Tanja Steinborn
Hallo Tanja, schön, dass Du da bist und meine Fragen beantworten möchtest. Kannst Du Dich bitte kurz vorstellen?
Ich freue mich, dass ich hier sein darf und von Dir gelöchert werde. Also ich heiße Tanja Steinborn, bin 34 Jahre alt und ein Bücherwurm durch und durch. Das heißt, ich verschlinge selbst ein Buch nach dem anderen, verkaufe sie in meinem Berufsalltag (bin gelernte Buchhändlerin) und außerdem schreibe ich selbst Fantasyromane.
Das heißt, Dein ganzes Leben dreht sich um Bücher?
Ja, Bücher und vor allem Geschichten. Neben der Buchform bin ich auch für das Serien oder Filmformat zu haben, denn ich liebe es, wenn Geschichten einen so sehr mitreißen, dass sie einen aus dem Alltag entführen. Deswegen sind Bücher und Reisen meine großen Leidenschaften, wobei sich durch die Reisen im Prinzip ja auch wieder Geschichten erzählen lassen und somit der Kreis schließt.
Wurdest Du dann auch auf einer Reise zu “Die Legenden Lýsistratas” inspiriert?
Nicht zu der Geschichte an sich, aber für Lýsistrata selbst, also das Land, in dem meine Bücher spielen. In die Landschaft habe ich ganz viel von meiner Schottland-Begeisterung einfließen lassen. Und eines der Hauptthemen meiner Story sind das Fernweh und die Abenteuerlust der Charaktere. Das haben sie definitiv bekommen, weil ich selbst eigentlich auch ständig Fernweh habe.
Da sind wir ja schon mittendrin in Deiner Geschichte, denn im ersten Band geht es ja um eine bedeutende Reise … möchtest Du uns ein bisschen davon erzählen?
Gerne. 5 ganz unterschiedliche Gefährten begeben sich auf die Reise durch das Land Lýsistrata, um eine junge Prinzessin vor dem Tod zu bewahren. Diese wurde auf heimtückische Art vergiftet und ihre einzige Hoffnung auf Heilung ist die Blaue Blume, die laut einem alten Hausmärchen jede Krankheit heilen und sogar den Tod überlisten kann. Doch die 5 ausgesandten Retter wissen weder, ob sie wirklich existiert, noch, wo genau sie nach ihr suchen sollen. Also begeben sie sich auf eine abenteuerliche Reise durch das Land, auf der sie auch auf andere Gestalten und Wesen treffen, die sie eigentlich nur aus Legendenbüchern kennen. Im Zentrum der Gefährten stehen dabei die etwas kratzbürstige Bibliothekarin Meyla und der Bauer Balfour, der davon träumt, ein Ritter zu sein und die sich am Anfang beide so gar nicht ausstehen können…
Oh, das klingt ja fast so, als würde sich da zusätzlich eine spannende Liebesgeschichte anbahnen.
Hm ja, ich will natürlich nicht zu viel verraten, aber die Liebe kommt in der Geschichte definitiv nicht zu kurz.
Was steht denn im Vordergrund: Die abenteuerliche Reise oder die Liebesgeschichte oder hält sich das die Waagschale?
Ich glaube zentral im Vordergrund steht das Thema Freundschaft, da die Reisegefährten auf ihrem Weg eigentlich zum allerersten Mal wahre Freundschaft erfahren. Die Liebe baut sich erst langsam im Laufe des ersten Bandes auf, der zweite Teil ist dann schon etwas romantischer. Aber im Großen und Ganzen halten sich Gefühle und Abenteuer glaube ich durchgängig die Waagschale, ganz einfach weil ich persönlich diese Mischung auch als Leser am liebsten mag.
Die Legenden Lýsistratas wird ja eine Trilogie. Zwei Teile sind schon erschienen. Weißt Du schon, wann Band 3 herauskommt?
Ich schreibe im Moment daran und hoffe sehr, ihn dieses Jahr veröffentlichen zu können. Mein Wunschtermin wäre zur Frankfurter Buchmesse oder wenigstens vor Weihnachten, aber versprechen kann ich das nicht. Ich habe sehr viel Respekt vor dem finalen Band, zum einen weil es eine Herausforderung ist, alle Handlungsstränge zusammen zu führen und zufriedenstellend zu beenden. Zum anderen habe ich ein bisschen Angst davor, mich von dieser Welt und meinen Figuren zu verabschieden, die mich jetzt so viele Jahre begleitet haben. Da werden einige Tränen fließen. Trotzdem freue ich mich aber auch darauf, dann die ganze Geschichte erzählt zu haben, vor allem, weil ich das allerletzte Kapitel schon wortwörtlich im Kopf habe.
Da Du die Bücher ja selbst herausbringst, hast Du ja “eigentlich” keinen Zeitdruck oder setzt Du Dir selbst ein Datum?
Nein, ich habe keine Fristen, an die ich mich halten muss. Das ist ein Vorteil vom Self-Publishing und ich mache mir da auch ganz bewusst keinen Druck, weil darunter die Kreativität leidet. Druck mach ich mir immer erst, wenn die Geschichte geschrieben ist und ich in der Korrektur und Setz-Phase stecke, denn dann will ich das “Baby” natürlich auch so schnell wie möglich in der Hand halten.
Und von Deinen Lesern, die sehnsüchtig auf die Fortsetzung warten, lässt Du Dir auch keinen Druck machen?
Das ist schon schwieriger. Ich habe durch meinen Job ja den wahnsinnigen Vorteil, dass ich ja sofort persönlich mit meinen Lesern sprechen kann. Es sind schon einige Lýsistrata-Fans in den Buchladen gekommen, in dem ich arbeite und haben ganz schüchtern gefragt, wann der nächste Teil erscheint und mir bricht das immer ein bisschen das Herz, wenn ich sagen muss “ich habe noch keinen genauen Termin”… das war schon nach dem ersten Teil so und ich war so unglaublich froh, als ich dann sagen konnte “Oh ja, hier ist Band 2, bitte sehr!”
Hat es denn auch den Vorteil, dass Du in einer Buchhandlung arbeitest, dass Du dort auch als Selfpublisherin Deine Bücher ausstellen kannst?
Auf jeden Fall. Es ist ansonsten schwer, als Self-Publisher in die Buchhandlungen zu kommen. Da habe ich es richtig gut und es ist natürlich auch total spannend zu beobachten, ob die Kunden von sich aus an die Bücher dran gehen, ob Cover und Klappentexte ansprechen usw. Bei der ersten Auflage der Blauen Blume war der Klappentext wohl etwas unglücklich, denn ich konnte immer wieder sehen, dass Kunden das Buch in die Hand genommen und den Klappentext gelesen und es dann wieder weggelegt haben. Dadurch wusste ich, irgendetwas ist nicht rund und konnte darauf reagieren. Lustig war dann, als wir die Neuauflage mit neuem Cover in den Laden bekommen und groß ausgestellt haben. Eine Kundin interessierte sich für das Buch und kam zu mir und sagte “Entschuldigung, kennen Sie zufällig das Buch “Die Legenden Lýsistratas” und können mir was dazu erzählen?” Das war ein lustiger Moment und sie hat sich natürlich wahnsinnig gefreut, dass ich mich als die Autorin herausgestellt habe und ihr das Buch signieren konnte.
Das ist wirklich großartig. Hast Du auch deswegen das Cover noch einmal verändert? Also wegen der Leserreaktionen?
Das hing eher damit zusammen, dass ich unbedingt wollte, dass man durch die Cover sieht, dass die Bücher zu einer Reihe gehören. Das Cover von der Altauflage hatte der Verlag gemacht und ich mochte es grundsätzlich schon auch gerne, auch wenn für mich der Märchencharakter der Geschichte nicht genug durchkam. Das Cover für Band 2 habe ich dann von Jasmin Whiscy erstellen lassen und habe mich dann entschieden, meinem ersten Buchkind auch ein neues Kleidchen zu spendieren. Ich liebe Jasmins Cover, denn ich finde sie treffen punktgenau die Stimmung und Atmosphäre meiner Geschichte.
Ich finde sie auch richtig schön. Hast Du dazu denn Vorschläge gemacht oder hatte Jasmin freie Hand?
Wir haben besprochen, was ich für Wünsche habe. Mir war wichtig, dass das Märchenbuch vorne drauf die Cover quasi miteinander verbindet. Die Blume auf Band 1 und das Schiff auf Teil 2 sollten farblich deutlich herausstechen, weil sie die Hauptmotive der jeweiligen Geschichten sind. Als ich Jasmins Entwürfe zum ersten Mal gesehen habe, war ich total glücklich darüber, wie unglaublich toll sie meine Vorstellungen umgesetzt hat. Ich meine sogar, dass wir gar nichts mehr großartig an dem ersten Entwurf geändert haben, weil sie für mich persönlich sofort perfekt waren. Freue mich schon total darauf, das Cover für Band 3 von ihr kreieren zu lassen.
Kannst Du uns denn schon einen kleinen Tipp geben, was nach der Blume und dem Schiff auf Band 3 sein wird? Oder willst Du das Geheimnis lieber noch für Dich behalten?
Also auf Band 3 wünsche ich mir einen Kranich. Denn Kraniche spielen in der Geschichte eine große Rolle, weil die beiden Hauptfiguren sich kennen lernen, als sie den Flug der Kraniche über die Hauptstadt hinweg beobachten (und dabei unsanft zusammenstoßen, weil sie beide den Kopf in der Luft haben). Deswegen werden die Kraniche auch im letzten Titel vorkommen und gehören für mich unbedingt mit auf das Cover.
Da bin ich echt gespannt, wie Jasmin das umsetzen wird.
Obwohl Du ja gerade noch mitten in Band 3 steckst, sind Deine Gedanken trotzdem auch schon bei dem “danach”? Also, was Du als nächstes schreiben möchtest?
Ich mache mir schon so meine Gedanken, einfach auch, weil das Schreiben so ein wichtiger Teil in meinem Leben ist. Grundsätzlich kann ich mir kaum vorstellen, nochmal so eine zündende Idee für einen ganzen Roman zu haben. Andererseits war die Geschichte von Meyla und ihren Freunden ja auch ganz urplötzlich in meinem Kopf. Irgendeine Geschichte wird es also mit Sicherheit wieder zu erzählen geben und wenn nicht, schreibe ich einfach Reiseberichte.
Oder Du reist so lange, bis Dich die Inspiration überfällt.
Hast Du denn schon ein nächstes Reiseziel im Auge?
Im Oktober, über Halloween, fahre ich auf die Shetland-Inseln. Klar, die gehören zwar auch wieder zu Schottland, aber ich glaube, diese abgelegenen, dünn besiedelten und sehr ursprünglichen Inseln sind nochmal etwas ganz anderes. Sie haben ja ihre ganz eigene Kultur, zu der auch viele Sagen und Schauergeschichten gehören. Da werde ich ganz bestimmt Inspiration finden.
Das denke ich auch. Auf jeden Fall schon einmal eine schöne Reise. Wird man dich denn auch auf den Buchmessen in Leipzig und Frankfurt antreffen?
Dankeschön, ich freue mich auch schon sehr. In Leipzig werde ich nicht sein, da muss ich leider arbeiten, aber in Frankfurt werde ich ganz gewiss wieder herumturnen.
Was gefällt Dir an Buchmessen besonders und worauf könntest Du verzichten?
Ich mag die Begegnungen dort. Schon bevor ich Autorin wurde und “nur” als Händlerin unterwegs war, fand ich es total schön, dort Kollegen und all unsere Vertreter zu treffen. Als Autorin ist das ganze natürlich nochmal spannender, weil man die Gelegenheit hat, auf seine Leser zu treffen und auf die Blogger, die einen so lieb unterstützen. Und es rührt mich immer zu sehen, wie vielen Menschen das Buch doch noch richtig am Herzen liegt und es stärkt mich in meiner Überzeugung, dass das Printbuch niemals aussterben wird. Verzichten könnte ich auf die stickige Luft und den permanenten Geräuschpegel, denn irgendwie schlaucht das nach ein paar Tagen ganz ordentlich.
Oh ja. Ich bin danach auch immer richtig erledigt und könnte Urlaub brauchen.
Da Du die Begegnungen erwähnst … gibt es noch etwas, das Du jetzt am Ende unseres Interviews Deinen Lesern unbedingt noch sagen möchtest?
Ich bedanke mich bei allen, die bereits nach der Blauen Blume gesucht haben und hoffe sehr, dass sie diese auch in ihrem Leben gefunden haben oder noch finden werden (denn in der Geschichte steht sie am Ende für etwas ganz anderes, als am Anfang gedacht). Der einzige Grund, warum ich die Geschichte veröffentlicht habe, ist mein Wunsch, dass die Leser in meinen Büchern etwas finden, was ihnen auf ihrer eigenen, ganz persönlichen Reise etwas gibt: sei es Hoffnung, Mut, Sehnsucht, Spannung oder auch einfach nur etwas zu lachen. Es berührt mich ungemein, dass dies tatsächlich bei so vielen der Fall war. Vielen, vielen Dank dafür, ihr seid spitze!
Was für schöne Worte … vielen Dank dafür und auch dafür, dass du dir Zeit für mein Interview genommen hast.
Oh ich danke Dir für die tolle Gelegenheit.
Autorenfoto: Tanja Steinborn
Cover gestaltet: © Jasmin Whiscy
Coverrechte: Tanja Steinborn
Bild: pixabay.com