Autoreninterview

Johanna B. Becking

Hallo Johanna, vielen Dank, dass Du Dir heute die Zeit für ein Interview nimmst. Spätestens seit ich das Cover und den Klappentext zu Deinem Debüt gesehen habe, bin ich ganz gespannt … aber vielleicht stellst Du Dich erst mal kurz vor, bevor ich Dich löchere.
Hallo Moni!
oah, ich merke grad, ich hätte mich vielleicht besser vorbereiten sollen. Aber ich glaube, es fällt niemanden wirklich leicht, sich vorzustellen, oder?
Ich bin Johanna, bin 28, Mutter einer Tochter und Hamburgerin. Wie du schon geschrieben hast, ist Aésha mein Debüt, weswegen ich von mir als Autorin noch gar nicht sonderlich viel berichten kann. Wenn ich aber gerade mal nicht schreibe oder auf dem Spielplatz bin, arbeite ich im Büro und bin da sozusagen die gute Fee und Ansprechpartnerin für alle Notfälle.

 

Na da hast Du ja wirklich alle Hände voll zu tun: Brötchenjob, Mutter und dann noch Autorin. Wie findest Du die Zeit für all das?
Haha, das weiß ich selbst manchmal gar nicht so genau, wobei ich da auch sehr froh bin, dass mein Sozialleben außerhalb der Buchwelt (ein Großteil besteht inzwischen aus anderen Autoren), sehr verständnisvoll und nie böse ist, wenn ich mich mal wochenlang zurückziehe oder nur sporadisch melde.
Ansonsten ist eigentlich alles immer komplett durchgetimed und meine Tochter inzwischen glücklicherweise in einem Alter, in dem sie das auch mal versteht und besänftigt ist, wenn ich eine Geschichte mit einem Mädchen mit ihrem Namen schreibe. Allerdings setze ich mich auch möglichst erst an den Laptop, wenn sie im Bett ist. Würde sie nicht dauernd wieder aufstehen, würde sie es gar nicht mitkriegen.
Als sie noch kleiner war, habe ich gar nicht geschrieben, ich hätte nicht gewusst wie. Darum hab ich vollsten Respekt vor anderen Autorinnen, die das alles mit Baby machen! Hut ab!

 

Wie lange hast Du denn dann gebraucht, um “Aésha” zu schreiben?
Hui, das kommt ganz darauf an, wie man es rechnet und was man dazuzählen möchte. Die Geschichte habe ich nämlich mit 12 Jahren begonnen und mit 15 die allererste Rohfassung “fertig” gehabt. Das, was ich damals geschrieben habe, kann man allerdings niemandem zeigen, grauenhaft!
Aber die Story ist so tief in meinem Herzen verankert, dass ich sie Anfang letzten Jahres nochmal neu begonnen habe, diesmal mit Struktur und Tiefe.
Ich glaube, ich hab im Januar angefangen und im August oder September habe ich die Exposés an die Verlage geschickt.

 

Mit 12 hattest Du schon die Idee? Wow, na dann erzähl doch mal grob, um was es in Deinem Buch geht… .
Eigentlich ist der Plot ja schon fast klassisch, ein junges Mädchen findet heraus, dass sie der Magie fähig ist und schlussendlich gibt es dann den bösen Herrscher, den es zu besiegen gilt. Das Besondere an Aésha ist jedoch, dass sie zum einen zu einer starken Protagonistin heranwächst, die ihre Stärken erkennt und dann finden wir in der Geschichte viele Themen aus dem echten Leben wieder, obwohl sie in dem Fall Menschen, Magier, Elben, Zwerge und Orks betrifft. Vorurteile und Rassismus zum Beispiel.
Ich glaube, alles andere was mir sonst dazu einfällt, ohne zu spoilern, wäre eine Wiederholung des Klappentextes.

 

Du baust also auch ernste Themen in Deine Geschichten ein? Ist es Dir wichtig, dem Leser eine Botschaft zu vermitteln?
Ja das ist es schon. Ich finde, dass Bücher eine wunderbare Möglichkeit sind, Leser zum Nachdenken anzuregen. Vor allem wenn sie das tun, während die Protas selbst gerade dabei sind, sich darüber eine Meinung zu bilden. Aésha erfährt diesen Rassismus zum Beispiel in ihrem Heimatdorf einfach gar nicht. Erst als sie rauskommt und vor allem später mit der Halbelbin Naomi zusammen reist, bekommt sie mit, dass es sowas überhaupt gibt. Da macht sie sich natürlich ihre Gedanken und versucht das zu verstehen. Und das ist es doch eben auch oft in der realen Welt, wir kriegen manchmal gar nicht so mit, was außerhalb unserer “Blubberblase” passiert, weil die Berührungspunkte fehlen.

 

Das stimmt. Ist Aésha dann die perfekte Heldin? Makellos, ganz ohne Fehler?
Oh nein gar nicht! Aésha ist vor allem am Anfang sehr oft unsicher. Vor allem wenn sie plötzlich mit Gleichaltrigen konfrontiert wird und die Neue ist. Außerdem ist sie völlig überfordert mit der Magie, die da plötzlich in ihr erwacht ist.
Und auch wenn sich das später noch legt, weil sie eben lernt und erwachsen wird, gibt es auch später noch so ein paar Ecken und Kanten.
Allerdings muss ich sagen, sie ist auch kein Typ weinerlich.

 

Was würdest Du sagen, ist ihre “schlimmste Ecke und Kante”?
Puuh, das ist eine super schwierige Frage für mich!
Ich glaube, ihre größte Schwäche ist, dass sich bestimmte Unsicherheiten nie ganz legen, auch wenn sie eine Person ist, die das nach außen hin nicht so zeigt. Sie ist jemand, der sich viele Gedanken macht und sich auch fragt, ob sie richtig oder falsch gehandelt hat. Und manchmal handelt sie dadurch auch zu spät.

 

Ist das ein Charakterzug, den Du von Dir selbst kennst oder ist Deine Protagonistin ganz anders als Du?
In bestimmten Situationen bin ich definitiv auch sehr unsicher, in vielen anderen dafür gar nicht. Da ist sie mir schon ähnlich und dadurch, so hoffe ich, auch authentisch. Ich glaube, wenn ich mir Aésha zum Schluss (es ist ja eine Trilogie) vor Augen halte, ist sie so, wie ich gerne sein möchte bzw. versuche zu sein. Vor allem menschlich. Sie ist gütig, hilfsbereit, ehrlich, aber auch stark und entschlossen und dennoch eben nicht “perfekt”.

 

Eine Trilogie … das heißt, Du schreibst bereits an Teil 2? Oder brauchst Du jetzt erst einmal eine Pause?
Teil 2 ist schon in Arbeit, wobei ich aber auch noch mit den letzten Arbeitsschritten eines anderen Buches beschäftigt bin, das demnächst ebenfalls bei Hawkify erscheint. Der Plot für Teil 2 und 3 steht jedoch, genauso wie schon alles an Hintergrundinfos, wie die einzelnen Handlungsstränge ablaufen etc. Ich freu mich schon wahnsinnig drauf, weil es noch so viel über die einzelnen Charaktere zu erfahren gibt und da vieles von ihnen ans Licht kommen wird. Ich fühl mich immer wie ein totaler Geheimniskrämer!

 

Geheimniskrämerei … ein gutes Stichwort: Ein weiteres Buch für Hawkify … jetzt machst Du mich natürlich neugierig. Darfst Du schon ein (klitzekleines) bisschen davon erzählen?
Hihi, ich denke schon, dass ein paar Infos nicht schaden können. „Der Dämonenprinz und ich“ ist was komplett anderes als Aésha.
Es ist ein Urbanfantasy.
Der Verlag hat mir sogar das Okay gegeben, dass ich den Klappentext schon verraten darf. Also, hier ist er:
„Ich bin Chloe Sanchez, Halbdämonin und Privatdetektivin. Eigentlich hatte ich diesen Freitag nur vor, Mr. Allingston beim Fremdgehen zu überführen, da läuft mir doch ausgerechnet der verdammte Dämonenprinz höchstpersönlich vor meine Karre! Blutüberströmt … von Vampiren und Ghulen verfolgt. Mir bleibt keine andere Wahl, als den verwöhnten Prinzen mit in mein Büro zu nehmen. Hätte ich geahnt, was auf mich zukommt, als er mich daraufhin anheuert, hätte ich mir das zwei Mal überlegt und ihn vielleicht doch den Blutsaugern überlassen. Ausgerechnet ich soll Beweise gegen das Arschloch finden, das es auf ihn abgesehen hat. Und ab da ist die Kacke am Dampfen: Ein Prinz, der mir näher kommt, als mir lieb ist, von einem Golem verfolgt und mit der alten Baba Yaga konfrontiert. Ich muss sagen, dass mir die Untreue von Mr. Allingston erstmal scheißegal ist …“

 

Das klingt nach einer Badass-Heldin und jeder Menge Humor.
Richtig. Tracy Kae behauptet immer, Chloe wäre genau wie ich, dabei stimmt das gar nicht, sie hasst es zu kochen, während ich es liebe!
Es hat unglaublich Spaß gemacht, das Buch zu schreiben, es bleibt aber trotzdem ein Einzelband. Zumindest ist es als solches geplant.

 

Das wäre ja dann nochmal was anderes, als High-Fantasy. Hast Du generell vor, in verschiedenen Genre zu schreiben oder bleibst Du bei Fantasy, mit all seinen Untergenre?
Irgendwie habe ich wirklich in allen Untergenres des Fantasys Geschichten in Planung… es ist so spannend, sich da auszuprobieren! Nächstes Jahr steht sogar ein Romantasy an, etwas, was ich bei mir nie für möglich gehalten hätte! Da geht´s dann ja um Liebe, oh Schreck! Oh und es wird sogar Kindergeschichten geben.

 

Wieso sagst Du “oh Schreck” wenn es um Liebe geht?! Gibt es in Aésha und dem Dämonenprinz keine Liebe?
Das ist mir SUPER schwer gefallen! Es gibt Liebe, aber gerade bei Aésha eher am Rande und noch ganz unschuldig und im Dämonenprinzen und ich gibt es Liebe einfach mal ein bisschen anders als üblich würde ich sagen. Immerhin wird da der Prinz von der Frau gerettet, die Rollen unterscheiden sich also schon ein bisschen von der Norm.

 

Das klingt herrlich erfrischend. Vor allem die klischeehaften Liebesgeschichten hängen ja vielen Lesern schon zu den Ohren raus. Erkundigst Du Dich vor dem Schreiben auch nach Trends oder schreibst Du einfach wie es Dir in den Sinn kommst und kümmerst Dich nicht um so etwas?
Nein, da kümmere ich mich nicht wirklich drum. Obwohl ich glaube, der Dämonenprinz passt gerade zeitlich sehr gut. Das war aber dennoch Zufall. Wohingegen ja zurzeit gesagt wird, High Fantasy wäre momentan überhaupt nicht gefragt.
Die Geschichten tauchen in meinem Kopf auf und dann überlege ich, wie sehr ich darauf brenne, sie zu schreiben. So lege ich dann die Reihenfolge fest.
Wobei ich glaube ich auch manchmal überlege, was es gerade in den Geschichten, die ich so kenne eben NICHT gibt, mir aber fehlt.

 

Dann bist Du da völlig frei in der Entscheidung? Bekommst Du keinen Druck vom Verlag z.B. Band 2 von Aésha zu liefern?
Da ist bei mir selbst schon genug Feuer hinter, die Geschichte weiter zu bringen, das würde ich gar nicht weiter hinauszögern. Aésha 2 kommt nächstes Jahr raus, daran besteht kein Zweifel.
Ich würde aber auch die Leser bei einer Reihe gar nicht länger als ein Jahr warten lassen wollen. Das wäre nicht nur kontraproduktiv, sondern finde ich als Leser auch unglücklich.

 

Du scheinst immer auch die Sicht des Lesers zu beachten … liest Du selber viel oder kommst Du neben all Deinen Pflichten da gar nicht mehr dazu?
Ich glaube im Vergleich zu vielen anderen lese ich inzwischen sehr wenig, weil ich wirklich nicht mehr dazu komme. Nur noch übers Handy mit der Kindleapp in der Bahn, weil der Weg zum Büro meist nicht mehr zum Weitermachen reicht. (In meinem alten Job hatte ich etwas mehr Fahrtzeit, da hab ich in der Bahn geschrieben.)
Ansonsten liegen hier etliche ungelesene Bücher in meiner Wohnung und ich weiß gar nicht, wann ich mal dazu kommen soll. Oh und dann bin ich leidenschaftliche Hörbuchlauscherin. Das kann man ja praktischerweise während man den Haushalt macht.

 

Hast Du denn einen Hörbuchtipp für uns?
Ich liebe das Hörbuch zu Reckless, der Sprecher ist unfassbar toll und es ist zauberhaft mit Musik gemacht.Und dann habe ich die Hörbücher von Richard Schwartz Büchern mehrfach regelrecht gesuchtet, die Askir-Reihe, sowie die Chroniken von Lythar. Ich konnte sofort heraushören, welcher Charakter gerade spricht, da war ich komplett drin.
Und die Alaburg-Reihe von Greg Walters mochte ich sehr.
Das waren sogar gleich mehrere.

 

Ist das auch ein kleiner Traum von Dir: Deine Bücher irgendwann als Hörbücher? Oder was wünschst Du Dir in Bezug auf Dein Autoren-Dasein?
Das wäre natürlich super cool! Im Moment bin ich schon total baff, wenn jemand fragt, auf welches Buch man sich als nächstes freut und dann schreiben da Leute plötzlich mein Buch und meinen Namen… das ist so merkwürdig!

 

Da kommen sicher noch mehr “merkwürdige” Momente: Die erste Rezension, die erste Lesung usw. Worauf freust Du Dich am meisten und wovor fürchtest Du Dich am meisten?
Ich freu mich am meisten darauf, mein Buch in den Händen zu halten und es in meinem Regal stehen zu haben. Oder es irgendwann mal im Buchladen zu sehen, das wäre überwältigend.
Wie Rezensionen für mich werden, weiß ich noch nicht, da hab ich schon Respekt vor. Klar hab ich von Testlesern und meiner Lektorin auch mal Kritik bekommen, aber da kann man ja noch was ändern und an dieser Stelle ausbessern.
Wenn das Buch draußen ist, kann man dann halt nur noch für zukünftige Bücher lernen, aber bei dem ist dann das Kind schon in den Brunnen gefallen.

 

Ich denke, jede Kritik muss man sich auch nicht so zu Herzen nehmen, denn Geschmäcker sind ja auch verschieden. Was dem einen gefällt, kann der andere gar nicht haben.
Oder denkst Du, dass Dir negative Rezensionen sehr wehtun werden?
Zu sehr zu Herzen nehme ich sie mir eigentlich nicht. Ich bin genauso wie jeder andere nicht als Meister vom Himmel gefallen und erwarte keine Perfektion von mir, vor allem nicht bei meinem Debüt. Da war vor allem am Anfang auch einiges, was wir im Lektorat verbessert haben, weil ich noch so ungeübt war und mein Können noch nicht ausgereift war. Dafür versuche ich, mit jedem Buch zu lernen, mehr geht nicht.

 

Das ist auf jeden Fall eine gute Einstellung! Aber ich wünsche Dir natürlich trotzdem, dass die Rezensionen (hauptsächlich) positiv ausfallen.
Gibt es zum Ende des Interviews noch etwas, das Du unbedingt loswerden möchtest?
Danke dir, das hoffe ich auch! Es hat mich wahnsinnig gefreut und war super angenehm, ich staune gerade, wie schnell die Zeit vergangen ist!
Das war mal eine ganz neue Erfahrung.

 

Vielen Dank für Deine Zeit und die spannenden Antworten. Jetzt warte ich noch sehnsüchtiger auf Dein Debüt.

Autorenfoto: © Johanna B. Becking
Cover: © Hawkify Verlag
Buchfoto: © Monika Schulze
Bild: pixabay.com

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