Rezension

[Rezension] Mit Skalpell und Lippenstift

Autor(in): Alessia Gazzola
Verlag: carl’s books
Seitenzahl:  400
Preis:  8,99 Euro
Cover / Bildrechte: Randomhouse / carl’s books
 
Das Cover gefällt mir total gut, weil es einfach super zum Inhalt passt. Das Gelb mit der pinken Schrift zieht den Blick magisch an und man fragt sich sowohl beim Cover als auch beim Titel, um was es wohl in dem Buch gehen wird.
Alice ist auf einer Arbeitsfete. Einer ihrer Ausbilder Claudio bekommt einen Anruf und wird zu einem Tatort gerufen. Alice hat Glück und darf mitkommen. Sie finden eine junge Frau und alles sieht danach aus, als wäre ihr Tod ein Unfall, da sie an einer Medikamentenallergie gestorben ist. 
Doch Alice hat diese Frau kurz vorher kennengelernt und ihr Gefühl sagt ihr, dass es sich alles andere als um einen Zufall handelt. Denn wieso sollte Guilia ein Medikament schlucken, von dem sie weiß, dass sie darauf allergisch reagiert?! Aber Alice ist leider nicht die Beste ihres Jahrgangs und ihre Ausbilder haben, nach einigen Fehlern von Alice, nicht gerade Vertrauen in sie und wollen sich von ihr erst recht nicht sagen lassen, wie sie ihre Arbeit zu tun haben. 
Und weil das nicht reicht, steht Alice auch noch auf der Kippe. Wenn sie sich nicht endlich als gute Gerichtsmedizinerin beweist, muss sie das Jahr wiederholen oder sogar eine neue Ausbildung beginnen. Doch die junge Frau kann nicht anders: Sie glaubt einfach nicht an einen Unfall und beginnt auf eigene Faust Hinweise zu sammeln und zu ermitteln. Aber nicht jeder meint es ehrlich mit ihr und so gerät sie schnell in eine Geschichte, aus der sie alleine nicht mehr herauskommt. Und dann kreuzt auch noch die Liebe ihren Weg und macht ihr Leben zusätzlich kompliziert. Aber vielleicht hat sie auch genau diesen Druck gebraucht, um endlich einmal zu zeigen, was wirklich in ihr steckt, denn sie kann auch ganz anders … .
 
Alice Allevi ist eine typische Durchschnittsfrau. Sie ist nicht besonders hübsch, nicht besonders begabt, besonders reich oder sonst was. Sie ist in der Ausbildung zur Rechtsmedizinerin und hat sich dort auch schon einige gravierende Fehler geleistet. Obwohl sie diesen Beruf wirklich liebt und gar nichts anderes machen will, zeigt sie nicht besonders viel Begeisterung und arbeitet auch nicht daran, einen besseren Ruf zu erwerben. Ihre Schwärmereien für ihren Mentor Claudio sind fast schon etwas naiv und erinnern an einen Teenager. Doch dann darf sie zu einem Tatort mitfahren und zweifelt schnell an Claudio’s Theorie von einem Unfall und ergreift endlich die Initiative. Leider ist sie jedoch auch darin nicht besonders geschickt und gerät in eine Geschichte, die sich immer mehr verstrickt und aus der sie bald nicht mehr so einfach herauskommt. Und dann kreuz der Sohn des Chefs Arthur ihren Weg und sie verliebt sich hoffnungslos. Doch Arthur ist Journalist und reist von Stadt zu Stadt. Er ist ruhelos und scheint nicht der Typ für eine feste Beziehung zu sein. Alice hat es wirklich nicht leicht und trotzdem versucht sie ihre Frau zu stehen und das Beste aus ihrer Situation zu machen.
Arthur gefiel mir sehr gut. Er ist nicht der typische Superheld, sondern hat Ecken und Kanten. Er hat keine gute Beziehung zu seinem Vater und ist zwar gut, aber unglücklich in seinem Job. Die beiden begegnen sich auf einer Fotoausstellung von Alices Bruder und verabreden sich. Von da an verbringen sie viel Zeit miteinander und Arthur scheint sich ebenfalls in Alice zu verlieben und doch ist er nicht bereit für diese Liebe seine Wünsche und Träume aufzugeben.
Toll sind auch die Nebendarsteller, wie z.B. Alices Mentor Claudio. Er ist ein typischer Frauenheld und lässt wirklich nichts anbrennen. Er flirtet mit seinen Azubis und ist ziemlich genervt von Alice, die so viele Fehler macht. Und doch versucht er das Beste aus Alice herauszuholen. 
Aber auch der Fall bringt interessante Personen mit sich: Die Tote Guilia Valenti scheint alles andere als eine weiße Weste zu haben und ihre Familie, die der High-Society angehört, trägt wohl einige schmutzige Familiengeheimnisse mit sich herum. 
Jeder Charakter in diesem Buch scheint eine wichtige Rolle zu spielen.
 
Das Buch ist aus Sicht von Alice geschrieben, so dass man die Gefühle der Protagonistin hautnah miterlebt. All ihre Gedanken, Überlegungen und Träume werden genau beschrieben. Aber auch ihre Ängste und Unzulänglichkeiten bleiben nicht außen vor. Es ist sehr schön, einmal eine Heldin zu erleben, mit der man sich richtig identifizieren kann, da sie eigentlich die typische Frau von nebenan ist. Doch ich muss sagen, dass mich die Protagonistin manchmal auch genervt hat. Sie bekommt gesagt, dass sie vielleicht das Jahr wiederholen muss und anstatt sich so richtig in die Arbeit zu knien, versinkt sie in Selbstmitleid und macht einen doofen Fehler nach dem anderen. Um ehrlich zu sein, hätte ich Alice oftmals gern einen Tritt in den Hintern verpasst. Doch zum Ende hin, zeigt sie zum Glück noch einmal, dass in ihr mehr steckt, als ein kleines Dummchen.
Besonders gelungen ist der Autorin, Alessia Gazzola, in meinen Augen die Darstellung des Falls von Guilia Valenti. Als Leser kann man zwar Alices Skepsis gut nachvollziehen, da man ja auch ihre Denkweise gut kennt, und trotzdem weiß man lange nicht, ob es ein Unfall, Selbstmord oder doch Mord war. Es werden immer wieder neue kleine Hinweise gegeben und Theorien aufgestellt und verworfen. Mancher Verdacht scheint sich zu erhärtet und doch gibt es die ein oder andere Wendung und ganz ehrlich, das Ende hat mich wirklich überrascht, denn erst da erfährt man, was wirklich passiert ist. Und dabei ist das Buch so geschrieben, dass man es nicht mehr aus der Hand legen will, bevor man nicht weiß, wie es endet und ob Alice recht gehabt hat.
Sehr gut gefiel mir auch die Liebesgeschichte zwischen Alice und Arthur. Es gibt Momente, die einen zum seufzen bringen, Momente, die man selber gerne erleben möchte und doch ist alles nicht Friede Freude Eierkuchen. Die beiden sind einfach zu  verschieden und jeder jagt seinen Träumen nach und dabei müssen sie sich entscheiden: Die eigenen Träume oder die frisch gewachte Liebe. Und da das Buch und die Liebesgeschichte alles andere als kitschig ist, ist die Entscheidung natürlich nicht so, wie man sich das als Leser vielleicht wünschen würde und doch ist noch nicht alle Hoffnung verloren. Eine Lovestory wie aus dem Leben geschrieben und alles andere als übertrieben.
Die Leseprobe am Ende des Buches gibt einen Ausblick auf die Fortsetzung und Alice Allevis neuen Fall. Sie hat mich richtig neugierig gemacht und da ich ja auch wissen möchte, was Alice noch alles anstellt, werde ich mir den 2. Teil sicher auch noch kaufen.
 
Ein wirklich unterhaltsamer Krimi, der nicht nur mit jeder Menge Spannung und Humor, sondern auch einer originellen, alles andere als perfekte Heldin aufwartet.
Von mir bekommt das Buch 4 Punkte von 5.
 
Vielen Dank an den carl’s book Verlag, der mir dieses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat.

5 Kommentare

Eine Antwort schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert