Rezension

[Rezension] Beta

Cover 

 Titel: Beta
 Autor/in: Rachel Cohn
 Verlag: cbt
 Seitenzahl: 416
 Preis: 13,99 € (D)
 Cover / Bildrechte: Randomhouse / cbt

Das Cover gefällt mir wirklich sehr gut, auch wenn ich eigentlich kein Fan von rosa und pink bin. Irgendwie ist es gerade aufgrund der Farbwahl ein echter Eye-Catcher. Ich bin sehr gespannt, wie die Cover der Folgebände aussehen werden.

Elysia ist einer der wenigen Teenager-Klone, die es gibt und noch dazu eine Beta, also eine Testversion. Doch ihre neue Besitzerin ist sofort total begeistert von ihr. Elysia soll ihr und ihrer Familie als Gesellschafterin, also zur Unterhaltung dienen. Was sich anfangs wie eine tolle Aufgabe anhört, wird schnell zur Zerreißprobe für den Teenager-Klon, denn sie entdeckt, immer wieder neue Begebenheiten, die beweisen, dass sie Gefühle entwickelt hat und somit als „defekt“ gilt. Doch das bringt neue Probleme mit sich, denn „defekte“ Klone werden sofort eliminiert, denn die Klone wurden ausschließlich dazu geschaffen zu dienen und das soll auch so bleiben.
Doch wie soll Elysia verbergen, dass sie Gefühle hat, wenn sie sich doch Hals über Kopf in Tahir, den Sohn des reichsten Mannes auf Demesne verliebt hat?! Und was ist mit dem jungen Surferboy, der ihr immer wieder unter Wasser erscheint und der aus den Erinnerungen ihrer First stammen muss? Wie kann Elysia ihre Freiheit erlangen und was ist mit den übrigen Klonen auf Demesne? Geht es ihnen ähnlich wie Elysia, haben sie nicht auch das Recht auf ein eigenes, selbstbestimmtes Leben?

Mit Elysia hatte ich zu Beginn so meine Probleme, was sicher daran lag, dass ich mich so gar nicht in ihre Denkweise hineinversetzen konnte. Sie findet es als Klon natürlich völlig normal als Gegenstand angesehen zu werden und es stört sie auch nicht, wenn über ihren Kopf hinweg entschieden und sie wie der Besitz eines anderen behandelt wird. So wie die Klone dargestellt sind, ist das natürlich die übliche und auch normale Denkweise, doch mir hat es den Zugang zu Elysia etwas schwer gemacht, weshalb ich wahrscheinlich auch nicht sofort in die Geschichte hineingefunden habe. Als sie dann bei ihrer neuen Familie ankommt und immer häufiger Verhaltensweisen und Gefühle eines Menschen entwickelt, gefiel sie mir immer besser. Man erlebt hautnah ihre Entwicklung mit: Während sie anfangs alles tut, um ihrer Familie zu gefallen, ändert sich ihr Verhalten, sobald sie sich in Tahir verliebt. Jetzt hat sie eigene Wünsche, Träume und Bedürfnisse, auch wenn sie diese gar nicht haben dürfte und versucht immer wieder diese auch zu verwirklichen. Ihre kämpferische Seite, die sie entwickelt, als sie von all den Ungerechtigkeiten gegenüber Klonen erfährt, gefällt mir sehr gut. Allerdings konnte ich ihre Gefühle nicht immer nachvollziehen, vor allem, als es um das Thema Liebe geht. Trotz allem finde ich, dass Elysia eine tolle Protagonistin ist.
Da Elysia die wichtigste Person in der Geschichte ist, um die sich das ganze Geschehen dreht, gibt es meiner Meinung nach keinen weiteren Hauptdarsteller in diesem ersten Band. Allerdings gibt es noch ein paar interessante Nebendarsteller, wie z.B. Tahir, den Sohn des reichsten Mannes in Demesne, in den Elysia sich verliebt. Er war einmal ein lebenslustiger junger Mann, der nichts hat anbrennen lassen. Doch seit er einen schweren Surfunfall hatte, scheint er sich sehr verändert zu haben. Trotzdem ist Elysia sofort total begeistert von ihm und findet schließlich auch einen Zugang zu ihm und erfährt, wieso er plötzlich so anders ist. 
Sehr interessant ist auch Alex, der Elysia immer wieder erscheint und der Freund ihrer First gewesen sein muss. Leider erfährt man erst am Ende des Buches mehr von ihm und dann ist der erste Teil auch schon zu Ende. Aber ich hoffe, dass er im Folgeband noch eine wichtigere Rolle spielen wird.
Außerdem gibt es noch ein paar Charaktere, die nur eine kleine, aber sehr interessante Rolle spielen, wie z.B. Xanthe, die wie Elysia im Hause des Governor dient, sich aber schließlich mit dem Mädchen anfreundet. 

Das Buch ist aus Sicht von Elysia in der Ich-Form geschrieben, was mir anfangs etwas Probleme bereitet hat, da ich mich nicht so recht in die Denkweise von Elysia hineinversetzen konnte. Ich fand  es schrecklich, wie sie als Eigentum angesehen und auch so behandelt wurde. Das machte mir den Zugang zu dem Buch etwas schwer, doch nachdem Elysia schließlich bei ihrer neuen „Familie“ ist und immer wieder Visionen des blonden Surferboys hat, gewöhnte ich mich etwas an diese neue Welt, die die Autorin Rachel Cohn da erschaffen hat und fand es immer wieder spannend, wie und wofür die Klone erschaffen wurden und sich entwickeln. Die Idee fand ich sehr außergewöhnlich, originell und wirklich toll. Und wenn man sich einmal an Demesne gewöhnt hat, ist man einfach nur noch fasziniert von der ganzen Geschichte.
Anfangs erfährt man vor allem viel über die Klone, über Demesne und deren Bewohner, was ich jedoch nicht langweilig, sondern sehr interessant fand. So fiel es mir leichter, mir alles genau vorzustellen und schließlich doch noch einen guten Zugang zur Geschichte zu finden.
Mir gefielen vor allem die Stimmung und die Atmosphäre des Buches. Langsam entdeckt Elysia, dass sie anders ist, als sie es sein dürfte. Immer wieder kommen neue „unnormale“ Verhaltensweisen von ihr ans Licht und es läuft alles darauf hinaus, dass der Beta-Teenager-Klon auch zu den „defekten“ Klonen gehört, was sehr gefährlich für Elysia ist. Auch im Hintergrund brodelt es gewaltig, denn es gibt mehr Klone, die eigene Gefühle entwickeln und es alles andere als in Ordnung finden, wie sie von den Menschen behandelt werden. Das erzeugte bei mir richtig Spannung und ich fragte mich, wann die Situation in Demesne eskalieren würde.
Die Autorin, Rachel Cohn, hat es außerdem immer wieder geschafft, mich mit unvorhersehbaren Wendungen so richtig zu überraschen und mich dazu zu bringen, die Geschichte wieder in einem neuen, anderen Licht zu sehen. Ich persönlich liebe Bücher, die einige Überraschungen bereithalten und davon ist „Beta“ wirklich voll.
Sehr ungewöhnlich fand ich, dass auch ernste Thema, wie z.B. der Umgang mit Drogen oder Vergewaltigung in diesem Buch angesprochen wurden. Die Art, wie diese Themen in die Geschichte eingebaut wurden, fand ich sehr gelungen und ich bin gespannt, wie sich das in den Folgebänden noch entwickeln wird.
Etwas weniger gelungen fand ich die Liebesgeschichte. Anfangs dachte ich noch, Elysia würde sich in die Erscheinung des Freundes ihrer First verlieben, doch als sie Tahir begegnet ist sie hin und weg von ihm und es bleibt kein Zweifel, dass er ihre große Liebe wird. Doch dann begegnet sie Alex (dem Freund ihrer First) in Wirklichkeit und alles gerät außer Kontrolle. Natürlich kennt man Dreiecksgeschichten schon aus anderen Büchern, aber hier ist es anders und meiner Meinung nach etwas zu übertrieben. Doch um hier nicht zu spoilern, sollte sich jeder selber ein Bild davon machen.
Und das Ende war, wie ich bereits erwartet hatte, natürlich ein sehr fieser Cliffhanger, der mehr als nur Lust auf den Folgeband macht. 

Anfangs hatte ich etwas Schwierigkeiten in die Geschichte hineinzufinden und mich mit Elysia anzufreunden. Aber als ich schließlich die Geschehnisse auf Demesne verstand, war ich absolut fasziniert und begeistert von diesem Buch. Eine tolle und originelle Story, mit unvorhersehbaren Wendungen und einer spannenden Atmosphäre. Ich würde am liebsten sofort weiterlesen.
Ein absolutes Muss für alle Dystopie-Fans und die, die es werden wollen.
Von mir bekommt das Buch 4 Punkte von 5.

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