Rezension

[Rezension] Egal wohin

Cover 

 

 Titel: Egal wohin
 Autor/in: Franziska Moll
 Verlag: Loewe
 Seitenzahl: 244
 Preis: 12,95 € (D)  
Cover / Bildrechte: Loewe Verlag

Jo möchte weg. Weg von ihren Eltern, ihrer Vergangenheit, ihrem Leben. Gemeinsam mit Koch, ihrem einzigen Freund aus dem Restaurant, in dem sie jobbt, will sie nach Kreta auswandern und dort ein eigenes Restaurant eröffnen. Sie sparen jeden Cent und Jo lernt schon Griechisch und zählt fleißig die Tage.
Doch kurz bevor Johanna 18 Jahre alt wird verschwindet Koch spurlos ohne ein Wort. Jo glaubt fest daran, dass er rechtzeitig zurückkommt. Doch je näher der Tag ihrer Abreise kommt, desto unruhiger wird das Mädchen. Wie gut, dass Amar da ist. Amar, der so still und unscheinbar ist. Amar, dem Koch heimlich das Kochen beigebracht hat. Amar, der selbst ein Geheimnis hat … .
Das Buch beginnt mit einem Kapitel, das mit „Noch elf Tage“ überschrieben ist. Man lernt Jo und Koch kennen und erlebt sofort die besondere Beziehung zwischen den beiden mit. Koch scheint nicht nur ein besonderer Freund, sondern auch eine Art Vorbild für Jo zu sein. Er nimmt sie so, wie sie ist. Mit ihrer Eigenart, mit ihrer Vergangenheit. Schnell wird auch klar, dass in ihrer Vergangenheit etwas Schreckliches passiert sein muss, denn man begleitet die Protagonistin zu einem Termin bei ihrem Psychologen und erfährt, dass sie statt in der Luxusvilla ihrer Eltern, lieber im Schuppen wohnt. Doch die Autorin Franziska Moll lässt einen lange im Dunkeln und gibt durch Gedichte an den Kapitelanfängen nur kleine Hinweise darauf, was für einen Schicksalsschlag Jo erleben musste, was auch der Grund dafür ist, dass sie unbedingt gemeinsam mit Koch auswandern möchte.
Ich muss gestehen anfangs wusste ich nicht so recht, was ich von dieser Geschichte halten sollte. Man erlebt eine Protagonistin, die mit ihrem alten Leben eigentlich schon abgeschlossen hat, die sich allem gegenüber verschließt und sogar vor kleinen kriminellen Handlungen nicht zurückschreckt. Sie ist nicht gerade eine Sympathieträgerin und trotzdem war ich sehr neugierig, was dazu geführt hat, dass Johanna sich so abschottet und nur noch Koch an sich heranlässt. 
Der Schreibstil der Autorin hat mich dabei total überrascht. Die gesamte Geschichte ist in Ich-Form aus Sicht der Protagonistin erzählt und doch kann man die Gefühle von Jo eher zwischen den Zeilen, als direkt lesen. Häufig zitiert sie Koch und gibt seine Lebensweisheiten wieder oder übersetzt wichtige Worte und Phrasen ins Griechische. So bekommt man einen kleinen Einblick, was für sie wichtig ist und dass sie doch nicht so taff und abgebrüht ist, wie sie sich anderen gegenüber gibt. Und obwohl ich Jo ein Stück weit verstehen konnte, fand ich es doch auch irgendwie traurig, dass sie sich nicht wirklich öffnet, sie ihre Vergangenheit nicht verarbeitet, sondern vor ihr davonlaufen möchte.
Als Koch schließlich verschwindet scheint Jo erst einmal ganz allein zu sein und wird noch härter gegenüber ihrer Umwelt. Doch Amar schafft es mit kleinen Gesten sich in ihr Herz zu schieben. Aber wer jetzt eine Liebesgeschichte erwartet, der wird enttäuscht sein, denn hier geht es weniger um Liebe, als um Vertrauen und darum, sich überhaupt auf eine andere Person einzulassen.
Lange Zeit fragt sich der Leser, warum Koch verschwunden ist, ob er Jo einfach im Stich gelassen hat oder ihm etwas passiert ist. Diese Spannung erhält die Autorin bis zum Ende aufrecht. Zwar machen sich Jo und Amar auf die Suche nach des Rätsels Lösung, doch erst am Schluss des Buches wird aufgelöst, was wirklich passiert ist und dieses Ende kam für mich doch sehr überraschend. Aber ich muss gestehen: Ich liebe es. Denn während mich die gesamte Geschichte sehr traurig gestimmt und mich irgendwie in einer düsteren Stimmung zurückließ, zeigte mir das Ende doch wieder etwas Hoffnung. 
Dieses Buch ist wahrlich keine leichte Kost. Zwar kann man die Gefühle meist nur zwischen den Zeilen herauslesen, doch trotzdem bedrückt einen das Schicksal von Jo und ihr Umgang mit ihrem Leben stimmte mich eher traurig. Der Schreibstil von Franziska Moll passt perfekt zur Geschichte und obwohl Jo eine verschlossene Protagonistin ist, die lieber vor ihrem Leben davonläuft, als es in die Hand zu nehmen, kommt mit Koch und Amar doch ein Stückchen Hoffnung in die Geschichte. 
Insgesamt hat mich dieses Buch sehr nachdenklich gestimmt, tief berührt, aber auch irgendwie traurig gemacht.
Von mir bekommt das Buch 4 Punkte von 5.

6 Kommentare

  • Hannah J.

    Hallo liebe Moni,eine richtig schöne Rezi! :)Das Buch klingt wirklich interessant und ich finde es super, dass du das am Welttag des Buches verlosen wirst.Außerdem wollte ich dir gleich noch wunderschöne Ostern wünschen, entspannte, lesereiche Feiertage und alles Liebe. <3Ich hoffe, dass wir uns mal persönlich sehen, vielleicht klappt es ja in Frankfurt dieses Jahr. :)Alles Liebe,deine Hannah

  • Lottasbuecher

    Hallöchen Moni,irgendwie habe ich das Gefühl, dass die Bücher von Franziska Moll nicht so mein Ding sind, weil die Gefühle eben nur so zwischen den Zeilen herauskommen sollen. Ich brauche eher immer so handfeste Emotionen. Besonders bei Büchern mit solchen Themen. Deswegen werde ich ihre Bücher wohl eher meiden. o:Liebst, Lotta :*

  • Literatouristin

    Heyho, liebe Moni :DDa mir der erste Roman von Franziska Moll nicht so gefallen hat, weil mir eine Figur fürchterlich auf die Socken gegangen ist, wollte ich "Egal wohin" eigentlich nicht lesen. Aber das hier klingt so viel versprechend… und eigentlich war der Schreibstil wirklich ausgezeichnet, deshalb: Jetzt hab ich es mir in der Buchhandlung vorbestellt und bin schon arg neugierig ^^L.G. Bianca (https://literatouristin.wordpress.com/)

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