Rezension

[Rezension] Vor uns das Leben

Cover 

 Titel: Vor uns das Leben
 Autor/in: Amy Harmon
 Verlag: Bastei Lübbe / INK
 Seitenzahl: 386
 Preis: 8,99 € (D)
  Cover / Bildrechte: Bastei Lübbe

Ambrose ist der Star der Ringermannschaft und kann jedes Mädchen haben, das er möchte. Dabei entgeht ihm natürlich, dass die unscheinbare Fern schon lange in ihn verliebt ist. Er wünscht sich mehr in seinem Leben, doch ein einziger Augenblick verändert alles für ihn.

Fern dagegen kämpft mit Selbstzweifeln. Sie findet sich so gar nicht hübsch und versteckt sich deswegen in der Scheinwelt von Büchern. Doch sie kümmert sich so liebenswert um ihren schwer kranken Cousine Bailey und merkt dabei selber nicht, dass die innere Schönheit viel mehr zählt, als das Aussehen.
Bailey hat allen Grund das Leben zu verfluchen, denn er ist an den Rollstuhl gefesselt und immer auf fremde Hilfe angewiesen. Doch gerade er ist es, der dem Leben so viel Schönes abgewinnen kann und allen anderen zeigt, was sie doch eigentlich für ein Glück haben.

Was soll ich sagen, ich bin immer noch total ergriffen von dieser Geschichte.
Anfangs lernt man Bailey, Fern und Ambrose kennen und erlebt mit, wie sie älter werden und sich entwickeln. Dabei erfährt man auch mehr über Baileys Krankheit und dass er keine sehr hohe Lebenserwartung hat. Doch wenn man Bailey dann kennenlernt, ist man einfach nur fasziniert von diesem starken Charakter, von diesem lebensfrohen jungen Mann, der immer die richtigen Worte zu haben scheint und jeden Tag so lebt, als wär es wirklich sein letzter. Ich habe bei jeder Seite bewundert, wieviel Kraft dieser Junge hat und wieviel er davon noch allen anderen in seiner Umgebung gibt. Hier ist der Autorin wirklich ein sehr außergewöhnlicher Charakter gelungen, den man nur ins Herz schließen kann, der einen aber auch immer wieder zum Lachen und zum Nachdenken bringt.
Fern dagegen konnte ich nicht immer ganz verstehen. Mag sein, dass sie nicht zu den Schönheiten an ihrer Highschool gehört und dass Selbstzweifel bei Mädchen im Teenageralter normal sind, aber irgendwie hatte sie für meinen Geschmack etwas zu viel Selbstmitleid. Doch wie sie sich um ihren Cousin Bailey kümmert finde ich sehr herzergreifend und machte sie mir gleich wieder sympathischer. 
Von Ambrose dachte ich gleich zu Beginn, er wäre sehr arrogant und selbstverliebt, da er ja der Star der Schule ist, doch was ich dann kennenlernte, hat mich wirklich gewundert. Er passte so gar nicht in das Bild des beliebten Jungen, der sich anschließend in das hässliche Entlein verliebt, wie man es aus so vielen Highschool-Filmen kennt. Im Gegenteil, er ist sehr mit sich selbst beschäftigt, aber nicht mit Oberflächlichkeiten, nein, er ist ein sehr kritischer und nachdenklicher junger Mann, der seinen eigenen Weg finden will, sich dann aber irgendwann, durch ein tragisches Ereignis selbst verliert.
Der Autorin Amy Harmon ist es wirklich sehr gut gelungen, hier drei außergewöhnliche und sehr starke Charaktere zu schaffen und deren Schicksale in diesem Buch miteinander zu verknüpfen. Doch hierbei handelt es sich nicht etwa um einen oberflächlichen Liebesroman oder eine typische Young Adult Geschichte, nein, dieses Buch bietet so viel mehr: Es geht um unheilbare Krankheiten, um Selbstzweifel, Schicksalsschläge und Verlust, es geht um Familien, Liebe, Freundschaften und darum, wie Jugendliche versuchen einen Platz im Erwachsenenleben zu finden. Es geht um Verantwortung und unerfüllte Träume, es geht darum, sein Leben zu leben und zu genießen und darum, sich in all den Irrungen und Wirrungen des Lebens nicht selbst zu verlieren. 
Die Geschichte ist dabei jeweils in der 3. Person geschrieben, wechselt aber immer wieder zwischen Bailey, Fern und Ambrose hin und her und häufig werden auch Rückblenden eingebaut, die aus Erinnerungen der Protagonisten bestehen und es dem Leser erleichtern, die Gefühle des jeweiligen Charakters besser nachvollziehen zu können.
Der Schreibstil ist dabei locker und leicht zu lesen und doch steckt er voller Emotionen. Ich musste lachen, weinen und seufzen und am Ende schlug ich das Buch zwar zufrieden zu, musste aber noch lange über die versteckten Botschaften darin nachdenken.
Dieses Buch ist wirklich etwas ganz Besonderes. Selten habe ich ein Buch gelesen, dass so viel Tiefgang hatte und doch so locker leicht zu lesen war. Es hat mich tief bewegt, die drei Protagonisten in ihrem Leben zu begleiten, mit ihnen zu lachen, zu weinen, zu verzweifeln und neuen Mut zu fassen. Sie haben mich aufgewühlt und zum Nachdenken gebracht. Ein wirklich sehr berührendes Buch. 
Von mir bekommt das Buch 5 Punkte von 5.

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