Rezension

[Rezension] In Frühlingsnächten

In Frühlingsnächten

Autor(in): Jetta Carleton
Verlag: Kiepenheuer & Witsch
Seitenzahl:  318
Preis:  8,99 Euro
Cover / Bildrechte: Kiepenheuer & Witsch Verlag

Gestaltung:

Das Cover gefällt mir sehr gut, auch wenn ich nicht wirklich sagen kann, wie es zum Inhalt des Buches passt. Die Kapuzinerkresse, die dort abgebildet ist, passt leider auch nicht zum Titel „In Frühlingsnächten“, da sie mit dem Frühling wenig zu tun hat. Doch die Farben sind sehr schön und das Cover passt zu dem des ersten Romans von Jetta Carelton „Wenn die Mondblumen blühen“, was mir sehr gut gefällt.
Story: 
Das Buch beginnt sehr ungewöhnlich, indem die Autorin dem Leser direkt erklärt: „Allen Liles ist eine fiktive Figur. Ich habe sie erfunden. Auch ihre Geschichte ist erfunden. Aber nicht ganz. Ein Teil davon ist meine Geschichte, an sie überreicht und entsprechend angepasst.“ Ich fand es sehr schön, dass Jetta Carelton den Leser direkt angesprochen und so mit in die Geschichte hineingezogen hat. 
Danach geht es mit Allens Vorstellungsgespräch weiter und man erfährt ein wenig über sie, ihre Familie und ihre Beziehung zu ihrer Mutter. Doch sehr schnell findet man sich dann mit Allen am College ein, wo sie beginnt ihre Studenten zu unterrichten und ihre Kollegen kennenzulernen. Zwei männliche Studenten haben es Allen besonders angetan. Die drei scheinen seelenverwandt zu sein und beginnen schnell, ihre Freizeit miteinander zu verbringen. Sie sprechen über Bücher, Filme, Musik, aber auch aktuelle Themen, wie z.B. den Krieg. In diesen Kapiteln erfährt man als Leser viel über Literatur und Musik. 
Und langsam wird dann mehr aus einem der Studenten und Allen, ein Liebespaar. Eine meiner Lieblingsszenen ist der erste Kuss im Nebel. Das ist sehr schön und so romantisch. Doch leider muss ich sagen, geht die Liebesgeschichte dann nicht so romantisch weiter. Die beiden treffen sich, tanzen und küssen sich, reden weiterhin über Musik und Literatur und dann ist die Beziehung beendet, bevor sie richtig begonnen hat. Ich konnte nicht einmal sagen, ob Allen wirklich verliebt ist oder das Ganze einfach aus gemeinsamen Interessen entstanden ist. Ich dachte auch, diese ganze Geschichte wäre dramatischer. Immerhin lässt sich hier eine Lehrerin mit einem ihrer Studenten ein und obwohl ihr privater Kontakt mit den Studenten nicht unbeobachtet bleibt, bleibt er doch ohne wirkliche Konsequenzen, was meiner Meinung nach, diesem Buch die Dramatik genommen hat.
Auch die Tatsache, dass Allen eigentlich ganz andere Wünsche und Träume hat, blieb für mich zu wenig angesprochen. Die Geschichte plätschert langsam dahin und erst als Allen ihrer Job als Lehrerin zu verlieren droht, beginnt sie wirklich darüber nachzudenken, ob das denn so schlimm wäre… .
Charaktere: 

Allen ist eine junge Frau, die viele Träume und Wünsche hat, sich aber der Realität des Geld verdienens stellen muss und versucht das Beste aus ihrer Situation zu machen. Da sie in ihrem Alter dem Alter ihrer Studenten sehr nahe ist, fühlt sie sich diesen näher, als z.B. ihren Kollegen und freundet sich mit ihnen an. Nicht so ganz nachvollziehen konnte ich, dass Allen sich überhaupt keine Gedanken darüber macht, ihre männlichen Studenten mit nach Hause zu nehmen und gemeinsam mit ihnen um die Häuser zu ziehen. Da ist sie in meinen Augen etwas zu naiv und (wie die Autorin im 1. Kapitel schreibt) zu unschuldig. Schade fand ich auch, dass sie sehr schnell den Kontakt zu den Kolleginnen abbricht und sich dadurch völlig abgrenzt und selber isoliert, was sie zu spüren bekommt, als die Beziehung zu den Studenten zerbricht. Und obwohl man erfährt, dass Allen andere Träume hat, als zu unterrichten, kämpft sie für meinen Geschmack zu wenig dafür. Sie fügt sich stumm in ihr Schicksal und die Tage plätschern einfach so dahin. Überhaupt finde ich kommen Allens Gefühle zu wenig zum Ausdruck. 
Am sympathischsten in der Geschichte waren mir Allens Bruder Dalton, der nur eine kleine, aber wichtige Rolle in dem Buch spielt und der gutmütige, alte Dekan Mr Frawley. Ihn konnte ich mir sehr gut vorstellen, die gute Seele des Colleges.
Aber auch die verschiedenen Kollegen und Kolleginnen von Allen waren gut beschrieben, z.B. Maxine, deren Lebensinhalt eigentlich nicht das unterrichten, sondern die Ehe mit einem angesehen jungen Mann ist oder Dr Ansel, der langweilig ist und keine Frau hat, weil er eine zu enge Beziehung zu seiner Mutter hat.
Dann gibt es noch die Studenten Toby und George, die den jugendlichen Leichtsinn, die Freude am puren Leben symbolisieren. Ich konnte richtig mit ihnen mitfühlen, ihre Freude an der Literatur und der Musik nachvollziehen und doch verstand ich nicht immer ihre Handlungen, z.B. warum sie sich plötzlich von Allen abwenden.
Für mich waren vor allem die Hauptdarsteller zu wenig klar beschrieben, was jedoch auch von der Autorin beabsichtigt worden sein könnte, da man sich dann als Leser mehr Gedanken über die Personen machen muss, sich Fragen ergeben und viel Raum für eigene Interpretationen bleibt.

Schreibstil:

Mir gefiel sehr gut, dass die Autorin Jetta Carleton zu Beginn den Leser direkt anspricht und ihm ein wenig erklärt, warum sie diese Geschichte geschrieben hat. Das hat mich sehr berührt und sofort für dieses Buch eingenommen.
Die Autorin versteht es auch, die Liebe zur Literatur und zur Musik in diesem Buch auszudrücken. Immer wieder findet man Gedichtzeilen oder Liedtexte in der Geschichte und Allen und ihre Studenten diskutieren über verschiedene Autoren und Musiker. Gerade für Menschen, wie mich, die Bücher lieben, ist das sehr gut nachvollziehbar und macht die Protagonisten sympathisch.
Doch durch all diese Literaturdiskussionen kommen meiner Meinung nach die Liebesgeschichte und Allens Kampf um ihre Träume etwas zu kurz. Die Geschichte plätschert so dahin und ich habe immer wieder darauf gewartet, dass endlich etwas passiert, dass das Buch dramatisch und spannend wird.  
Und auch das Ende hat mich eher enttäuscht, da so viele Fragen offen blieben.
Fazit:

Die Geschichte ist sehr schön und lässt den Leser auch über seine eigenen Wünsche und Träume nachdenken. Außerdem bleibt vieles offen, was dem Leser viel Raum für eigene Interpretationen lässt. Dennoch haben mir etwas der Tiefgang, die Dramatik und ein wenig Spannung gefehlt. 
Das Buch ist trotz allem gut geschrieben und lässt sich wunderbar in einer schönen Frühlingsnacht lesen 🙂
  
Deswegen bekommt es von mir 4 Punkte von 5.
Vielen Dank an lovleybooks.de und den Kiepenheuer & Witsch Verlag, die mir dieses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat.

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