Rezension

[Rezension] Ich blogg Dich weg

Cover 

 Titel: Ich blogg Dich weg
 Autor/in: Agnes Hammer
 Verlag: Loewe
 Seitenzahl: 158
 Preis: 5,95 € (D)  
 Cover / Bildrechte: Loewe Verlag
Das Cover ist sehr schlicht, was meiner Meinung nach aber sehr gut zum Inhalt passt. Manchmal ist weniger eben mehr.
Julie ist hübsch, hat eine tolle Stimme und ist sehr beliebt. Doch das ist genau der Grund, der Neid unter ihren Klassenkameraden hervorruft und schon bald erhält sie Emails, in denen sie beschimpft wird. Diese könnte sie ja noch ignorieren, aber dann taucht ein gefaktes Facebook-Profil auf, in dem sie als arrogante Zicke dargestellt wird, die anderen die Freunde ausspannt. Schon bald entwickelt sich das Ganze als Selbstläufer und immer mehr Leute lästern online über Julie und bedrohen sie sogar.
Täglich muss Julie am eigenen Leib erfahren, wie sich Mobbing auf einen auswirkt. Sie kann nicht mehr singen, schwänzt die Schule, zieht sich ganz in sich zurück. Doch dann erreicht das Mobbing seinen Höhepunkt und Julie muss erkennen, dass sie das Ganze ohne Hilfe nicht durchstehen kann.
Julie ist eigentlich nicht das typische Opfer. Sie ist hübsch, hat Freunde, singt in einer Band und ist sehr beliebt. Doch gerade weil viele Leute Julie toll finden, ruft das natürlich Neid hervor und so kommt es, wie es kommen muss: Julie wird beschimpft und anonym im Internet schlecht gemacht. Ich selber muss gestehen, dass ich etwas zwiegespalten war, was Julie betrifft. Zum einen kam sie mir wirklich etwas arrogant vor, aber natürlich finde ich, dass sie es trotzdem nicht verdient hat, so behandelt zu werden. Sehr gut fand ich allerdings, wie die Auswirkungen des Mobbings auf Julie beschrieben wurden. Man erlebt richtig mit, wie das junge Mädchen unter den Geschehnissen leidet und sich immer mehr von der Außenwelt zurückzieht. Aufgrund ihrer Familienprobleme traut sie sich anfangs nicht, sich an ihre Eltern zu wenden. Doch ihr Bruder bringt sie schließlich doch dazu, sich Hilfe zu holen. Obwohl man einiges über Julies Gefühle erfährt, blieb sie mir doch zu flach. 
Auch die anderen Jugendlichen wurden meiner Meinung nach nur kurz angerissen. Da ist z.B. Lisa, die bei ihrer alkoholkranken Mutter aufwächst. Sie wäre gerne Schlagzeugerin in der Band von Julie, bekommt aber dann aufgrund ihrer Familienverhältnisse eine Absage. Sie hätte also allen Grund dazu Julie für oberflächlich zu halten.
Ela ist die Freundin von Sebastian. Sie sieht in Julie eine Konkurrentin um die Gunst ihres Freundes, der aufgrund der Bandproben viel Zeit mit Julie verbringt. Auch sie ist also eine mögliche Täterin.
Jasmina ist Julies beste Freundin, doch auch sie muss erfahren, dass ihr Freund Ben Julie toll findet und denkt schnell, dass sie immer nur die zweite Geige neben ihrer Freundin spielen wird.
All die Geschichten dieser Jugendlichen werden kurz angesprochen, gehen jedoch nicht weiter in die Tiefe, so dass man nicht wirklich verstehen kann, was in den einzelnen Personen wirklich vorgeht, was ich sehr schade fand.
Das Buch beginnt damit, dass man sich mitten im Leben der Jugendlichen wiederfindet. Aus verschiedenen Perspektiven erfährt man etwas über ihr Leben, ihre Freunde, Familie und Gefühle. In erster Linie dreht sich erst einmal alles um die Band „Jase Noju“, die von Julie, ihrem Bruder Noah, ihrer besten Freundin Jasmina und deren Bruder Sebastian gegründet wurde. Noah nimmt an einem Schüleraustausch teil und so sucht die Band einen neuen Schlagzeuger. Man erfährt von den Bewerbern und schnell erkennt man, dass es für ein paar Leute wirklich einige Gründe gibt, um Julie zu hassen.
Als die ersten Emails bei Julie eintreffen nimmt das Buch an Spannung auf, denn obwohl man verschiedene Perspektiven der Jugendlichen kennt, weiß man doch nicht, wer hinter dem Mobbing steckt und ich muss sagen, ich war selber ziemlich überrascht, als es am Ende des Buches aufgeklärt wurde.
Das Thema dieses Buches finde ich wirklich sehr gut. Diese Geschichte zeigt, dass das Thema „Mobbing“ sehr aktuell ist und ich finde es wichtig, dass darüber gesprochen und die Leute aufgerüttelt werden, darüber nachzudenken.
Leider muss ich sagen, dass die Charaktere, obwohl man die Geschehnisse immer wieder aus verschiedenen Sichtweisen sieht, doch sehr flach blieben. Anfangs erfährt man zwar ein bisschen von den Hauptdarstellern, aber ein richtiges Bild konnte ich mir von den einzelnen Charakteren leider nicht machen, was ich sehr schade fand, da man sich so nicht richtig in die einzelnen Personen hineinversetzen konnte.
Auch die Geschichte ist meiner Meinung nach zu kurz angerissen. Man erfährt zwar vom Mobbing, wie sich die ganze Geschichte entwickelt und was das alles für Julie bedeutet, aber das Ende war mir dann doch zu schnell. Ich stellte mir viele Fragen, die leider offen blieben. Da es sich ja um „wahre Begebenheiten“ handelt, hätte ich mir doch gewünscht zu erfahren, was „danach“ noch alles geschah. Wie ging es mit Julie weiter? Hat das Mobbing einfach aufgehört, nachdem der Täter entlarvt wurde? Gab es rechtliche Schritte? Gingen die Beteiligten einfach zum normalen Geschehen über? Für mich hätte dieses Buch ruhig noch mehr Seiten haben können, damit man mehr über die Auswirkungen erfährt, was sicher noch mehr aufgerüttelt hätte.

Ich finde es toll, dass in diesem Buch das wichtige und sehr aktuelle Thema „Mobbing“ aufgegriffen wird. Doch für mich hätten es ruhig noch ein paar Seiten mehr sein können, damit die Charaktere Tiefgang bekommen und auch noch Platz für die Auswirkungen gewesen wäre. 
Meiner Meinung nach sollte dieses Buch eine Pflichtlektüre an allen Schulen werden. 
Von mir bekommt das Buch 3,5 Punkte von 5.
Vielen Dank an den Loewe Verlag, der mir dieses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat.

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