Autoreninterview

Marie Adams

Ich freue mich wirklich sehr, dass sich die Autorin Marie Adams für mich Zeit genommen hat und ich ihr ein paar Fragen stellen durfte. Passend zum Thema in ihrem Buch “Glück schmeckt nach Popcorn” ging es ums Kino und um Filme. Dabei habe ich festgestellt, dass wir nicht nur die Liebe zu Büchern, sondern auch zu Filmen teilen. Aber lest selbst … .

Hallo Marie, schön, dass Du Dir heute Zeit für ein paar Fragen nimmst. Magst Du Dich vielleicht einfach mal ganz kurz vorstellen?
Sehr gerne nehme ich mir die Zeit für Dich und danke Dir erst einmal noch für die schönen Beiträge in der Vergangenheit.
Gern.
Nachdem ich unter meinem Klarnamen Daniela Nagel, unter dem ich auch auf FB bin, mehrere Bücher rund um das Thema Muttersein geschrieben habe, schreibe ich gerade romantische Komödien unter meinem offenen Pseudonym Marie Adams. Auch im echten Leben glaube ich an Happy Ends – und lebe mit meinem Mann und unseren fünf Kindern in Köln.

 

Eine dieser romantischen Komödien ist “Glück schmeckt nach Popcorn”. Die Protagonistin Martha besitzt darin ja ein eigenes kleines Kino, was ich persönlich sehr ungewöhnlich finde. Wie kamst Du darauf? Ist das selbst so ein kleiner Traum von Dir?
Kleine Programmkinos gehören zu meinen absoluten Lieblingsorten, genau wie schöne Cafés oder Buchhandlungen. Ein Kino ist für mich in erster Linie ein Ort, an dem ich komplett in eine Geschichte abtauchen kann. Und mich reizt es, über Frauen zu schreiben, die ihren ganz persönlichen Traum leben, auch oder gerade, wenn es kein Mainstreamtraum ist und viele diesen für unrealistisch halten würden. Und ja, ich hätte absolut nichts dagegen, selbst ein kleines Kino zu führen – allerdings reicht es mir gerade, Geschichten auf dem Papier zu erzählen, aber wer weiß, was später noch kommt, wenn die Kinder älter sind.
Dann findet man Dich quasi regelmäßig im Kino wieder?
Leider viel zu selten, mehr als einmal im Monat schaffe ich zurzeit nicht – manchmal mehr, manchmal weniger. Als ich noch Filmkritiken für Cinezone und Werbetexte für Kino & Co geschrieben habe, war ich recht oft vormittags zu den Pressevorführungen im Kino, während die Kinder im Kindergarten oder der Schule waren. Jetzt gehört das Kino zu meinen Freizeitbeschäftigungen, die im Moment sehr rar gesät sind.
Wenn Du Kritiken geschrieben hast, dann bist Du doch sicher eine sehr kritische Kinogängerin, oder? Analysierst Du die Filme nach dem Schauen oder kannst Du sie einfach nur genießen?
Wenn mich ein Film packt, kann ich ihn sehr gut genießen, zumal ich als Autorin erst einmal Respekt vor einem künstlerischen Werk habe, weil ich weiß, wieviel Herzblut darin steckt. Aber natürlich denke ich dauernd, ah, hier ist also der Plot Point… genau wie bei Romanen, die ich lese, ist oft auch der Zensor in meinem Kopf aktiv, allerdings habe ich mich entschlossen, Kritik wirklich den Kritikern zu überlassen, seit ich selbst veröffentliche.
Ich kann mir gut vorstellen, dass man, wenn man selbst in dieser oder einer ähnlichen Branche tätig ist, das Ganze aus anderen Augen betrachtet. Aber Du diskutierst doch trotzdem noch mit Freunden oder der Familie über die Filme, oder machst Du so etwas gar nicht?
Natürlich! Sehr leidenschaftlich sogar! Vor allem mit meinem ältesten Sohn, 18, der ein großer Filmliebhaber ist. Aber eben nicht öffentlich, genauso, wie ich keine Buchrezensionen mehr veröffentlichen würde. Ich coache ja auch Autoren und arbeite für eine Literaturagentur, da analysiere und kritisiere ich ja auch jede Menge, aber mit dem Ziel, dass die Autoren das noch umsetzen können, bevor ihr Werk öffentlich wird.

 

Das ist eine wundervolle Aufgabe.
Sind Dein Sohn und Du dann häufig gleicher Meinung über Filme oder gibt es da auch hitzige Diskussionen?
Manchmal entdecke ich mit seiner Hilfe wahre Perlen, die ich mir nie angeschaut hätte, wie z.B. “Der Babadook”, ein australischer Horrorfilm, über eine Kinderbuchillustratorin und Mutter, die durchdreht, oder “Prestige – Die Meister der Magie” von dem Batman-Regisseur Christopher Nolan. Gerade Horror ist nicht mein Genre, aber manchmal lohnt es sich eben, sich überreden zu lassen, die eigene Komfortzone zu verlassen. Diese beiden Filme haben es auch in Marthas Lichtspielhaus geschafft. Bei dem Film “Requiem for a dream” waren wir komplett anderer Meinung. Über den habe ich mich total aufgeregt – obwohl er genial gemacht ist. Allerdings hatte er meinem Mann und mir diesen Film für einen netten Abend auf dem Sofa ans Herz gelegt. Für einen romantischen Abend war er definitiv nicht geeignet 😉

 

Oje, das klingt ja fies :-p Dann schaust Du quasi mittlerweile querbeet? Also von Romantisch über fantastisch bis hin zu gruselig?
Meine Lieblingsgenres sind romantische Komödien, Tragikkomödien und Dramen, am liebsten alles rund um Beziehungen, Liebe, Gesellschaft und Familie. Fantasy gucke ich dagegen nur mit den Kindern, und dann auch sowas wie die Vampirfilme “Biss…” – mit meiner Tochter oder eben Harry Potter & Co. Action etc. langweilt mich eher.
Also bist Du nicht der Typ für Marvel-Comicverfilmungen?
Obwohl – Spiderman mit Tobey Maguire fand ich super – was ich gar nicht erwartet hatte vorher.

 

Das ist doch eigentlich die beste Ausgangslage für einen Film: Keine Erwartungen, oder was meinst Du?
Zumindest die Vorurteile mal zuhause und sich hin und wieder überraschen lassen.

 

Was ist denn dann Dein absoluter Lieblingsfilm? Oder gibt es so etwas gar nicht?
Einen absoluten Lieblingsfilm habe ich nicht, eher mehrere. Darunter “Zeit der Unschuld” von Martin Scorsese, “Zeiten des Aufruhrs” von Sam Mendes, “Juno” von Jason Reitman oder “Ihre beste Stunde” von Lone Scherfig. Alles ziemlich traurige Filme, fällt mir gerade auf.
Aber ich liebe auch “Die fabelhafte Welt der Amelie” von Jean-Pierre Jeunet oder “Babettes Fest” von Gabriel Axel.

 

Musst Du bei richtig traurigen Filmen denn dann auch weinen?
Ob ich dabei weinen muss? Und ob! Als ich mit den Kindern “Wunder” im Kino geguckt habe, musste ich vor allem dann heulen, als die Filmmutter stolz auf ihre Kinder war. Das konnten meine Kinder überhaupt nicht verstehen.

 

Aber andere Mütter, wie ich, können das sehr gut verstehen.
Dann lässt Du Deinen Emotionen im Kino, also in aller Öffentlichkeit, freien Lauf?
Na, ja, im Kino ist es dunkel und ich versuche mir nichts anmerken zu lassen!
Was war denn das außergewöhnlichste Erlebnis, das Du mal im Kino hattest?
Lustigerweise ist bei dem ersten Kinofilm in meinem Leben, dem Dinosaurieranimationsfilm “In einem Land vor unserer Zeit”, der Film eine Viertelstunde vor dem Ende gerissen.
Ein ganz besonderes Kinoerlebnis hatte ich bei David Lynch “Der Elefantenmensch”. Eigentlich war ich mit Freunden in einem Programmkino verabredet, um diesen sehr, sehr pathetischen Film zu gucken. Ich hatte aus Zeitgründen abgesagt und meinen Freunden gesagt, dass ich nach dem Kino mit ihnen etwas trinken gehe, weil ich eh in der Nähe unterwegs war. Als ich jedoch dringend zur Toilette musste, bin ich in das nächste öffentliche Gebäude gegangen. Das war dieses Kino. Im Foyer meinte einer der Mitarbeiter zu mir, “Geh ruhig noch rein, er läuft noch nicht lange”. Das machte ich dann spontan, als hätte mich der Film gezwungen, ihn doch zu sehen – und zwar alleine! Niemand, den ich kannte, saß in meiner Nähe. Zum Glück. Ich war völlig hingerissen, während die anderen den Film schrecklich fanden, wie sich nachher heraus stellte.

 

Ich hoffe, Du hast das Ende von “In einem Land vor unserer Zeit” irgendwann nachgeholt.
Nein, das Ende von “In einem Land vor unserer Zeit” ist immer noch ein blinder Fleck in meiner Biografie.

 

Mittlerweile hast Du ja schon einige interessante Filmtipps gegeben, aber gibt es einen Film, bei dem Du sagst, dieser wird völlig unterschätzt und sollte von mehr Leuten gesehen werden?
Leider geht es vielen sehr guten Filmen so, dass sie kaum eine Chance haben, sich im Kino zu bewähren, da das Programm ständig wechselt und viel zu viel auf den Markt geschmissen wird – das wird vielleicht durch Netflix & Co und durch Mundpropaganda wieder ein Stück ausgeglichen, so bekommen gute Filme zweite Chancen. Vielleicht sind nicht alle wunderbaren Filme kommerziell sehr erfolgreich, aber ich habe den Eindruck, dass gute Filme durchaus gewürdigt werden. Von tollen Rezensionen und der Ehre kann natürlich keiner Leben – deswegen würde ich mir von allen Filmliebhabern einfach wünschen, viel ins Kino – vor allem in die kleineren Kinos, die nicht nur Mainstream zeigen, zu gehen, Werbung für tolle Filme zu machen, und vor allem nie, nie nie Filme illegal runterzuladen.

 

Das ist doch ein wirklich schönes Plädoyer für das Ende unseres Interviews. Vielen Dank für Deine Antworten, ich könnte ja noch ewig über Filme diskutieren …
Ich danke Dir!

Titel: Glück schmeckt nach Popcorn

Autorin: Marie Adams

Verlag und Bildrechte: blanvalet

Seitenzahl: 320

Preis: 9,99 € (D)

ISBN: 978-3734104947

 

 

Beitragsbild / Foto: © Monika Schulze
Autorenfoto: © Traumstoff / Claudia Toman
Cover: © Randomhouse / blanvalet

Bilder:  pixabay

 

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