Rezension

[Rezension] Legend – Fallender Himmel

Autor(in): Marie Lu
Verlag:
Loewe
Seitenzahl: 
362
Preis:  
17,95 Euro
Cover / Bildreche:
Loewe Verlag
 
Das Cover des Buches finde ich sehr ansprechend. Gerade durch das Weiß hebt es sich von den übrigen Covern sehr ab. Das Emblem der Republik als goldenes Zeichen vorne drauf, das sich noch dazu etwas abhebt, verführt dazu, das Buch in die Hand zu nehmen. Als Kontrast sind der Untertitel und die Autorin in lila geschrieben. Dieses Cover besitzt auf jeden Fall jede Menge Aufforderungscharakter und zieht die Blicke magisch an.
Das Mädchen June geht auf die Universität der Republik. Sie hat den „Großen Test“ (einen Test, den alle 10jährigen abschließen müssen und der über ihre Zukunft entscheidet) als Einzige mit der Höchstpunktzahl abgeschlossen und gilt als Wunderkind. Sie durfte einige Klassen überspringen und obwohl sie die Jüngste ist, ist sie doch die Beste. Nur leider fällt es ihr schwer, sich an Regeln zu halten. Lange schon werden ihr die Übungen langweilig und sie sucht nach neuen Herausforderungen. Kein Wunder, dass sich ihr Bruder Metias, der seit dem Tod ihrer Eltern für June verantwortlich ist, große Sorgen um seine Schwester macht.
Day dagegen lebt auf der Straße. Seine Familie wohnt im Armenviertel und ist ständig in Angst, die Seuche, die in den Armenvierteln wütet, könnte bei ihnen ausbrechen. Day ist ein Flüchtling. Er ist nach seinem großen Test geflohen und kämpft seit dem mit seinen eigenen Mitteln gegen die Republik und versucht, seiner Familie das Leben leichter zu machen und weitere Opfer durch Kämpfe der Regierung gegen die aufständischen Kolonien zu verhindern. Doch dieses Unterfangen wird so richtig gefährlich, als sein kleiner Bruder Eden wirklich an der Seuche erkrankt und dringend Medikamente braucht. Day bricht in ein Krankenhaus ein und wird auf der Flucht von Metias überrascht. Er muss sich verteidigen, um weiter fliehen zu können. Danach wird Junes Bruder tot aufgefunden und nichts ist mehr wie es war, denn jetzt will June nicht mehr nur den Platz ihres Bruders als Soldat einnehmen, sondern sie will vor allem eines: Day aufspüren, um ihre Rache zu bekommen.
Schnell entwickelt sie dafür auch den geeigneten Plan: Sie mischt sich einfach unter die Straßenkinder und prompt rettet sie der Junge aus einer gefährlichen Situation. Doch er ist so anders, als sie sich ihn vorgestellt hat. Er ist sanft und kümmert sich um ein kleines Waisenmädchen. Er kämpft aufopfernd für seine Familie und vermeidet im Kampf gegen die Republik jedes Menschenopfer. Er fesselt die Soldaten und Polizisten nur, hat jedoch noch nie jemanden getötet … bis jetzt. Und obwohl June plötzlich ganz andere Gefühle für Day zu haben scheint will sie doch nur eines: Den Mord an ihrem Bruder rächen. 
Doch als es ihr gelingt, den Rebellen Day gefangen zu setzen, kommen ihr erste Zweifel an den Methoden ihrer Regierung. Wieso werden plötzlich einfach unbewaffnete Zivilisten erschossen, was hat es mit den geheimnisvollen Nummern auf sich, von denen Day erzählt und warum interessieren sich plötzlich so viele Wissenschaftler für Days kranken Bruder Eden? Was will die Regierung, was steckt hinter den großen Tests? Was ist wirklich passiert, in der Nacht, als Day auf Metias traf? Und was steckt wirklich hinter dem Staatsfeind Nummer 1 und wieso soll er so schnell hingerichtet werden?
 
June gefiel mir von Anfang an sehr gut. Sie ist zwar das „Wunderkind“, aber trotzdem ist sie keine Musterschülerin, denn sie hat ihren eigenen Kopf und setzt sich gerne über Regeln hinweg, wenn sie ihr im Weg sind. Anfangs lebt sie dafür, eine gut ausgebildete Soldatin zu werden und genießt die Annehmlichkeiten, die man hat, wenn man in der Gunst der Regierung steht. Sie liebt ihren Bruder Metias über alles, vor allem, weil sie sich kaum an ihre Eltern erinnern kann. Als dieser ermordet wird, gibt es für sie nur eines: Rache. Sie überlegt nicht mehr, sondern lebt nur noch mit dem Gedanken, den Rebellen Day zu fassen, der für den Tod von Metias verantwortlich ist. Als sie dem Jungen schließlich begegnet, ist er jedoch ganz anders, als sie ihn sich vorgestellt hat und er weckt Gefühle in ihr, die sie bis dahin noch gar nicht kannte. Doch Day ist ein Mörder und muss festgenommen werden. Dazu sind June alle Mittel recht. Als es ihr jedoch schließlich gelingt, empfindet sie nicht die Zufriedenheit, die sich eigentlich einstellen sollte. Im Gegenteil: Plötzlich fallen ihr einige Ungereimtheiten auf und sie fängt an, über Dinge nachzudenken, die sie vorher nie in Frage gestellt hätte. Und June ist nicht umsonst ein Wunderkind. Sie fängt an, Antworten auf ihre Fragen zu suchen, doch was sie findet, stellt ihr ganzes Leben und ihre komplette Welt schließlich auf den Kopf.
Day kam mir schon viel älter vor. Mit seinen 15 Jahren ist er eigentlich noch ein Kind. Trotzdem kümmert er sich um seine Familie und sabotiert so gut es geht die Regierung. Er sieht die Ungerechtigkeiten und geht mit seinen eigenen Mitteln dagegen vor. Doch dabei ist er sehr bemüht niemanden zu verletzen, denn eigentlich ist er ein sanftmütiger junger Mann, der Unschuldigen kein Leid zufügen möchte. Als sein Bruder Eden, den er über alles liebt, an der Seuche erkrankt, überlegt er nicht lange, sondern versucht sofort ein Gegenmittel zu organisieren. Doch leider misslingt die Mission. Dafür hat er eine neue Gegnerin gewonnen: June. Und die ist viel gefährlicher, als alle anderen vor ihr, denn sie erschleicht sich sein Vertrauen und trifft ihn dort, wo es ihm am meisten weh tut. Doch Day wäre nicht Day, wenn er sich einfach in sein Schicksal fügen würde, denn schließlich geht es nicht nur um ihn, sondern auch um seine Familie und die ganze Bevölkerung in den Armenvierteln, die von der Regierung belogen und betrogen wird. 
Waren mir die Protagonisten, auch, wenn sie sehr perfekt sind, schon sympathisch, gibt es in dem Buch auch einige schöne Nebenrollen, wie z.B. Metias, Junes Bruder. Er kümmert sich aufopfernd um seine kleine Schwester und auch, wenn sie ihm so manche Sorgen bereitet, ist er doch sehr stolz auf sie. Auch Tess gefiel mir sehr gut. Das kleine Waisenmädchen, das Day unter seine Fittiche genommen hat. Obwohl es im ersten Moment so wirkt, als würde der Junge sich um sie kümmern, benutzt sie doch auch ihr Wissen, um Day das Leben auf der Straße leichter zu machen.
 
Mir gefiel besonders in diesem Buch, dass es im Vordergrund erst einmal um die Protagonisten geht. Man lernt Day und June und ihre täglichen Probleme und ihr Leben kennen. Über die Regierung wird man erst einmal im Dunkeln gelassen. Man erfährt zwar, dass es Leute in den Armenvierteln gibt und dass diese häufig an Seuchen erkranken, aber das scheint zunächst nicht sehr ungewöhnlich. 
 Gemeinsam mit Day und June macht man sich schließlich auf die Suche nach Antworten und stößt schnell auf Ungereimtheiten. Sowohl June, als auch Day ist anfangs nicht klar, was wirklich hinter all dem steckt und deswegen beginnt man auch als Leser erst nach und nach die Puzzleteile zusammenzusetzen. Das fand ich wirklich sehr gelungen, da sich dadurch die Spannung nach und nach aufbaut und man anfangs erst einmal Gelegenheit bekommt, June und Day kennenzulernen und sich selber eine Meinung zu bilden.
Sehr schön fand ich auch, dass die Kapitel abwechselnd aus Days und Junes Sicht geschrieben sind. Da die beiden ja in sehr unterschiedlichen Welten leben, erleichterte dieser Perspektivenwechsel es dem Leser, sich in die beiden Protagonisten hineinzuversetzen und ihr Leben und ihre Sichtweise kennenzulernen. So blieb die Geschichte nicht einseitig, sondern man bekam Einblicke in die gesamte Welt von „Legend“.
Insgesamt ist das Buch wirklich sehr flüssig geschrieben und dadurch, dass es keine neuen Begriffe gab, sondern viel vom Militär abgeleitet wurde, hatte man keine Probleme sich in die Geschichte hineinzudenken. Im Gegenteil, die Seiten flogen bei mir nur so dahin und das Buch war viel zu schnell zu Ende und obwohl es nicht wirklich einen Cliffhanger gibt, endet es doch sehr offen und man bleibt sehr neugierig zurück, wie es denn weitergehen wird.
 
Eine wirklich sehr gelungene Dystopie, die im ersten Band die Protagonisten mit ihren Geschichten in den Vordergrund stellt und sich somit von der Masse abhebt.
Ich war richtig fasziniert von Day und June und konnte nicht mehr aufhören zu lesen.
Die vielen Wendungen und Überraschungen in der Geschichte machten das Buch zu einem spannenden und tollen Lesevergnügen.
Ein absolutes Muss für alle Fans von Dystopien und alle anderen, die fesselnde Geschichten mit viel Spannung und tollen Protagonisten mögen.
Von mir bekommt das Buch 5 Punkte von 5.
 
Vielen Dank an den Loewe Verlag, der mir dieses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat.

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