hier, weil dieser Markus Gerwinski, dieser
Geschichtenerzähler oder Sagendichter oder wie er sich nennt, mir Eure
Einladung überbracht hat. Er hat die Geschichte meiner Reise
aufgeschrieben und nicht nur ein Buch daraus gemacht, sondern gleich
drei. Den “Falkenflug” nennt er es und sagt, es sei eine Trili…
Troli… ach, eins dieser Gelehrtenworte. Jedenfalls drei Bücher.
Nur, um Missverständnisse gleich auszuräumen: Ich bin zwar eine Hörige,
also eine unfreie Bauerstochter, aber ich habe die Erlaubnis meiner …
(räuspert sich) meines Herrn, das Lehen zu verlassen. Hier ist mein
Reisebrief. Offen gestanden wünschte ich, der Herr Markus wäre nicht so
auf meinem unfreien Stand herumgeritten, dass er das erste der drei
Bücher sogar “Die Hörige” genannt hat. Aber gut, nun wisst Ihr es. Ich
hoffe, Unfreie sind nicht von diesem Fest ausgeschlossen?
Weshalb der Herr Markus das zweite Buch “Die drei Amulette” genannt hat
und das dritte “Die Herrin der Schatten” … ach, das ist eine lange
Geschichte. Ich denke, im Gegensatz zu mir seid Ihr hier des Lesens
kundig, also lest es am besten einfach selbst nach.

 

(Der Greifvogel auf ihrem Arm stößt ein Schnattern aus.)

Ruhig, Lif. Ja, also, wenn ich vorstellen darf, dies hier ist Lif. Er
ist ein Bronzebussard aus den Steppen des Südens und der Jagdvogel
meines Freundes Ragald und sein treuester Gefährte. Ich habe ihn
mitgebracht, weil der Herr Markus mich gebeten hat, seine Flugkünste
hier vorzuführen. (Seufzt) An sich tu ich das ja gern, aber die
Aufmachung, in der ich es tun soll … Ihr müsst wissen, ich bin mit Lif
bereits bei Gauklern aufgetreten, und das Kostüm ist mir … unangenehm.
(Errötet) Sei’s drum, habt Dank für Eure Aufmerksamkeit. Ich gehe mich
rasch umziehen. Aber erwartet nicht, dass ich den Fummel nach der
Vorführung für den Rest des Festes tragen werde!

 

 

— Nachfolgend: Auszug aus Falkenflug 1 “Die Hörige”, Gunids Auftritt
in der Gauklertruppe von Meister Eleazar —

[…]

­Eleazar hatte den Nachmittag damit verbracht, eine Geschichte um den
Kampf eines Falken gegen eine Hexe zu spinnen, und so wurde Gunid mit
einem wallenden, schwarzen, viel zu tief ausgeschnittenen Gewand und
totenbleicher Schminke ausstaffiert. Selbst die Lippen wurden ihr
schwarz bemalt, und das braune Haar verschwand unter einem weiten,
schwarzen Tuch, das ihr M­arissa mit vielen Nadeln feststeckte. Stumm
dankte G­unid Vesas, dass niemand aus ihrem Dorf sie so sehen konnte.
Das Federspiel besteckte derweil einer der Gaukler mit bunten Federn,
die es dem Papagei nicht unähnlich erscheinen ließen.

In der Stunde vor Sonnenuntergang sammelten sich Kämpfer aus dem
Hauptlager und Volk aus dem Tross, um der Vorführung beizuwohnen. Die
erste Hälfte der Darbietungen verfolgte Gunid aus den Kulissen heraus,
hinter einer Plane hervor, die als Kulisse für das Schauspiel mit den
Zinnen einer Burg bemalt war. Schließlich aber stand sie bereit, das
Herz vor Aufregung im Hals klopfend, den bekappten Lif auf dem Handschuh
sitzend, und hörte zu, wie ­Eleazar mit wohltönender Stimme ihren
Auftritt ankündigte: “… und in der Rolle der Hexe die unvergleichliche
Gunadola!” Sie verzog das Gesicht und nahm sich vor, dass die
unvergleichliche Gunadola ihm allein für diesen Namen bei Gelegenheit
Furunkel an den Hintern hexen würde.

In den Fackelschein zu treten und sich einer Meute von Zuschauern zu
stellen, ängstigte sie auf seine Weise mehr, als einen Wald voller
fremder Gefahren zu durchqueren. Ein Raunen ging bei ihrem Anblick durch
die Menge, und die Pfiffe einiger Burschen riefen ihr unangenehm ins
Gedächtnis, wie viel von ihrer Brust in diesem Moment zu sehen sein
musste. Dankbar erinnerte sie sich, dass die dicke Schminke ihr Erröten
verbarg, und hielt die Augen starr geradeaus gerichtet, während sie sich
steifbeinig zur Mitte des freien Platzes begab. Applaus begrüßte sie,
und Lif drehte neugierig den verhüllten Kopf umher.

Sobald die Sackpfeife einsetzte, entfernte sie ihm die Kappe und warf
ihn ab. Sofort tönte wieder Eleazars Stimme über den Platz und begann
zur Musik, sein Märchen von dem Falken zu erzählen, dem die Hexe die
Gefährtin geraubt hatte. Gunid ließ das Federspiel im Kreis wirbeln, und
während Lif immer wieder darauf niederstieß, schilderte Eleazar, mit
welchen Trugbildern die Hexe den tapferen Vogel genarrt habe. “Doch das
rechtschaffene Tier blieb siegreich”, und Gunid ließ das Federspiel zu
Boden fallen und sah kopfschüttelnd zu, wie Lif aus seiner “Gefährtin”
den Fleischbrocken pickte, während Eleazar mit wohlgesetzten Phrasen
seine Erzählung beendete.

[…]

 


Und hier sind die Infos zu den Büchern:

Titel: Falkenflug – Die Hörige (Band 1)
Seitenzahl: 268
Preis eBook: 6,99 € (D)
Preis TB: 9,99 € (D)
ISBN: 978-3741299568

Titel: Falkenflug – Die drei Amulette (Band 2)
Seitenzahl: 456
Preis eBook: 9,99 € (D)
Preis TB: 14,99 € (D)
ISBN: 978-3743138629

Titel: Falkenflug – Die Herrin der Schatten (Band 3)
Seitenzahl: 548
Preis eBook: 10,99 € (D)
Preis TB: 16,99 € (D)
ISBN: 978-3734720437

Autor und Bildrechte: Markus Gerwinski

Website des Autors: http://www.markus.gerwinski.de/

Banner: ©Juliane Buser

Bilder: Markus Gerwinski

Text: Markus Gerwinski

Coverrechte: Markus Gerwinski

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