Rezension

[Rezension] Shadow Falls Camp 01

Autor(in): C.C. Hunter

Verlag: FJB
Seitenzahl:  493
Preis:  9,99 Euro
Cover / Bildrechte: Fischer Verlage
Das Cover gefällt mir sehr gut. Es ist silbern und schimmert bei jeder Bewegung. Im Vordergrund sieht man einen Baum, mit zwei geteilten Stämmen und dazwischen entdeckt man ein blondes Mädchen. Dieser Baum zieht sich durch das ganze Buch und markiert jeweils die erste Seite eines Kapitels, was mir persönlich immer sehr gut gefällt, da es das Buch optisch aufwertet.
Anfangs erfährt man von Kylies Leben: Wie ihre Eltern sich streiten und ihr Vater schließlich auszieht, dass ihre Großmutter vor kurzem gestorben ist und ihr Freund Trey mit ihr Schluss gemacht hat. Na ja und das ist da noch der Umstand, dass Kylie Menschen sieht, die gar nicht da zu sein scheinen, was für ihre Eltern schon sehr beunruhigend ist. Doch dann wird Kylie nach einer Party auch noch verhaftet und das gibt den Ausschlag, dass ihre Mutter sie auf anraten ihrer Therapeutin in dieses Sommercamp steckt. 
Schon im Bus bemerkt Kylie, dass die anderen Jugendlichen alle ein bisschen schräg sind. Aber das Camp wird ihr ja anfangs auch als Camp für schwererziehbare Jugendliche beschrieben und doch denkt sie, sie ist unter einem Haufen Freaks gelandet.
Im Shadow Falls Camp angelangen erfährt sie schnell die Wahrheit: Hier sind nur Jugendliche mit übernatürlichen Kräften, wie z.B. der Gestaltwandler Perry, der gleich mal eine Vorführung gibt. Jetzt kann Kylie sich nicht mehr davor verschließen, dass es Vampire, Werwölfe, Hexen, Feen und Gestaltwandler gibt. Doch sie denkt, dass sie nicht hierher gehört. Sie kann sich weder in einen Wolf oder etwas anders verwandeln, noch braucht sie Blut zum überleben, auch mit Hexensprüchen hat sie nichts am Hut und die Gehirnmuster ihrer Mitcampbewohner kann sie auch nicht lesen, wie das alle anderen können. Für sie steht fest: Sie ist ein ganz normaler Mensch, vielleicht ein wenig verrückt, weil sie Geister sieht, aber ansonsten total normal. 
Trotzdem fängt sie an, sich im Camp wohlzufühlen und mit ihren Mitbewohnerinnen Della, der Vampirin und Miranda, der Hexe, anzufreunden. Und dann gibt es im Camp natürlich jede Menge süßer Jungs. Vor allem Derek, der eine Halbfee ist und sie an ihren Exfreund Trey erinnert und Lucas, der Werwolf, den sie aus ihrer Kindheit kennt, haben es ihr angetan. Und als ob es nicht genug ist, sich zwischen zwei Jungen nicht entscheiden zu können, kommt auch ihr Exfreund Trey ins Camp und möchte sie unbedingt zurückgewinnen.
Da geraten ihre Gefühle natürlich gehörig durcheinander und da ist ja da auch noch dieser Geist, der Soldat, der ihr immer wieder erscheint und Angst macht. Kylie sucht Antworten auf die Fragen, ob sie vielleicht doch nicht so normal ist, wie sie denkt, was dieser Geist von ihr will und was aus ihren Eltern wird, welcher der Jungs sie am meisten mag und die wichtigste aller Fragen: Wer ist sie eigentlich?
All die Antworten kann sie nur im Camp, mit Hilfe ihrer Freunde und der Campleiterin Holiday finden. Doch das Camp soll geschlossen werden, weil übernatürliche Lebewesen Unheil treiben. Da heißt es, die Kräfte zu vereinen, um die wahren Übeltäter zu finden und das Camp zu retten, denn nur so, bekommt Kylie ihre Antworten und findet heraus, wer oder was sie wirklich ist.
 
Kylie hat es wirklich nicht leicht. In ihrem Leben geht momentan alles drunter und drüber: Ihre Eltern lassen sich scheiden, ihre Großmutter ist gestorben, ihr Freund hat mit ihr Schluss gemacht und von ihrer besten Freund scheint sie sich auch entfernt zu haben. Das Mädchen fühlt sich richtig allein gelassen und einsam. Auch von den seltsamen Erscheinungen, die sie hat, kann sie niemandem wirklich erzählen, sonst halten sie alle für verrückt und dabei ist sie doch mehr als vernünftig: Raucht nicht, trinkt nicht, nimmt keine Drogen und wollte auch mit Sex noch warten (was wahrscheinlich auch der Grund dafür war, dass ihr Freund mit ihr Schluss gemacht hat). Da passt es natürlich gar nicht, dass sie ausgerechnet in ein Camp für schwererziehbare Jugendliche gesteckt wird. Schnell fühlt sie sich total fehl am Platz und möchte sofort wieder weg von all diesen Freaks. Als sie erfährt, dass sie angeblich übernatürliche Kräfte haben soll und diese Freaks Vampire, Gestaltwandler, Hexen, Feen und Werwölfe sind, glaubt sie zuerst nicht daran. Doch nach einer Demonstration der übernatürlichen Fähigkeiten kann sie sich nicht mehr davor verschließen, dass es Magie gibt. Trotzdem glaubt sie nicht daran, dass sie zu diesen Wesen gehört und versucht immer wieder durch Ausreden zu beweisen, dass sie ganz normal ist. Je länger sie jedoch im Camp ist, desto wohler fühlt sie sich und irgendwie bekommt sie doch das Gefühl hier herzugehören. Richtig kompliziert wird es dann, als Kylie zwei Jungs näher kennenlernt und sich nicht zwischen den beiden entscheiden zu können und auch ihr Exfreund wirbelt ihre Gefühle gehörig durcheinander. Wenn nur nicht alles so kompliziert wäre?! Oder macht Kylie sich das Leben selber schwer? Manchmal hatte ich auch jeden Fall dieses Gefühl. Aber sie leidet auch sehr unter ihrer momentanen Familiensituation. Ihre Eltern wollen sich scheiden lassen und Kylie muss bei ihrer „kühlen“ Mutter bleiben, obwohl sie viel lieber bei ihrem Vater wäre. Doch der benimmt sich im Moment ziemlich seltsam. Erst nach und nach erfährt Kylie, was wirklich hinter all dem steckt und kommt der Frage, wer sie wirklich ist, ein Stück näher. Es dauert aber sehr lange, bis sie endlich annehmen kann, dass sie kein normaler Mensch ist und bis sie versucht, der Wahrheit auf die Spur zu kommen. Ich hoffe, dass sie im zweiten Teil, jetzt, wo sie endlich akzeptiert zu den übernatürlichen Wesen zu gehören, mehr Selbstbewusstsein zeigt, ihr Schicksal annimmt und beginnt ihre Kräfte kennen und einsetzen zu lernen.
Dieses Buch ist wirklich voll von wunderbaren, interessanten und einmaligen Nebendarstellern.
Della ist ein Vampir und mit ihrer sarkastischen „teuflischen“ Art brachte sie mich immer wieder zum schmunzeln. Sie redet nicht lang um den heißen Brei herum und ist alles andere als nett und trotzdem hat sie ein gutes Herz und setzt sich für ihre Freundinnen ein, auch wenn sie das nie, so offen zugeben würde. 
Miranda ist eine Hexe und zwar eine schusselige Hexe. Sie sagt, sie hätte Legasthenie und würde deswegen immer die Hexensprüche vertauschen und könnte sie dann nicht mehr rückgängig machen, weil sie sich nicht mehr an die genauen Worte erinnert. Miranda ist eindeutig die etwas verrückte, quirlige Freundin von Kylie.
Derek ist eine Halbfee und erinnert Kylie an ihren Exfreund Trey. Er sieht gut aus, ist aber irgendwie verschlossen und versucht (genau wie Kylie) gegen seine Kräfte anzukämpfen. Auf mich machte er immer einen eher ernsten Eindruck, der jedoch weiß, was er will und diese Ziele zielstrebig verfolgt. Er zeigt Kylie von Anfang an, was er für sie empfindet, versucht sie aber nie zu irgendetwas zu überreden oder zu drängen.
Lucas ist Dereks Gegenspieler. Kylie kennt ihn schon von ihrer Kindheit, erfährt aber erst im Camp, dass er ein Werwolf ist. Aufgrund ihrer Vergangenheit hat sie zuerst Angst vor ihm, scheint aber gleichzeitig fasziniert von Lucas zu sein. Der Werwolf ist sehr mysteriös, man erfährt nicht viel von ihm, aber was man erfährt, gibt einem neue Rätsel auf. Auch er scheint an Kylie interessiert zu sein und es knistert richtig zwischen den beiden. Doch Lucas hat einige Geheimnisse und genau die verhindern, dass sich die beiden näherkommen.
Die Campleiterin Holiday ist auch sehr interessant. Sie scheint ähnliche Fähigkeiten zu haben wie Kylie, denn auch sie kann Geister sehen und versucht dem Mädchen dabei zu helfen, ihre Kräfte anzunehmen und damit umzugehen. Holiday setzt sich immer für ihre Schüler ein, hat ein offenes Ohr für sie und versucht alles, um das Camp zu retten und den Jugendlichen beizubringen friedliche miteinander umzugehen.
Perry, der Gestaltwandler gefiel mir auch sehr gut. Er versucht benutzt seine Fähigkeiten, um den Mädchen näher zu kommen. Dabei hat er es ganz besonders auf eine abgesehen. Aber obwohl er immer der Campclown ist, ist er doch sehr schüchtern und traut sich nicht, seine Gefühle offen auszusprechen.
Ach, ich könnte noch viele Personen aufzählen, denn dieses Buch ist wirklich voll davon und jeder Charakter hat seine eigenen Eigenschaften, die ihn zu etwas besonderem machen. Aber lest selbst … 
 
Zu Beginn hatte ich etwas Probleme in das Buch hineinzufinden. Es erzählt von Kylies ganz normalem Leben und plätschert so dahin. Ihre Eltern streiten sich, Kylie hängt mit ihrer besten Freundin ab, trifft auf einer Party ihren Ex mit einer anderen … . Dieser „Vorspann“ zieht sich durch einige Seiten und ich hab immer darauf gewartet, dass endlich etwas passiert und dann wird Kylie ins Camp geschickt und die Geschichte nimmt endlich etwas an Fahrt auf, wobei es auch da noch nicht wirklich spannend wird. Doch obwohl es auch anfangs im Camp noch keine Spannung gibt, wird das Buch doch gleich viel interessanter zum lesen, denn es gibt so viel zu entdecken. Alle magischen Geschöpfe, die es gibt, treffen hier plötzlich aufeinander: Vampire und Werwölfe, Hexen und Feen, Gestaltwandler und Elfen. Und diese Gruppen sind sich nicht immer freundlich gesonnen. Es kommt zu Vorurteilen und Auseinandersetzungen, die einzelnen Teilnehmer müssen ihre Fähigkeiten entdecken und sich gegenseitig kennen und akzeptieren lernen. Und mittendrin ist Kylie, die denkt, dass sie hier überhaupt nicht hinpasst und bis zu diesem Zeitpunkt noch nie etwas von übernatürlichen Wesen gehört bzw. diesen für Märchen gehalten hat. Es macht richtig Spaß zusammen mit der Protagonistin die einzelnen magischen Geschöpfe kennenzulernen und ihre Eigenheiten zu entdecken. Dabei geht die Autorin C.C. Hunter oft auch neue Wege, indem sie den Vampiren ein vererbtes Gen gibt, das sie verwandelt oder eine Hexe mit Legasthenie erschafft. Doch auch altbewerte Schemen, wie z.B. dass Vampire und Werwölfe Feinde sind kann man in diesem Buch finden. Es gibt immer wieder Neues zu entdecken und die Charaktere sind wirklich sehr gut beschrieben, mit ihren für sie typischen Eigenschaften entsteht ein richtiges Bild der einzelnen Personen.
Ungewöhnlich fand ich, dass dieses Buch in der 3. Person geschrieben wurde. Eigentlich hatte ich erwartet, dass es aus Kylies Sicht erzählt wird, wie es momentan in den meisten Büchern der Fall ist. Doch es ist auch mal wieder schön, die ganze Geschichte von „außen“ betrachten zu können.
Sehr gelungen ist der Autorin C.C. Hunter, meiner Meinung nach die Darstellung der Gefühle. Ich könnte richtig fühlen, wie verloren sich Kylie gefühlt hat, zerrissen, einsam, ungeliebt. Je länger das Mädchen jedoch im Camp ist, desto mehr lebt sie sich ein und plötzlich gehört sie einfach dazu. Auch diese Entwicklung wurde sehr gut dargestellt. Und als es zwischen Kylie und Lucas geknistert hat, war die Spannung richtig greifbar. 
Enttäuscht dagegen war ich vom „großen Showdown“. Es passieren immer wieder kleine Ereignisse, die zum Höhepunkt hinführen und die Spannung aufbauen. Und auch der Klappentext klang diesbezüglich sehr vielversprechend. Leider fand ich jedoch schnell heraus, wer hinter all dem steckt und die Showdown hat sich so schnell aufgelöst, dass man als Leser nicht wirklich mitfiebern konnte.
Das Ende ist dann aber erst richtig gemein 🙂 Zwar lösen sich ein paar Geheimnisse auf und es  gibt nochmal eine tolle Wendung, doch es werden wieder viele neue Fragen aufgeworfen und gerade die brennensten werden nicht beantwortet. Man bleibt als Leser mit dem Gefühl zurück, dass man unbedingt wissen will, wie es weitergeht, was sicher so beabsichtig war, die Wartezeit auf den Folgeband jedoch unerträglich macht.
 
Eine wirklich tolle Fantasy-Geschichte für Jugendliche, die mit wunderbaren Charakteren besticht und ein wahres Lesevergnügen ist, auch wenn es manchmal an etwas Spannung fehlt.
Von mir bekommt das Buch 4 Punkte von 5.

Lob:

+ tolle Story
+ schöne Charaktere, mit ganz eigenen Eigenschaften
+ viel Magie und Fantasy
+ flüssiger Schreibstil
+ mit viel Gefühl
+ gute Beschreibungen
+ tolle Wendungen
+ Lovestory dominiert nicht das ganze Buch
+ Altbekanntes wird mit neue Elementen gemischt
+ spannendes Ende 
Kritik:
– zäher Anfang
– teilweise wenig Spannung
– etwas vorhersehbar

 
Vielen Dank an den FJB Verlag, der mir dieses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat.

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