Rezension

[Rezension] Soul Seeker 1 – Vom Schicksal bestimmt

Autor(in): Alyson Noel
Verlag: Goldmann
Seitenzahl:  440
Preis:  8,99 €

Cover / Bildrechte: Randomhoue / Goldmann

 
Daire ist ein ungewöhnliches Mädchen. Nicht nur, dass sie mit 16 Jahren schon um die ganze Welt gereist ist, nein, sie sieht auch ungewöhnliche Gestalten und Krähen. Doch leider glaubt ihr niemand, dass diese Visionen real sind und schon bald sieht es so aus, als würde sie deswegen in einer Nervenheilanstalt landen. 
Ihre einzige Rettung ist ihre Großmutter Paloma, die sie noch nie gesehen hat. Sie nimmt das Mädchen bei sich auf und erzählt ihr schließlich von ihrer Bestimmung. Daire ist eine Suchende und soll das Gleichgewicht zwischen Ober-, Mittel- und Unterwelt aufrecht erhalten.
Doch sie hat keine Ahnung, wie sie das anstellen soll. Zum Glück weiß auch hier Paloma Rat und Daire macht sich auf die Suche nach ihrer wahren Identität, nach ihren Fähigkeiten, nach ihren Vorfahren, ihrer Aufgabe und ihrer Bestimmung. 
Leider stellt sich das als schwieriger heraus, als Daire gedacht hat, vor allem, als ihr auch noch Dace, der Junge aus ihren Träumen im wahren Leben begegnet. Einerseits hat sie das Gefühl, sie wären füreinander bestimmt, andererseits lenkt er sie von ihrer Aufgabe ab, denn sie muss unbedingt herausfinden, was es mit der Familie Richter wirklich auf sich hat. Wieso sind diese und ihre Familie schon seit Generationen verfeindet? Warum hat die Familie im Dorf ihrer Großmutter so viel Macht? Und wie kann es ihr gelingen, die verschiedenen Welten im Gleichgewicht zu halten, wenn sie allein gegen so mächtige Feinde kämpfen muss? Oder ist sie am Ende gar nicht allein und auf sich gestellt?
Jetzt geht es darum, zwischen Realität und Traum zu unterscheiden und hinter die Fassade zu blicken, denn nur so kann Daire erkennen, wer Freund und wer Feind ist und wie sie ihre Bestimmung erfüllen kann.
 
Daire habe ich von Anfang an ins Herz geschlossen. Sie ist im Grunde ein vernünftiges und bodenständiges Mädchen, das das Beste aus ihrer Situation macht. Ihre Visionen machen ihr das Leben schwer, da ihre Mutter ihr nicht glaubt und auch sonst stößt sie damit nur auf Gegenwehr. Anfangs ist sie überhaupt nicht begeistert, dass sie zu einer Großmutter soll, die sie nicht kennt und die in einem Kaff wohnt, in dem es nicht einmal ein Geschäft gibt. Ich fand es absolut glaubwürdig, dass Daire sich nicht einfach in ihr Schicksal gefügt hat, sondern erst einmal richtig wütend auf ihre Mutter war und sich auf eigene Gewalt aus dieser Notlage zu befreien versucht hat. Auch die Geschichten, die Paloma ihr anfangs erzählt, erscheinen ihr nicht sehr glaubhaft. Doch nach und nach erkennt sie, dass ihre Großmutter es nur gut mit ihr meint und ihr helfen will, ihre Visionen in die richtigen Bahnen zu lenken, so dass sie ihr mehr nutzen, als zu schaden. Erst als Daire lernt ihr Schicksal anzunehmen, merkt sie, dass sie längst ein Zuhause gefunden hat und endlich weiß, was es heißt, eine Familie zu haben. Diese Entwicklung, die Daire durchmacht und dass sie nicht sofort alles weiß und beherrscht, gefielen mir wirklich gut und machten mir die Protagonistin echt sympathisch.
Auch Paloma, Daires Großmutter fand ich richtig toll. Sie ist genau so, wie man sich eine Großmutter und Heilerin vorstellt. Sie spricht häufig in Rätseln und erzählt fantastische Geschichten. Außerdem hat sie immer einen Rat für ihre Enkelin und lässt ihr doch genug Freiraum, um eigene Erfahrungen zu machen und präsentiert ihr nicht immer sofort eine Lösung für jedes Problem. Ihr eigenes Leben stellt sie hinten an, denn ihr ist stets das große Ganze, ihre Bestimmung, wichtiger als ihr eigenes Glück.
Dace ist eine ganz besondere Rolle in diesem Buch zugedacht und ich möchte lieber nicht zu viel über ihn schreiben, um nicht zu viel zu verraten.
Doch dieses Buch ist auch voll von tollen Nebendarstellern. Da ist z.B. Jennika, Daires Mutter, die zwar etwas flippig und verrückt, aber trotzdem sofort zur Stelle ist, als Daire sie braucht. Oder Xotichl, die blinde Freundin von Daire, die trotz ihrer Sehschwäche, doch alles zu sehen scheint und das auf eine ganz besondere Weise.
 
Das Buch beginnt mit einem sehr rätselhaften „Damals“, in dem man ein wenig über Daires Familiengeschichte erfährt und neugierig gemacht wird. Danach geht es in der Gegenwart weiter und es wird erzählt, dass Daire Visionen hat. Sofort ist man als Leser mittendrin im Geschehen und versucht das „Damals“ mit der „Gegenwart“ zu verknüpfen und ahnt schon, worauf das Ganze hinauslaufen wird.
An besonders spannenden Stellen gibt es oft einen Schnitt und man findet sich als Leser ein paar Tage oder Wochen später wieder und erfährt erst nach und nach, was wirklich geschehen ist. Das hält die Spannung aufrecht und man muss einfach weiterlesen, damit man weiß, ob man mit seinen Vermutungen richtig liegt.
Bis auf das „Damals“ ist das gesamte Buch aus Sicht von Daire geschrieben und häufig kann man auch direkt eine ihrer Visionen miterleben und bekommt so, als Leser einen guten Einblick in ihre Gedankenwelt und kann Daires Handeln dadurch besser nachempfinden.
Insgesamt ist das Buch sehr flüssig geschrieben und die Seiten fliegen nur so dahin. Sobald Daire bei ihrer Großmutter ist, erfährt sie immer wieder etwas Neues über sich und ihre Familie und so lüftet sich nach und nach, das Geheimnis der Suchenden und Daires Familie.
Zum großen Showdown wird zwar toll hingeführt und man kann förmlich die Spannung greifen, das Ganze ging mir dann jedoch einfach zu schnell und zu glatt. Wobei das Ende darauf schließen lässt, dass es nicht wirklich das Ende war, sondern lediglich ein Aufschub. Das lässt mich hoffen, dass der nächste Band noch spannender wird. Außerdem wurden nicht alle Fragen beantwortet und neue Fragen haben sich aufgetan, so dass man der Fortsetzung regelrecht entgegenfiebert, um zu erfahren, was Daire, ihre Familie und ihre Freunde noch so erwartet.
Das Besondere an diesem Buch ist sicher, dass die Ureinwohner Amerikas und die Schamanen darin eine wichtige Rolle spielen. Viele ihrer Bräuche fließen in die Geschichte mit ein und werden mit den phantastischen Elementen verknüpft. Dadurch ist dieses Buch, obwohl es wie in so vielen, um den Kampf zwischen Gut und Böse geht, doch etwas Neues und damit eine tolle Abwechslung zu den übrigen Fantasy-Geschichten.
 
Ich habe dieses Buch geradezu verschlungen. Die Bräuche und Rituale der Schamanen haben mich fasziniert und die Verknüpfung mit den phantastischen Elementen hat es spannend und zu etwas Besonderem gemacht.
Dieser erste Band war ein richtig tolles Lesevergnügen und ich freue mich schon jetzt auf die Fortsetzung und kann es kaum erwarten weiterlesen zu können.
Diese Reihe hat richtig viel Suchtpotenzial und könnte sich zu einer meiner Lieblingsreihen entwickeln.
Von mir bekommt das Buch 5 Punkte von 5.
 
Vielen Dank an den Page & Turner Verlag, der mir dieses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat.

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